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Jungunternehmer mit 
Biss und Charme

Jungunternehmer mit 
Biss und Charme

Daniel Mehrens hat für sich das Unternehmertum entdeckt. Er will auf diese Weise seiner Heimat treu bleiben. In Obergurig teilt er sich das Büro mit einem Immobilienmakler. Foto: RK

Obergurig. Er ist erst 21 Jahre jung und schon recht erfolgreich in seinem Geschäft. Sein Motto lautet: „Tue anderen Gutes, damit auch dir Gutes getan wird“. Das alles unter der Prämisse eines gewissen jugendlichen Leichtsinnes, der mangelnde Risikobewertung bedingt. Und damit ist der aus Putzkau stammende Daniel Mehrens bislang nicht schlecht gefahren. Nach der Ausbildung zum Kaufmann für Versicherung und Finanzen hat er sich selbstständig gemacht. Seiner Heimat – der Lausitz – womöglich einmal den Rücken kehren, kam dem Jungunternehmer nie in den Sinn, wie er selbst sagt. Vielmehr nahm er die Herausforderung an, zog der Liebe wegen um und verwirklichte in Obergurig seinen Traum von der Selbstständigkeit. Damit will er Mutmacher sein für andere seiner Generation. „Ich habe gesehen, welches Potenzial während der Lehre verbrannt wurde“, kritisiert der Lausitzer die Branche bezogen auf deren Ausbildungsstrategie. „Aufgrund der von den Versicherungsgesellschaften gesteckten Umsatzzielen warf ein Großteil der Azubis frühzeitig das Handtuch.“ Und er stellt fest: „Junge Leute sollten jedoch keinesfalls in solch einem Bereich eingesetzt werden, wenn sie nicht über die dafür notwendigen Fachkenntnisse, Kontakte und Erfahrungen verfügen.“ Von den ursprünglich 40 jungen Frauen und Männern seines Ausbildungsjahrganges hätten gerade einmal 15 den Abschluss gemacht. Unter ihnen: Daniel Mehrens und ein Berufsschulklassenkamerad, der inzwischen zu seinem Mitarbeiter geworden ist. Beide haben die Schwierigkeiten gemeistert, die die Lehre mit sich brachte.

Jetzt ist der 21-Jährige, nachdem er sich in puncto Baufinanzierung einer Weiterbildung unterzog, als unabhängiger Makler unterwegs und kann seinen Klienten in dem an der Schulstraße zu findenden Büro die Angebote von 200 bundesweit agierenden Versicherungsgesellschaften unterbreiten. „Ich stehe dabei nicht unter dem Druck, etwas zu verkaufen“, meint er. „Die Menschen suchen mich auf, weil sie meine Arbeit schätzen und weil sich nicht jeder mit einer telefonischen Beratung durch ein Call-Center anfreunden kann. In ländlichen Regionen besteht zudem, anders als in einer Großstadt, ein bestimmtes Vertrauensverhältnis. Auf keinen Fall habe ich meine Entscheidung, mich selbstständig zu machen, bereut. Man muss einfach ehrgeizig sein, ein gewisses Durchhaltevermögen an den Tag legen und sich von den Mitbewerbern am Markt abheben.“

Hätte Daniel Mehrens nicht im Versicherungsgeschäft Fuß gefasst, wäre er heute vielleicht in einem anderen Bereich als Unternehmer tätig. „Durch meinen Vater erkannte ich recht früh, was es heißt, selbstständig zu sein. Er war Fliesenleger und nahm wie ich heute lange Arbeitszeiten, Stress und ein unregelmäßiges Einkommen in Kauf. Wie er das handwerkliche Können und kaufmännische Geschick unter einen Hut gebracht hat, dafür bewundere ich ihn heute noch.“ Wie im Fall des Vaters steht auch Daniel Mehrens Familie trotz der getroffenen Entscheidung und des fehlenden festen Einkommens hinter ihm, wie der Versicherungsmakler erzählt. Auch seine Freundin halte zu ihm, obwohl sich beide aufgrund der 70 Arbeitsstunden pro Woche eher recht selten sehen. Oder vielleicht ist das gerade der Grund, der beide so sehr zusammenschweißt. Fest steht für Daniel Mehrens: „Solch ein Unterfangen darf man nicht mit dem falschen Partner an seiner Seite in Angriff nehmen. Ein gewisser Rückhalt muss da sein.“

Der Jungunternehmer fühlt sich gut angenommen im Ort und in der Region. Und junge Gesichter braucht es auch, betont er. In den nächsten 20 Jahren würde sich nicht nur hier zu Lande in der Branche ein Loch auftun. „Dann gehen zahlreiche Ältere in den Ruhestand.“ Gut, wenn für den Fall schon nächste Generationen in Startposition stehen. Das hat Daniel Mehrens erkannt. Dabei nimmt er für sein Lebensziel in Kauf, dass er auf Freizeitaktivitäten verzichten und zunächst finanziell etwas kürzer treten muss. Indes ist die Hoffnung groß, dass sich einmal sein Fleiß entsprechend auszahlt. Wie andere setzt auch der Wahl-Oberguriger auf Wachstum. Und er hat einen Wunsch: „Mittelfristig möchte ich einen Stammtisch für Jungunternehmer ins Leben rufen. Auf diese Weise sollen Firmeninhaber aus der Region im Alter von bis zu 35 Jahren zusammengebracht und entsprechende Netzwerke geschlossen werden können.“ Gleichzeitig wäre ein Erfahrungsaustausch denkbar, ist sich Daniel Mehrens sicher.

Roland Kaiser / 01.07.2019

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