Direkt zum Inhalt springen
Info & Kommentare

FSJ als Probelauf für den späteren Beruf nutzen

FSJ als Probelauf für den  späteren Beruf nutzen

Im Abenteuercamp Deutschbaselitz hat Sophie Schulze in diesen Sommerferien Verantwortung für eine Gruppe junger Schüler übernommen. Beim Netzwerk kümmert sie sich um die Teilnehmer im Bundesfreiwilligendienst. Foto: kk

Was kommt nach der Schule? Wer noch nicht weiß, welche Ausbildung oder welches Studium er beginnen möchte, kann bei einem freiwilligen Jahr fürs weitere Leben wichtige Erfahrungen machen.

Deutschbaselitz/Bischofswerda. Entspannt frühstücken an diesem Morgen alle unter freiem Himmel. Zum fünften Mal ist Sophie Schulze als Betreuerin im Abenteuercamp Deutschbaselitz. Eine willkommene Abwechslung zu ihren üblichen Aufgaben beim Netzwerk für Kinder- und Jugendarbeit in Bischofswerda. Hier kümmert sich die 28-Jährige um die Auswahl, Vermittlung und Betreuung und der Bufdis.

Bufdi ist die Kurzform für eine Person, die Bundesfreiwilligendienst (BFD) leistet. Seit fünf Jahren ist er der Ersatz für den mit der Wehrpflicht weggefallenen Zivildienst sein und kann auch von Personen absolviert werden, die 27 Jahre und älter sind. Im Landkreis Bautzen hat das Netzwerk rund 40 Einsatzstellen für den BFD. „Teilnehmer sind neben jungen Erwachsenen oft auch Personen mit ALG-II-Bezug, die dankbar sind, etwas tun zu können und rauszukommen“, sagt Sophie Schulze. Ähnlich wie die FSJler absolvieren auch die Bufdis Seminartage und einige Tage im Camp zur Gruppenbildung und Abschlussreflexion.

Für Sophie Schulze sind all diese Dinge nicht unbekannt. Sie selbst hat nach dem Abitur 2006 statt eines eigentlich geplanten Auslandsjahres ein FSJ absolviert. Zufällig hatte sie von der frei gewordenen Stelle beim TiK (Treff im Keller) in Bautzen erfahren. Nach der Bewerbung ging die Abiturientin zum Probearbeiten. Es gefiel ihr. Im Verlauf des Jahres wusste die Bautzenerin auch, welchen Weg sie beruflich einschlagen will, denn die Arbeit mit Jugendlichen machte ihr Spaß.

Im TiK hatte sie erlebt, dass immer wieder auch Studenten als Praktikanten da waren und so entschied sich Sophie Schulze nach dem FSJ für ein Studium: Sozialpädagogik in Nürnberg. Schon als sie das erste Mal ihre Koffer packte, stand für sie fest nach dem Abschluss in die Heimat zurückzukehren. Deshalb absolvierte sie das Praxissemester im Frauenschutzhaus in Bautzen. Nach dreieinhalb Jahren mit dem Bachelor für Soziale Arbeit in der Tasche war Sophie Schulze zurück. Ein Jahr begleitete sie beim Bildungswerk Sachsen junge Berufseinsteiger.

Und als das Netzwerk Unterstützung suchte, bewarb sie sich und wurde eingeladen. „Vor diesem Gespräch war ich sehr aufgeregt“, gesteht die junge Frau. Sie wurde angenommen – zuerst als Koordinatorin für das FSJ. Seit es immer mehr Stellen und Interessierte für den BFD gibt, betreut sie mit zwei anderen Kolleginnen die Fachbereiche FSJ und BFD. Bewerbungen gehen das ganze Jahr über ein. Sie müssen gesichtet werden. Anschließen finden Gespräche statt, um die Vorstellungen und Wünsche der künftigen Freiwilligen zu ermitteln und ihnen die passende Einsatzstelle zuzuweisen.

Üblicherweise beginnt das Jahr beim FSJ und BFD am 1. September. „Erfahrungsgemäß gibt es aber auch immer Restplätze“, sagt Sophie Schulze, „meist jedoch im Schichtdienst in Altenheimen oder der Behindertenarbeit“. Und nicht wenige, die den Schichtdienst ausprobiert hätten, wollten danach nicht mehr darauf verzichten, berichtet sie. Im Verlauf des Jahres besucht Sophie Schulze alle Freiwilligen an ihren Einsatzstellen, hat ein offenes Ohr für jedwedes Problem, organisiert die Seminartermine mit. Besonders gut gefällt es ihr, den Wandel der Jugendlichen mitzuerleben. Persönlich und charakterlich gefestigt, mit klaren Zielen verlassen die meisten nach dem Jahr das Netzwerk. Und auch von den Bufdis kommt viel zurück.

Sophie Schulze kann sich im Moment keinen besseren Job vorstellen. Im Netzwerk unterstützen sich die Kollegen gegenseitig. Die meiste Arbeit findet zwar im Büro statt, doch mindestens an einem Tag in der Woche ist die junge Frau draußen unterwegs und besucht die Einsatzstellen. Und in den Seminarwochen arbeitet sie sogar unter freiem Himmel im Abenteuercamp. Und Anstoß dazu war ein nicht ganz freiwillig gewähltes FSJ – eben der Schubs in die richtige Richtung, den Sophie jetzt auch anderen geben kann.

Katrin Kunipatz / 02.08.2016

Was sagen Sie zu dem Thema?

Schreiben Sie uns Ihre Meinung

Die Mail-Adresse wird nur für Rückfragen verwendet und spätestens nach 14 Tagen gelöscht.

Mit dem Absenden Ihres Kommentars willigen Sie ein, dass der angegebene Name, Ihre Email-Adresse und die IP-Adresse, die Ihrem Internetanschluss aktuell zugewiesen ist, von uns im Zusammenhang mit Ihrem Kommentar gespeichert werden. Die Email-Adresse und die IP-Adresse werden natürlich nicht veröffentlicht oder weiter gegeben. Weitere Informationen zum Datenschutz bei alles-lausitz.de finden Sie hier. Bitte lesen Sie unsere Netiquette.

Weitere aktuelle Artikel