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Koseler Orgel kündet vom Wandel der Zeiten

Koseler Orgel kündet vom Wandel der Zeiten

Jiri Kocourek (am Manual) hat der Koseler Orgel neues Leben eingehaucht. Hinter ihm v.l.n.r.: Steffen Mrusek, Hans-Christian Doehring und Katharina Ende Foto: Till Scholtz-Knobloch

2021 ist offiziell zum Jahr der Orgel ausgerufen worden. Und so ist es eine besondere Fügung, dass gerade in diesem Jahr die renovierte Orgel im 350-Seelen-Dorf Kosel mit einem Konzert am 15. August eingeweiht werden kann.

Kosel. Jiri Kocourek von der Bautzener Firma Hermann Eule Orgelbau hat unzählige Stunden vor den Toren Nieskys verbracht. „Eine historische Orgel wird zunächst zerlegt, um sie zu reinigen. In Kosel ist dies wegen des Schimmelbefalls auch besonders gründlich erfolgt“, berichtet er. Der Balg wurde 2020 neu verflext und die Prospektpfeifen erneuert. Doch eine besonders umfassende Arbeit war es letztlich, der Königin der Instrumente einen sauberen Klang zu entlocken. Und hier kommt zugleich die historische Komponente hinzu. Die zweimanualige Orgel mit Pedalwerk geht im Grundbestand des Prospekts – also dem rein Äußeren – auf das Jahr 1703 zurück. Die Orgel mit pneumatischer Traktur selbst wurde 1914 durch Julius Röhle mit zwei Manualen geschaffen. Röhle war von 1854 bis um 1935 als Orgelbauer in Posottendorf-Leschwitz, dem heutigen Weinhübel, tätig– ab 1890 mit eigener Werkstatt.

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Die Dorfkirche von Kosel

Foto: Till Scholtz-Knobloch

„Die Klangfarben sind typisch für eine spätromantische Dorforgel: grundtönige Principale, Flöten und Streicher zwischen piano und brausendem Tutti. 1917 ging sie ihrer 33 Prospektpfeifen verlustig, die ein Jahr später minderwertig ersetzt wurden“, fast die Internetseite stiftung-orgelklang.de ihren Charakter zusammen. Die Zinnpfeifen mit ihrem sauberen Klang wurden 1917 dem Durst des Krieges nach hochwertigen Metallen geopfert. An ihrer Stelle kamen nun Zinkpfeifen zum Einsatz.

„Einen weiteren Einschnitt erlebte die Orgel 1956, als sie klanglich verändert wurde, weil barocker nun das Klangideal war“, berichtet der gebürtige Chemnitzer Jiri Kocourek, denn mit der Renovierung galt es nun auch, das historische Klangbild wiederherzustellen.

Dass es überhaupt zur Renovierung der Orgel kommen konnte, nachdem 2012 das Kirchendach und der Turm saniert sowie 2014 ist die Innenausmalung erneuert wurden, ist dem Zusammenspiel vieler Beteiligter zuzuschreiben.

Katharina Ende, Pfarrerin in Rietschen, Daubitz, Hähnichen und eben Kosel lobt hierbei besonders ihren Vorgänger Hans-Christian Doering, der ihr mit seiner ganzen Erfahrung den Rücken frei gehalten habe. „Er hat viele Termine übernommen und wusste in allen Unterlagen, wo was steht“, schwärmt sie über Doering, der – seit 2015 in Rente – aus Verbundenheit zu seiner alten Kirchgemeinde Verantwortung übernahm. Eine musikalische Ader hat er als Sänger der „Schlesischen Schwälbchen“ ohnehin.

Steffen Mrusek, Vorsitzender des Gemeindekirchenrates, hat die Renovierung ebenso lange begleitet und freut sich, dass die Finanzierung der Renovierung letztlich durch das Leader-Programm möglich wurde, aus dem über 2/3 der Mittel stammen. „Aber auch Spenden wie seitens des Lions Clubs Niesky-Lausitzer Neiße haben uns sehr geholfen“, betont er.

Am Sonntag, dem 15. August um 17.00 Uhr ist es nun soweit. Der fein abgestimmte Klang wird nun von Kirchenmusikdirektor Reinhard Seeliger und Kantorin Julia Reinhold dem Kleinod entlockt. Flötistin Angela Ladewig erweitert das Klangerlebnis.

Das Programm führt durch die Musikepochen bis zur Gegenwart. Und natürlich wird es zur Premiere eine Vorführung der einzelnen Register geben. Wer mag, kann als Souvenir eine alte Orgelpfeife erstehen, die ehemals in der Koseler Orgel ihren Platz hatte und im Zuge der Generalüberholung durch eine neue ersetzt wurde.

Till Scholtz-Knobloch / 14.08.2021

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