Direkt zum Inhalt springen
Info & Kommentare

Kamenz trauert 
um einen Freund

Kamenz trauert 
um einen Freund

Der Abschluss der Konversion der Offiziershochschule 2008 war für Siegmund Jähn (li., hier mit Ex-Ministerpräsident Georg Milbradt) nur einer von vielen Anlässen, Kamenz zu besuchen. Foto: Archiv

Siegmund Jähn, der erste Deutsche im Weltall, ist im Alter von 82 Jahren überraschend verstorben. Der Stadt Kamenz war er seit 1956 eng verbunden.

Kamenz. Dieser Schock sitzt tief: Noch im August feierte Siegmund Jähn, der erste Deutsche im Weltall, gemeinsam mit den Kamenzern das Forstfest. Es war beileibe nicht sein erster Aufenthalt in jener Stadt, in der er seine Fliegerkarriere begonnen hatte, aber die erste Teilnahme an der traditionellen Festlichkeit. Aus gebührender Höhe, nämlich vom Rathausbalkon, beobachtete Siegmund Jähn mit spürbarer Bewegung und Begeisterung den exakten, uralten Regeln folgenden Auszug der Schüler in den Forst. Exaktheit und das Befolgen von Regeln hatten auch seinen eigenen Lebensweg bestimmt und den gebürtigen Vogtländer zu einem Helden – wenn auch wider Willen – gemacht.

Denn eigentlich zählte Bescheidenheit zu den wichtigsten Wesenszügen des ersten „Fliegerkosmonauten“ der DDR. Der Stadt Kamenz, in der er von 1956 bis 1958 seine fliegerische Ausbildung absolviert hatte, blieb Jähn stets freundschaftlich verbunden und besuchte sie regelmäßig. Der „Oberlausitzer Kurier“ begegnete ihm 2008 zur Feier aus Anlass der Konversion der früheren Offiziershochschule zum zivilen Verwaltungszentrum. „Wir haben ebenso wie die Kameraden in der BRD in Ehren gedient und zum Erhalt des Friedens beigetragen“, sagte der Generalmajor a.D. damals. „Es wäre schlimm gewesen, wenn wir uns als Deutsche gegenseitig hätten vom Himmel schießen müssen.“ Jähn genoss auch im gesamtdeutschen Kollegenkreis große Anerkennung und war als Berater und Mittler, vor allem zu Russland, gefragt. Dass aus selbigem Anlass auch seine Büste wieder aufgestellt wurde, die man zuvor 18 Jahre lang „versteckt“ gehalten hatte, war ihm womöglich gar nicht so angenehm, denn Siegmund Jähn gierte nicht nach Ruhm.
Als der erste deutsche Weltraumfahrer im August neben Oberbürgermeister Roland Dantz auf dem Balkon stand, wirkte er für seine 82 Jahre noch immer fit, wenngleich das Alter auch um ihn spürbar keinen Bogen mehr machte. Entsprechend erschüttert zeigt sich auch das Stadtoberhaupt. In einem Nachruf schreibt Roland Dantz: „Generalmajor a.D. Siegmund Jähn war aufgrund seiner Lebensleistung und seines Auftretens ein Mensch, der für gegenseitiges Verständnis warb. Insofern trat er als ein Vermittler auf, dem es gelang, Gräben zu schließen.“

Uwe Menschner / 28.09.2019

Was sagen Sie zu dem Thema?

Schreiben Sie uns Ihre Meinung

Die Mail-Adresse wird nur für Rückfragen verwendet und spätestens nach 14 Tagen gelöscht.

Mit dem Absenden Ihres Kommentars willigen Sie ein, dass der angegebene Name, Ihre Email-Adresse und die IP-Adresse, die Ihrem Internetanschluss aktuell zugewiesen ist, von uns im Zusammenhang mit Ihrem Kommentar gespeichert werden. Die Email-Adresse und die IP-Adresse werden natürlich nicht veröffentlicht oder weiter gegeben. Weitere Informationen zum Datenschutz bei alles-lausitz.de finden Sie hier. Bitte lesen Sie unsere Netiquette.

Weitere aktuelle Artikel