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Imkerszene zieht es zum Bienenfachtag

Imkerszene zieht es zum Bienenfachtag

Die Stadt Ebersbach-Neugersdorf hat sich in Sachen Bienenfreundlichkeit zu einem Schwergewicht in der Imkerszene entwickelt. Foto: privat

Die Stadt Ebersbach-Neugersdorf hat beinahe schon Kultstatus in Sachen Bienenfreundlichkeit. Der 6. Oberlausitzer Bienenfachtag – veranstaltet vom Verein LEBENs(T)RÄUME e.V. in Kooperation mit der Sächsischen Imkerschule und dem Imkerverein Hochkirch     – am Samstag, 7. April, ab 10.00 Uhr, in „Rößlers Ballsaal“, Rudolf-Breitscheid-Straße 32, in Ebersbach-Neugersdorf trägt mit dazu bei.

Ebersbach-Neugersdorf. Was 2013 als kleine Informationsveranstaltung mit circa 50 Gästen ins Leben gerufen wurde, entwickelte sich von Jahr zu Jahr zu einer der größten deutschen Fachveranstaltungen in der Imkerszene. So kamen 2017 schon über 400 Teilnehmer aus ganz Deutschland, Österreich, der Schweiz, Tschechien und Polen nach Ebersbach-Neugersdorf, um den Vorträgen aus Bienenwissenschaft und Imkerpraxis zu lauschen, aber auch, um sich kennenzulernen, sich auszutauschen und Kontakte zu knüpfen. „Auch in diesem Jahr erwarten wir aufgrund der Themenauswahl eine ähnlich hohe Teilnehmerzahl“, so Imker René Schieback vom Organisationsteam.
Dr. Bettina Ziegelmann von der Universität Hohenheim berichtet unter dem Thema „Neuer Wirkstoff gegen die Varroamilbe“ von ihren wissenschaftlichen Versuchen und Ergebnissen bezüglich eines neu entdeckten Wirkstoffes gegen die Varroamilbe. Auf der Basis von Lithiumchlorid kann es den Bienen verfüttert werden. Es schädigt diese nicht und lässt die Milbe fallen. So zumindest unter Laborbedingungen. Die Arbeit von Dr. Bettina Ziegelmann löste in der deutschsprachigen Imkerpresse ein kleines Erdbeben aus. Welche Risiken, aber auch Chancen birgt dieses Mittel tatsächlich? Welche Testläufe müssen noch bestanden werden und was unterscheidet es von den bislang zur Verfügung stehenden? Diese und weitere Fragen beantwortet Dr. Bettina Ziegelmann in der anschließenden Diskussionsrunde.
Der Ökotoxikologe Prof. Dr. Werner Kratz von der Freien Universität Berlin berichtet über den Einfluss von Pflanzenschutzmitteln auf das biologische Gleichgewicht unserer Umwelt. Unter dem Titel „Pestizide – eine Gefahr für die Bienen? Sachstand und Lösungsansätze“ spricht der Experte über Problem-Pestizide, Neurotoxine und Totalherbizide, welche die Tracht vernichten. Unter welchen Bedingungen werden Pestizide überhaupt zugelassen? Imkerinnen und Imker fürchten beim Einsatz hochgiftiger Substanzen in der Natur um ihre Bienen. Aber wie wirken viele dieser unterschiedlichen Mittel tatsächlich auf Insekten, Kriechtiere, Fische, Vögel usw.? Wie lange lagern sie sich im Boden an und gibt es Alternativen dafür? Prof. Dr. Werner Kratz ist davon überzeugt und bietet den Teilnehmern wissenschaftlich fundierte Antworten.
Der Gründer der Sächsischen Imkerschule, René Schieback, stellt in seinem Vortrag „Dadant – Ursprung und Weiterentwicklung – Von den Anfängen zum angepassten Brutraum nach Hans Beer“ ein besonderes Buch vor. In Zusammenarbeit mit Imkermeister Hans Beer, der wohl wie kein anderer die Bienenhaltung der letzten Jahrzehnte revolutionierte, wurde in den vergangenen zwei Jahren gemeinsam an einem Buch gearbeitet, welches die moderne Betriebsweise in einer wirtschaftlich arbeitenden Imkerei, die Beer über viele Jahre entwickelte und ständig verbesserte, detailliert zum Ausdruck bringt. Dieses Buch enthält die deutsche Übersetzung eines amerikanischen Imkerbuches, geschrieben von C.P. Dadant, der schon vor über 100 Jahren in Amerika den Grundstein für eine wirtschaftlich funktionierende Imkerei mit über 500 Völkern legte. Die Firma Dadant & Sons ist heute eine der größten Imkereibetriebe in den USA.
Die Erkenntnisse aus dieser Übersetzung könnten moderner nicht sein. Da dieses Buch jedoch bislang nicht ins Deutsche übersetzt wurde, fehlte dieses Wissen praktisch über viele Jahrzehnte. Das Buch von C.P. Dadant legte auch den Grundstein für die Arbeit von Bruder Adam, einem der wohl bekanntesten Bienenzüchter weltweit. Hans Beers Worte nach dem ersten Durchlesen der Übersetzung waren: „Warum wurde uns dieses Wissen nicht schon früher zur Verfügung gestellt? Wir hätten uns so viel Mühe und Investition sparen und so viel mehr Honig ernten können.“ Im Buch kommentiert Beer Kapitel für Kapitel von Dadant und ergänzt altes Wissen mit heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen und imkerlichen Erfahrungen. Gern hätte er es selbst beim 6. Oberlausitzer Bienenfachtag in Neugersdorf vorgestellt. Leider ist der in Branchenkreisen große Hans Beer jedoch am 2. Dezember 2017 im Alter von 75 Jahren verstorben. René Schieback, der gemeinsam mit Hans Beer, Marion Loeper und Tino Lorz an diesem Buch arbeitete, übernimmt deshalb diese Aufgabe.
Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, ist eine vorherige Anmeldung zum 6. Oberlausitzer Bienenfachtag unbedingt notwendig. Dazu gibt es im Internet unter www.lebenstraeume-verein.de ein Anmeldeformular. Die Teilnahmegebühr beträgt 25 Euro pro Person. Der Verein LEBENs(T)RÄUME e.V. deckt damit die Reisekosten, Raummiete, Honorare und Übernachtungskosten für die Fachexperten sowie den Organisationsaufwand ab.
Da Bienen ohne pollen- und nektarspendende Pflanzen nicht überleben können, findet an diesem Tag ab 14.00 Uhr auch wieder eine Saatgut- und Pflanzentauschbörse statt. Eingeladen dazu sind alle, die sich für den Anbau von Pflanzen interessieren. Auch wer nichts mitbringen kann, sollte sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Die Teilnahme an der Saatguttauschbörse ist kostenlos. Laut René Schieback bedarf es dazu keiner Anmeldung.

Redaktion / 05.04.2018

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