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Hat es der Handel in Niesky künftig einfacher?

Hat es der Handel in Niesky künftig einfacher?

Mit Franziska Arauner hat die Stadt Niesky nun eine Kraft, die neben der Pressearbeit auch den Draht zu den örtlichen Händlern suchen und pflegen soll. Foto: Till Scholtz-Knobloch

Niesky. Vergangene Woche stellten wir Ihnen an dieser Stelle Pläne des Görlitzer Handels vor, wie man durch die Pandemie kommen will und auch danach mit einem „Schönen Samstag“ als Erlebnistag eine neue Marke setzen will. Kurz darauf trafen sich nun auch die Händler der Nieskyer Innenstadt auf Einladung von Oberbürgermeisterin Beate Hoffmann. Und die musste gleich zu Beginn feststellen, dass das mit dem Verkaufsoffenen Sonntag am 28. März wohl nicht klappen kann. Die große Politik gab ihr letztlich Recht.

Doch anders als in Görlitz gibt es nicht einmal eine feste Händlerorganisation. Nach dem Aus vom Kultur- und Werbeverein ist ein kleiner Teil der Händler zumindest noch informell durch einen Stammtisch verbunden. Von 40 Einzelhändlern der Innenstadt waren 14 der Einladung der Oberbürgermeisterin am 18. März gefolgt, wobei wichtigster Programmpunkt die Vorstellung von Franziska Arauner als neue Marketingbeauftragte der Stadt war. Doch dabei wurde auch klar, dass die Möglichkeiten begrenzt bleiben. Die neue Mitarbeiterin hat keine neue Stelle besetzt, sondern ihre Stelle wurde aufgewertet, denn die Pressearbeit für die Stadt bildet den zweiten Schwerpunkt ihrer Arbeit – und die betrifft natürlich weit mehr als den Handel.

Und so tasteten Beate Hoffmann und die anwesenden Geschäftsleute zunächst gegenseitige Erwartungshaltungen ab. Beate Hoffmann stellte dabei klar, dass es nicht die Aufgabe der Stadt sein könne, die Geschäfte zu füllen, sondern die Attraktivität der Stadt und die Rahmenbedingungen zu verbessern. So weit so gut, doch auch in diesem Feld stellt sich die Frage, bei wem die Initiative liegt. Oder wer soll Netzwerke wieder in Gang setzen?
Gerade in der Zeit der Krise ist dies doppelt schwer, da schon das MDR-Frühlingserwachen mit Niesky auf 2022 vertagt ist, das für Juli avisierte Jubiläum 100 Jahre Holzhaussiedlung wohl auch auf 2022 verschoben wird und für das Herbstfest angesichts der derzeitigen Lage bislang keine Verträge geschlossen werden konnten. „Hier ist eine kleinere Form oder der Ausfall denkbar“, erklärte Beate Hoffmann, die auch den schon 2020 verschobenen Musiksommer für 2021 mit einem Fragzeichen versah und zum Bürgerball bemerkte, dass dieser „hoffentlich im September stattfinden kann.“ Da scheinen Herbstfest und Weihnachtsmarkt die nächsten greifbaren Höhepunkte im Geschäftsleben zu sein.

Franziska Arauner solle zunächst auch am Projekt einer Stadtapp arbeiten. Händler könnten darüber z.B. Gruppen bilden und schneller in Kontakt treten. Stadtwerke und Wohnungsbaugesellschaft würden diese Idee unterstützen.
Begeisterung brach bei den anwesenden Händlern hierzu nicht aus, denn vielmehr werde zunächst eine gemeinsame Sprache vermisst. Wenn z.B. Aktionen für Kinder in einen Aktionstag eingebunden würden, müsste dies von der Stadt ausgehen.

Doch einen solchen Ball wollte Beate Hoffmann nicht für die Stadt aufnehmen. Sie versuchte es mit einem großen Lob für Corina Friedrich vom Second-Hand-Geschäft für Kinderwaren „Dreikäsehoch“ in der Ödernitzer Straße. Friedrich hatte die Corona-Aktion „Ohne uns wird es leer in Niesky“ gestartet und damit erstmals seit langer Zeit ein Wirgefühl unter den Händler aufkommen lassen. Wenn man dies doch mit dem informellen Stammtisch zusammenführe wäre doch ein wichtiger Grundstein gelegt. Katrin Hille von der Reiseagentur Niesky betonte jedoch, dass sie als häufige Versenderin von E-Mails die Erfahrung gemacht habe, dass ein Großteil der Kollegen gar nicht antworte und einige auch nicht einmal über ein E-Mail-Konto verfügen würde. So blieben natürlich Ideen wie ein Weinfest oder eine Lesenacht auf wenige Händler beschränkt.

Franziska Arauner griff solche Gedanken auf und versicherte, dass die Stadt gerne als „Sprachrohr“ auftreten könne. Gleichwohl läge die eigentliche Initiative damit weiter bei den Händlern, ließ sich dabei jedoch heraushören. Und so fasste sich eine Händlerin letztlich ein Herz und bat Beate Hoffmann darum, Franziska Arauner einmal für ein paar Stündchen aus dem Rathaus freizustellen. Dann könne man ja von Laden zu Laden gehen und mit jedem einzelnen Händler ins Gespräch kommen. Jeder habe eben seine ganz eigenen Probleme, zunächst sei es nun das Gebot Vertrauensarbeit zu leisten. Und dafür sei der persönliche Draht einfach das beste Rezept. Das hörte auch Franziska Arauner gerne, denn auf diese Weise lernt sie wirklich alle Akteure persönlich kennen.

Till Scholtz-Knobloch / 01.04.2021

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