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Hauptproblem der Blaualgenplage liegt in der Landbewirtschaftung

Hauptproblem der Blaualgenplage liegt in der Landbewirtschaftung

Forschungsprojekt auf dem Stausee Quitzdorf. Zur Eindämmung der Blaualgenplage wird versuchsweise in Wasser gelöster Eisenstaub in den Stausee gespritzt. Erste Ergebnisse sollen im Herbst vorliegen. | Foto: Landstalsperrenverwaltung Sachsen

Der Stausee Quitzdorf ist ob seiner Wasserqualität leidgeplagt. Allerdings gibt es mehrere Ansätze, die aktuell schwierige Situation zu verbessern. Einer davon wird von der Landestalsperrenverwaltung zusammen mit der TU Freiberg bearbeitet. Der hiesigen Talsperre kommt dabei die Rolle eines Versuchsgewässers zu.

Diehsa/Kollm. Zwei Jahre ist es her, dass eine Forschungsgruppe der TU Freiberg in Zusammenarbeit mit der Firma MOVAB-D GmbH und der Landestalsperrenverwaltung Sachsen ein Pilotprojekt gestartet hat, um mit Aluminiumsalzen die Blaualgen verursachenden Cyanobakterien zu bekämpfen. Das Ergebnis war jedoch unbefriedigend. Es zeigte damals, dass sich das Wachstum von Blaualgen durch den Eintrag des Fällmittels zwar stark verminderte. Allerdings hielt der Effekt nur kurzzeitig an. Durch nachrückendes Phosphor aus dem Sediment und den Zuflüssen in die Talsperre kam es bereits wenige Tage nach der Wasserbehandlung wieder zum Massenwachstum.

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Nicht nur die heißen Sommertage machen dem Wasser des Stausees Quitzdorf zu schaffen. Auch die von der Landbewirtschaftung rund um das Gewässer stammenden Einträge sorgen für eine „dicke Brühe“. Dies müsse in Zukunft geändert werden, meint die Landestalsperrenverwaltung Sachsen. | Foto: fum

Deshalb wollte man die Blaualgenvermehrung auf andere Weise stoppen. In einem neuen, vom Bundesforschungsministerium geförderten Projekt, versucht die TU Freiberg nun in Zusammenarbeit mit dem Partnerunternehmen und einem Hersteller, ein geeigneteres Fällmittel zu finden. Aktuell wird Eisenstaub (Eisenhydroxid) getestet, der mit Lkw angeliefert und in ein Spezialboot geladen wird. Nach dem Vermischen  mit Wasser und Luft wird er großflächig über und unter die Seeoberfläche verteilt.

Doch warum muss es gerade Eisenstaub sein? Der Stoff ist eigentlich nichts anderes als Rost in Pulverform. „Die Phosphate aus dem Seewasser sollen sich an die Eisenpartikel anheften. Gemeinsam sinken beide Stoffe ab und bleiben am Boden des Sees liegen. Überschüssiges Eisenhydroxid soll die Rücklösung von Phosphor aus den Sedimenten unterbinden. Damit wird den Cyanobakterien die Nahrungsgrundlage entzogen“, erläutern die Fachleute der Landestalsperrenverwaltung, die die Talsperre Quitzdorf gerade deshalb für diesen Feldversuch ausgewählt haben, weil sie schon seit längerer Zeit mit Blaualgen zu kämpfen hat. Das Interesse sei groß, eine langfristige Lösung des Problems zu finden, da die Talsperre stark touristisch und fischereiwirtschaftlich genutzt werde.

Noch wird eifrig innerhalb des Forschungsprojektes gearbeitet, erste Ergebnisse sollen im Herbst dieses Jahres vorliegen. Erst nach der anschließenden Beurteilung, so die Experten der Landestalsperrenverwaltung, könnten weitere Entscheidungen getroffen werden. Auch bei einem positiven Ausgang sei eine flächendeckende Behandlung des Quitzdorfer Stausees „eine finanzielle Frage“ und damit nicht sicher. Entsprechende finanzielle Mittel müssten dafür bereitgestellt werden, stellen die Fachleute klar.

Insgesamt steht die Behörde weiteren Großversuchen mit Skepsis gegenüber. „Um Blaualgen nachhaltig zu bekämpfen, ist es unausweichlich, dass weniger Phosphor in die Talsperre gelangt.  Dafür muss vor allem die Bodenerosion von landwirtschaftlichen Nutzflächen an den Zuflüssen verringert werden“, begründet Sprecherin Katrin Schöne. Dies könne durch gewässerschonende Landbewirtschaftung aber auch durch das Anlegen von Gewässerrandstreifen und Renaturierung der Zuflüsse erfolgen.

Anderswo hat man bereits Erfahrungen mit der auf dem Stausee erforschten Technologie gemacht. Die Stadt Münster setzt seit etwa fünf Jahren am Asee erfolgreich ein eisenhaltiges Fällmittel ein. Auch im Groß-Glienicker See bei Berlin wurde dieses Mittel schon eingebracht. Gleichzeitig wurde dort allerdings die Phosphorzufuhr in den See verringert, sodass die positiven Ergebnisse nach Expertenmeinungen wahrscheinlich eher darauf zurückzuführen sind. Das Fällmittel hat offenbar eher eine unterstützende Wirkung.

Erfahrungen machte man auch in der unmittelbaren Umgebung: In den Jahren 1996/97 funktionierte die Fällung in der Talsperre Bautzen. Durch Stauspiegelschwankungen, meteorologische Einflüsse und Hochwasser waren die positiven Effekte jedoch nur von kurzer Dauer. Bei der Landestalsperrenverwaltung konzentriert man sich derzeit aber vor allem auf die Lokalisierung der Haupteintragsquellen von Nährstoffen aus dem Einzugsgebiet, um die Ursachen des Problems zu bekämpfen. Aktuell läuft dazu ein Projekt. Gleichzeitig soll die Fischereibewirtschaftung künftig derart angepasst werden, dass sie eine Verbesserung der Wassergüte besser unterstützt.

Frank-Uwe Michel / 13.09.2016

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