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Fanszene leidet unter Fußball-Zwangspause

Fanszene leidet unter Fußball-Zwangspause

Wann Budissa-Fans wie Ralf Ludwig (l.) zu den Heimpartien ihrer Elf im Stadion Müllerwiese wieder ein- und ausgehen können, ist zum jetzigen Zeitpunkt ungewiss. Foto: Ronny Kejwal

In der Oberlausitz muss das runde Leder weiterhin sein Dasein fristen. Fußballpartien in den unteren Ligen sind aufgrund der nach wie vor andauernden Corona-Pandemie nicht möglich. Das wirkt sich auch auf die Fanszene aus. Sie hat wie der Bautzener Budissa-Anhänger Ralf Ludwig eine ganz eigene Sicht auf die Dinge. Im Oberlausitzer Kurier spricht er stellvertretend für seine Leidensgenossen über die Situation und über eine Zeit nach der Krise.

Herr Ludwig, Sie sind eingefleischter Fußballfan. Was bedeutet für Sie persönlich Fußball und welches Gefühl gibt er Ihnen?

Ralf Ludwig: Fußball gibt mir durchweg positive Gefühle. Ich verbinde mit diesem Sport Freundschaft und Zusammenhalt. Normalerweise trifft man sich alle zwei Wochen mit seinen Leuten. Da entwickelt sich so etwas wie eine zweite Familie, mit der man sich freuen kann, mit der man feiert aber auch trauert. Fußball ist für mich mehr als nur ein Sport. Für mich ist es eine Leidenschaft, der ich mich voll und ganz hingebe.

Der Spiel- und Trainingsbetrieb ruht seit Anfang November und ein Ende ist derzeit nicht absehbar. Bereits die letzte Saison wurde abgebrochen. Für die Aktuelle stehen noch Spiele der Hinrunde, die gesamte Rückrunde sowie die Fortführung der Pokalspiele aus. Was schlagen Sie als Vertreter der Fanszene vor: Wie sollte weiter mit der Situation umgegangen wird?

Ralf Ludwig: Ein erneuter Abbruch sollte meiner Meinung nach unbedingt vermieden werden. Ich denke, es sollte der Abschluss der Hinrunde an oberster Stelle stehen, sodass am Ende eine sportlich faire Wertung stattfinden kann – mit Aufsteigern und Absteigern. Es wäre nicht gut, wenn man erneut eine Saison „verschwenden“ würde. Vorher muss allerdings Rücksicht auf ausreichende Vorbereitungszeit für die Mannschaften genommen werden. Viel mehr wird dann leider auch nicht mehr möglich sein.

Was war Ihr persönlicher Fußballhöhepunkt im vergangenen Jahr?

Ralf Ludwig: Mein persönliches Fußball-Highlight war für mich ganz klar der Derbysieg auf der heimischen Müllerwiese gegen Neusalza-Spremberg. Ein Derby ist immer etwas ganz Besonderes, wenn man gewinnt natürlich umso mehr. Dazu passten auch die Rahmenbedingungen: Flutlichtspiel im Stadion. Was will der Fußballromantiker mehr?

Wie sehr vermissen Sie die Fußballatmosphäre auf der Müllerwiese?

Ralf Ludwig: Mir fehlt die Atmosphäre schon sehr und all die Menschen, die mit mir gemeinsam jede zweite Woche im Block stehen und den Verein genauso lieben wie ich. Liebend gern würde ich jetzt im A1-Block der Müllerwiese unsere Mannschaft zum Sieg treiben und gemeinsam Erfolge feiern.

Die 1. Männermannschaft ist im Sommer 2019 aus der Regionalliga abgestiegen. Inwieweit hat der sportliche Neustart in der Sachsenliga auch Auswirkungen auf die Atmosphäre und die Stimmung unter den Fans gehabt?

Ralf Ludwig: Anfangs gab es unter uns Fans Bedenken über diesen sportlichen Neustart. Der Großteil stand jedoch hinter der Entscheidung der Vereinsführung. Positive Aspekte überwogen immer mehr. Bereits beim Abstieg teilten wir als Fanszene mit, dass wir mit Budissa überall hinreisen werden. In der Sachsenliga hat sich im Vergleich zur Regionalliga der Auswärtsfahranteil stellenweise verdreifacht, was auch an kürzeren Anreisewegen festzumachen ist. Im Großen und Ganzen haben die Fans den Abstieg als Chance angenommen. Auf der heimischen Müllerwiese veränderte sich die Atmosphäre im Vergleich zur Regionalliga kaum. Allerdings merkt man, dass Mannschaft und Fans näher zusammengerückt sind und das Ganze familiärer wirkt als zu Regionalligazeiten, was ich sehr begrüße.

Was geben Sie der 1. Mannschaft als einer ihrer treuesten Anhänger mit auf den Weg?

Ralf Ludwig: Ich wünsche der 1. Männermannschaft weiterhin, dass alle gesund bleiben, denn Gesundheit ist in der aktuellen Situation für jede Person das Wichtigste. Wir Budissa-Fans freuen uns darauf, endlich wieder Fußballspiele der Männermannschaft sehen und unterstützen zu können. Für die Zukunft ersehne ich mir den Aufstieg in die Ober- und langfristig auch die Rückkehr in die Regionalliga. Weiterhin hoffe ich, dass der offene Umgang zwischen Verein und Fans Bestand hat. Außerdem wünsche ich mir, dass sich, wenn das wieder möglich ist, auch die anderen Bautzener Fußballfans öfter auf der Müllerwiese blicken lassen, denn das haben sich Verein und vor allem auch die Mannschaft verdient!

Sicherlich wird die Corona-Pandemie eines Tages überwunden sein. Was denken Sie: Wird Fußball dann noch den gleichen Stellenwert haben und das gleiche Lebensgefühl wie vorher wecken?

Ralf Ludwig: So wie ich den Fußball zurzeit vermisse, wird er, sobald es wieder losgehen kann, einen sehr hohen Stellenwert für mich einnehmen. Wahrscheinlich werde ich wieder jede Möglichkeit nutzen, um von Platz zu Platz zu reisen und mich mit Fußballspielen vollzustopfen. Profifußball im TV und Livestream haben lange nichts mit einem Stadionbesuch gemein. Aufgrund der schier unendlichen Pause und der damit verbundenen Zeit, die mir im Stadion verloren geht, werde ich die Besuche auf der Müllerwiese in Zukunft noch ausgiebiger genießen.

Redaktion / 27.02.2021

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