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Güterbahnhof Schlauroth wird zum Gewerbegebiet

Güterbahnhof Schlauroth wird zum Gewerbegebiet

Ruinöse Gebäude bilden den Hauptteil des früheren Güterbahnhofsgeländes von Schlauroth.

Die Stadt Görlitz setzt bei der Ansiedlung von Firmen auf den Standort Schlauroth. Zuvor ist aber noch viel Arbeit zu leisten.

Görlitz. Wenn in früheren Jahren vom Eisenbahnverkehr in und um Görlitz die Rede war, dann fiel auch unweigerlich der Name „Schlauroth“. Befand sich doch in der früher eigenständigen Gemeinde, seit 1994 Stadtteil von Görlitz, die wohl bedeutendste Güterverkehrsanlage östlich von Dresden. 1909 in Betrieb genommen, verfügte der hiesige Rangierbahnhof in Hochzeiten über bis zu 32 parallel verlaufende Gleise, von denen viele 1946 zu Reparationszwecken abgebaut wurden. Doch auch zu DDR-Zeiten spielte die Anlage noch eine bedeutende Rolle für die Güterlogistik der Region.

Heute erinnern nur noch ein paar ruinöse Gebäude inmitten wild wuchernder Vegetation an diese glorreichen Zeiten. Lediglich der Tüv Süd Rail nutzt einen kleinen Teil des Geländes als Versuchsstation für Sicherheitsprüfungen an Bahnwaggons. 2012 erwarb die Stadt Görlitz das 34 Hektar große Areal für 475 000 Euro von der Deutschen Bahn AG.

Seitdem hat sich äußerlich sichtbar nicht viel getan. Hinter den Kulissen jedoch hat die Verwaltung hart an der Entwicklung des Areals gearbeitet und steht jetzt kurz davor, die Früchte zu ernten. Ein Bebauungsplan für das zu errichtende Gewerbegebiet ist vom Stadtrat bestätigt worden; nunmehr soll die Erschließung folgen. Die erforderlichen Planungsleistungen hat die Stadt Görlitz bereits ausgeschrieben.
Mit dem künftigen Gewerbegebiet „Bahngelände Schlauroth“ schlägt sie zwei Fliegen mit einer Klappe: Einerseits revitalisiert Görlitz eine der größten Brachen im Stadtgebiet; andererseits schafft die Stadt dringend benötigte Gewerbeflächen. „Dieser Bedarf ergibt sich insbesondere durch die kontinuierliche Anfrage von Investoren, welche Gewerbeflächen mit einer flexiblen und gut ausgebauten Verkehrsanbindung suchen“, heißt es in der Planbegründung des Ingenierubüros Richter & Kaup. Und die ist mit dem noch immer vorhandenen Gleisanschluss zweifellos vorhanden. Zwar sei die absolute Zahl der Standortanfragen in den letzten Jahren gesunken; jedoch steige die Nachfrage nach größeren zusammenhängenden Flächen bis fünf Hektar. Und diesen Bedarf könne Schlauroth gut decken.

Freilich ist das Areal alles andere als unproblematisch. So befinden sich auf ihm nicht weniger als 17 Kulturdenkmäler, bei denen es sich vor allem um ehemalige Bahnbetriebsgebäude handelt. Einige müssen laut Vorgabe der Denkmalschutzbehörde zwingend erhalten bleiben; dazu zählen ein zweigeschossiges Bürogebäude in Klinkerarchitektur, ein ebensolcher Verwaltungsbau, der Wasserturm sowie die Wohnhäuser am Haltepunkt Rauschwalde. Zum Abriss vorgesehen sind unter anderem das Magazin und die frühere Feuerwehr. Noch nicht geklärt ist das künftige Schicksal der Stellwerke. Auch hinsichtlich der Altlasten kommt eine Menge Arbeit auf die Planer zu: „Im Bebauungsplangebiet sind 42 verschiedene Altlasten bzw. altlastenverdächtige Flächen dokumentiert“, so Richter & Kaup. Für einige davon hat sich die Deutsche Bahn AG vertraglich zur Sanierung verpflichtet. An verschiedenen Stellen muss ein Bodenaustausch erfolgen.
Immerhin gibt es bereits eine konkrete Ansiedlungsabsicht auf dem Gelände des früheren Güterbahnhofs: So hat die bislang in Markersdorf ansässige G Werk 5 GmbH einen entsprechenden Vorvertrag unterzeichnet. „Damit besteht für Görlitz die Chance, im Gewerbegebiet einem Spezialisten für die mechanische Bearbeitung von Kunststoffen und die Montage komplexer Baugruppen optimale Standortbedingungen zu schaffen. Die Firma möchte mit einem neuen Werk im Gewerbegebiet Schlauroth von derzeit 20 auf 50 bis 70 Mitarbeiter aufstocken“, heißt es aus dem Rathaus.
 

Uwe Menschner / 04.09.2018

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