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Einfach mal die Kontrolle abgeben

Einfach mal die Kontrolle abgeben

Haben die Kontrolle abgegeben und Spaß dabei: Tourismusmanagerin Jutta Fischbach und Inhaber Lars Hoffmann sind geübte Segway-Fahrer.

Vor einem halben Jahr begannen Jutta Fischbach und Frank Klenner, dem Tourismus in Haselbachtal auf die Sprünge zu helfen. Ein erstes Versprechen haben sie nun erfüllt.

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Nicht aus dem Blick: Auch die Projekte auf dem Prelle-Gelände werden weiter verfolgt. Foto: Archiv

Haselbachtal. Wer macht das schon gern: Auf die Kontrolle verzichten? Sein Schicksal in die Hände anderer Menschen oder, noch schwieriger, eines technischen Geräts legen? Lars Hoffmann lacht. „Das ist ganz einfach. Probieren sie es aus!“ Und beugt sich leicht über sein Segway, das gemächlich, aber doch bestimmt Fahrt aufnimmt.

Merkwürdige Faszination

Den Blick frei geradeaus, den Oberkörper durchgestreckt. Und das, während eine – folgt man dieser Empfehlung – unsichtbare Kraft dafür sorgt, dass man sich vorwärts bewegt. Das Auge nimmt etwas wahr, was das Gehirn nicht interpretieren kann. Die Landschaft zieht vorbei, ohne dass die Sinne eine Begründung dafür liefern. Dies stellt das menschliche Gleichgewichtsorgan auf eine harte Probe. Unwillkürlich wandert der Blick nach unten. Was man da sieht, ist nicht gerade beruhigend: Ein schmales Brett, auf dem die Füße stehen, darunter zwei Räder. Darüber eine Säule mit zwei Griffen, auf denen die Hände ruhen. Wie kann es sein, dass man nicht schon längst umgekippt ist? Die Antwort lautet: Vertrauen! „Vertrauen Sie auf Ihr Segway“, hat Lars Hoffmann dem Neuling vor der Fahrt mit auf den Weg gegeben. „Es kann nicht umkippen, solange Sie ruhig darauf stehen.“ Und der Inhaber der S&V Mobility Dresden sollte es wissen, denn er betreibt in der Landeshauptstadt einen Segway-Verleih, bietet Touren durch die Dresdner Altstadt, auf dem Elberadweg oder auch rund um Moritzburg an.

Und bald kann man auch auf einem in den letzten Monaten entstandenen Parcour in unmittelbarer Nähe des Steinbruchmuseums „Prelle“ das merkwürdige und doch faszinierende Fahrgefühl eines Segway ausprobieren. Absolute Neulinge sollten nach der Einweisung zunächst die „kleine“ Runde fahren, bevor sie sich an die Schikanen oder an den Hügel heranwagen. Denn auch hier widerspricht die Anweisung des Instruktors zunächst der Intuition.

„Neigen Sie sich mit gestrecktem Körper an die Lenksäule heran.“ Und tatsächlich: Das Segway nimmt genügend Fahrt auf, um den kleinen Berg mühelos zu überwinden. Bergab heißt es, sich langsam zurückzulehnen – auf diese Weise lässt sich das Segway bis zum Stillstand abbremsen.

Versprechen gehalten

Vor etwa einem halben Jahr hatten Jutta Fischbach und Frank Klenner in den Räumen des Steinbruchmuseums „Prelle“ ihre Visionen vorgestellt, zu denen der Segway-Parcours gehörte. Nach damaliger Aussage sollte er bis zum Frühjahr „stehen“.

Die Tourismusmanager haben Wort gehalten: „Am Sonntag, dem 28. Juni, ab 10 Uhr, öffnet in Haselbachtal Sachsens erster Natur-Segway-Park“, berichten sie. Dann kann jeder, der mindestens 30 Kilogramm wiegt, auf die Strecke gehen. Auf der Straße ist dies erst ab 14 Jahren möglich. Doch auch leichtere Zeitgenossen – also kleinere Kinder – müssen nicht untätig bleiben: Für sie geht es mit dem Kinderquad auf die Reise. Um dies zu ermöglichen, war eine Menge Arbeit nötig: „Es handelt sich um ein früheres Kippengelände des nahe gelegenen Steinbruchs“, berichtet Frank Klenner. Gemeinsam mit Jutta Fischbach wurde er von der Gemeinde Haselbachtal engagiert, um den Tourismus zu beleben. Sie machten Lars Hoffmann auf das Gelände aufmerksam und unterstützten ihn dabei, es touristisch zu erschließen.

„Dabei war jede Menge Schutt wegzuräumen und Unkraut zu beseitigen“, blickt dieser auf anstrengende Monate zurück. Die Mühe hat sich gelohnt: Auf einer Länge von 400 Metern führt der Parcours jetzt an mächtigen Bäumen, Zeugnissen der Steinindustrie und am Matterhorn vorbei.

Naturlehrpfad zum brütenden Uhu

Zur Prelle können die Besucher mit der kleinen Werkbahn gelangen. Ein Naturlehrpfad zum benachbarten Steinbruch, wo ein Uhu brütet, eine Bogenschießanlage und die bekannte Tauchbasis runden das touristische Angebot ab. Die anderen beiden Ende 2019 vorgestellten Projekte – die schwimmende Bühne und der Klettersteig in den Steinbruch – wurden durch Corona etwas zurückgeworfen, werden aber jetzt umso intensiver weiter verfolgt.

Nach drei, vier Runden auf dem Segway hört man auf, ständig mit einem Auge nach unten zu schielen. Das Gefühl, sicher zu stehen, hat sich eingestellt. Driften und Sliden, wie es Lars Hoffmann macht, sind freilich noch nicht drin. Aber die Lenkbewegungen klappen, das Zittern in den Knien hat aufgehört, und auch der Berg ist kein Hindernis mehr. Zeit, die Kontrolle abzugeben. Es gibt nichts Besseres!

Uwe Menschner / 06.06.2020

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