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Gemeinde Demitz-Thumitz braucht Platz für Familien

Gemeinde Demitz-Thumitz braucht Platz für Familien

Will Demitz-Thumitz fit für einen Generationenwechsel machen: Bürgermeister Jens Glowienka. Foto: RK

Jens Glowienka – Jahrgang 1983 und Bürgermeister in Demitz-Thumitz seit 1. Dezember 2020. Der Vater einer Tochter und einstige Gemeinderat hat sich große Ziele gesetzt. Im Zuge des Strukturwandels will der Lausitzer seine Kommune in drei wichtigen Punkten fit für die Zukunft machen. Im Gespräch mit dem Oberlausitzer Kurier schildert der 37-Jährige, worin er die Lösung sieht, um die rund 2.600 Seelen zählende Gemeinde attraktiv für junge Familien zu machen.

Herr Glowienka, für Ihr Studium an der Europa-Universität Viadrina haben Sie Demitz-Thumitz den Rücken gekehrt, um Jahre später wieder in Ihrem Heimatort Fuß zu fassen. Was ist für Sie das Reizvolle an der Gemeinde vor den Toren von Bischofswerda?

Jens Glowienka: Wir wohnen hier im Grünen und doch zentral. Um in die Landeshauptstadt zu kommen, setze ich mich entweder in den Zug oder hinters eigene Lenkrad. Schon bin ich in 40 Minuten im Dresdener Zentrum. Unabhängig davon besitzt jeder Ortsteil seinen ganz speziellen Reiz. Da gibt es beispielsweise den Verwaltungssitz Demitz-Thumitz, der über die Gemeindegrenzen hinaus als Granitdorf Bekanntheitsgrad errungen hat. Medewitz wiederum konnte sich aufgrund des Engagements eines Vereines als Honigdorf profilieren. In Pohla-Stacha wiederum sorgt der Dorfclub dafür, dass Besucher einen Einblick in die Dorfgeschichte erhalten, und dass sie die Besonderheiten des Ortes und dessen Umgebung kennenlernen. Wiederum errichtete der Ortschaftsrat von Rothnaußlitz in Eigenregie ein Buswartehäuschen in Karlsdorf. Das alles war für mich ausschlaggebend dafür, nach meiner Ausbildung in Frankfurt/Oder und einer Wirkungsphase in Dresden wieder in die alte Heimat zurückzukehren. 

Und dort fühlen Sie sich pudelwohl.

Jens Glowienka: (lächelt) So lässt sich das kurz und knapp auf den Punkt bringen. Zudem leben hier zahlreiche Menschen, deren Gesichter mir auch nach jahrelanger Abwesenheit vertraut sind. Auch zahlreiche junge Familien von außerhalb haben inzwischen auf der Suche nach einem eigenen Zuhause die Vorzüge von Demitz-Thumitz für sich entdeckt. Der Verwaltung liegen mehrere Anfragen von potenziellen Häuslebauern vor, die sich nach Baugrundstücken oder leerstehenden Immobilien erkundigen. Allerdings ist das Angebot an entsprechenden Flächen momentan stark eingeschränkt. Wir sind deshalb bestrebt, Lösungen zu finden. In dem Zusammenhang sind wir auch im Gespräch mit Besitzern von größeren Ländereien. Wenn unser Plan aufgeht, könnte schon in naher Zukunft der Altersdurchschnitt sinken. Auch die Schule und unsere Kitas würden von einer solchen Entwicklung profitieren. Wir arbeiten daran, aber auch an anderen Dingen.

Die da beispielsweise wären?

Jens Glowienka: Da der Schwerpunkt der Gemeinde nicht mehr verstärkt in der industriellen Nutzung liegt, sondern vielmehr im Wohnen, sind wir bestrebt, die bestehende Infrastruktur auszubauen. Das erreichen wir unter anderem dadurch, indem wir den Zugang zum Bahnsteig barrierefrei machen. In dem Fall setzen wir stark auf die Deutsche Bahn und den Verkehrsverbund ZVON als Partner. Gleiches schwebt uns im Fall der Bushaltestellen vor. Davon gibt es im Einzugsbereich der Gemeindeverwaltung 31 an der Zahl. Wir erhoffen uns dadurch den Effekt, dass die Menschen wieder verstärkt die öffentlichen Verkehrsmittel in Anspruch nehmen. Auf diese Weise ergäbe sich wiederum eine interessante Verknüpfung der Ortsteile, die, wie schon erwähnt, durch ihren ganz eigenen Charme punkten. Schon jetzt durchqueren das Gemeindegebiet fünf Buslinien. Das soll möglichst in Zukunft weiterhin so bleiben, wenn wir Leben in den Ortschaften haben möchten. Unter anderem sind Kinder auf die Busse angewiesen, um auf diese Weise zum Unterricht zu gelangen.

Der öffentliche Nahverkehr ist also eine Baustelle, die Sie im Zuge des Strukturwandels abarbeiten möchten. Wo sehen Sie außerdem Handlungsbedarf?

Jens Glowienka: Gemeinsam mit dem Gemeinderat haben wir uns darauf verständigt, in Demitz-Thumitz weitere Betreuungsplätze im Kita-Bereich zu schaffen. 80 gibt es dort aktuell, bis zu 30 zusätzliche sind im Gespräch. Dazu wurde bereits ein Beschluss gefasst. Der Gesamtkostenumfang liegt nach aktuellen Schätzungen bei rund zweieinhalb Millionen Euro. Kurz nach meinem Amtsantritt haben wir den Antrag gestellt, mit diesem Projekt in die Strukturwandelförderung aufgenommen zu werden. Der Landkreis unterstützt uns dabei wohlwollend. Jetzt heißt es abwarten und Daumen drücken. Nun werden die von den Kommunen eingereichten Maßnahmen geprüft und auf ihre Notwendigkeit hin abgewogen. Wir rechnen damit, dass bis zum Sommer eine Entscheidung darüber fällt, ob unsere Idee eine finanzielle Unterstützung durch den Bund erfährt. Danach sind die Planungen voranzutreiben und der Förderantrag zu stellen.

Gibt es weitere Projekte, die auf Ihrer Agenda stehen?

Jens Glowienka: Eines haben wir noch in der Pipeline. Da die Gemeindeverwaltung nicht barrierefrei ist, wollen wir gern das Freizeitzentrum am Ortsrand von Demitz-Thumitz so für die Zukunft fit machen, dass dort unter anderem Bürgersprechstunden des Bürgermeisters stattfinden können. Das bedeutet, die Dorfbewohner kommen dann nicht ins Rathaus, um gemeinsam mit dem Gemeindeoberhaupt Sorgen, Nöte und Anregungen zu besprechen, sondern in das Sport- und Veranstaltungshaus. Für dieses sehen wir eine energetische Sanierung vor. Wir wollen die Halle künftig nachhaltig nutzen, diese soll wirtschaftlich tragbar sein. Um wiederum dieses Ziel zu erreichen, müssen wir zunächst etwa zwei Millionen Euro investieren. Auch hier bauen wir auf eine Finanzspritze aus dem Strukturwandel-Fördertopf. 

Was könnte am Ende die Umsetzung der Maßnahmen erschweren?

Jens Glowienka: Im Raum steht stets das Problem mit den Eigenmitteln. Schon seit 2018 befindet sich die Gemeinde in einer freiwilligen Haushaltskonsolidierung. Die Folgen der nach wie vor andauernden Corona-Pandemie werden uns vor weitere Hausforderungen stellen. Deshalb würden wir es sehr begrüßen, wenn wir von Berlin für unsere drei angemeldeten Projekte grünes Licht bekämen. Denn einen Fördersatz wie im Fall der Strukturmittel gibt es so schnell nicht wieder. 

Roland Kaiser / 24.03.2021

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