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Lachend tanzen durch den Lockdown

Lachend tanzen durch den Lockdown

Die Oberlausitzerin Anna-Maria Danzeisen hat Lachyoga für sich entdeckt, um möglichst gut durch den wochenlangen Lockdown zu kommen. Gern gibt sie die Atemtechnik an andere weiter. Foto: privat

In der Corona-Krise verordnet die Politik zahlreichen Lebensbereichen weiterhin eine Zwangspause, um, wie sie sagt, das Infektionsgeschehen weiter einzudämmen. Das hinterlässt bei dem einen oder anderen Spuren. Nicht jeder Mensch kann sich mit der Situation arrangieren. Doch Abhilfe ist da, um gar nicht erst seelische Lasten anzuhäufen.

Region. Wie lässt sich der Lockdown überstehen ohne durchzudrehen? Diese Frage stellen sich hierzulande immer mehr Menschen. Inzwischen befürchtet die Deutsche Psychotherapeuten-Vereinigung (DPtV), dass möglicherweise nach einem Abflauen der Pandemie eine verstärkte Nachfrage nach einer Behandlung seelischer Probleme zu beobachten sein wird. „Oft führen Belastungen erst stark verzögert zu Erkrankungen“, erklärte Diplom-Psychologe Gebhard Hentschel auf Anfrage. „Internationale Studien zeigen bedingt durch die Virus-Krise eine Zunahme von depressiven Gefühlen und Ängsten.“

Der Experte aus Münster ist gleichzeitig Bundesvorsitzender der DPtV. Sein Verein befasst sich intensiv mit den Auswirkungen der Virus-Krise auf das seelische Befinden der Menschen. So wurden auf der Internetseite der DPtV Tipps zusammengetragen, wie Familien den Alltag mit ihren Kindern oder das Homeoffice besser meistern können und Paare in Zeiten wie diesen gut miteinander umgehen. Schon Lachen könne helfen, weiß der Psychotherapeut. Genau diesem hat sich Anna-Maria Danzeisen verschrieben. Die gelernte Immobilienkauffrau aus Löbau nimmt eigenen Angaben zufolge viele Dinge gern mit Humor, um diese leichter zu bewerkstelligen. Sie ist 30 Jahre alt, verheiratet und Mutter eines Jungen. Trotzdem muss auch sie sich eingestehen, dass der Lockdown für sie „sehr schwer“ ist. „Ich unternehme gerne etwas. Die meiste Zeit zu Hause herumzusitzen, belastet schon.“ Um am Ende nicht schwermütig zu werden, hat sich die Lausitzerin aus eigenen Stücken Lachyoga beigebracht. „Dafür reichte ein Wochenende“, erinnert sie sich. Auch die Wohnung musste sie deshalb nicht verlassen. „Der Kurs fand online statt. Menschen aus ganz Deutschland, der Schweiz und aus Österreich sind auf diese Weise zusammengekommen. Ich habe Lachyoga erlernt, um gemeinsam mit anderen zu lachen.“ Für Anna-Maria Danzeisen ist das Besondere daran, dass jeder ohne Grund lachen kann. „Dabei braucht man weder Humor noch Witz und Comedy. Durch Übungen wird absichtliches Lachen durchgeführt. Dies soll sich in natürliches und herzhaftes Lachen verwandeln. Aber auch wer nicht herzhaft lacht, wird sich wohler fühlen, da es dem Gehirn völlig egal ist, ob es natürliches oder bewusstes Lachen ist. 

Das Lachen wird mit Yoga-Atmungsübungen kombiniert. Dadurch erhält der Körper und das Gehirn mehr Sauerstoff, was kraftvoller und gesünder macht.“ Durch Lachyoga soll die eigene Lebensfreude entfaltet und Stress abgebaut werden. Gleichzeitig stärke auf diese Weise einjeder sein Immunsystem, so die 30-Jährige. Pro Online-Kurs könnten zwölf Teilnehmer mit ihr ausgiebig lachen. Eine Anmeldung im Vorfeld erfolgt via E-Mail. Im Anschluss bekommen alle Interessierten einen Link zugeschickt, über den wiederum eine Teilnahme an den Videoveranstaltungen möglich ist. Diese gehen stets dienstags von 13.00 bis 13.30 Uhr und donnerstags zwischen 18.30 und 19.30 Uhr über die Bühne. „Ich möchte mit dem Lachyoga Menschen gerade in dieser schwierigen Zeit des Lockdowns wieder zum Lachen bringen – ganz unverblümt ohne jegliche Maske“, betont die Löbauerin. Denn, so fügt sie hinzu: „In Läden und auf den Straßen sieht man fast nur noch Leute mit bedrückter Stimme. Da möchte ich meinen Teil dazu beitragen, um das zu ändern.“

Online-Fitnesseinheiten für jedermann

Die Deutsche Psychotherapeuten-Vereinigung kann Initiativen wie diese nur begrüßen. Sie empfiehlt zudem, hin und wieder einen Spaziergang zu unternehmen, gemeinsames Spielen und Kochen in der Familie oder auch Videotelefonie. Doch es existieren mittlerweile weit mehr Angebote, um zu verhindern, dass die menschliche Seele vor dem Hintergrund des nach wie vor andauernden Ausnahmezustandes Schaden nimmt. „Der Taekwondo-Dojang Bautzen e.V. versucht Sportler zu motivieren und einen Weg aufzuzeigen, etwas für die Fitness in den heimischen vier Wänden zu tun“, legt Vereinssprecherin Coni Lange dar. „Das Angebot richtet sich an Vereinsmitglieder und gilt zudem für extern Interessierte.“ Zweimal pro Woche würden den Teilnehmern via Internet-Videokonferenz Taekwondo- und Fitnesseinheiten vermittelt. „So besteht die Möglichkeit, in der Gruppe zu trainieren und vor beziehungsweise nach der Übungseinheit einen kleinen Plausch abzuhalten.“ Eine Flasche Wasser, ein Luftballon, Bälle und ein lustiger Hut dienen während der gemeinsamen (virtuellen) Sportstunde als Hilfsmittel für mehr Abwechslung im Training. Mehr Informationen sind an dieser Stelle zu finden.

Tanzkurse im Internet

Die Mannschaft vom Steinhaus wiederum hat sich dem Tanzen verschrieben. An diesem Samstag, 6. Februar, bietet sie gleich zwei Online-Workshops an. Die Anmeldung dafür erfolgt per Mail hier. Zunächst werden ab 14.00 Uhr Grundschritte und Drehungen für den Salsa vermittelt. Ab 16.00 Uhr ist dann der Cha Cha an der Reihe. Durch die jeweils 90-minütigen Kurse führen Janine Mühlmann und Riccardo Neumann. Unabhängig davon kommen auch junge Leute auf ihre Kosten. Immer montags ab 17.30 Uhr bietet das soziokulturelle Zentrum im Netz einen Breakdance-Kurs an. „Gemeinsam mit Patrick ‚Patrock’ von Bardeleben, der selbst zu den Urgesteinen der ostdeutschen Szene gehört, können Kinder und Jugendliche von daheim aus im Live-stream die Grundlagen des Breakdance erlernen und einfache Grundschritte und kleine Choreographien tanzen. Gleichzeitig trainieren die Teilnehmer Kraft, Koordination und Ausdauer“, erläutert der Sprecher der Einrichtung, Michael Lippold. 

Indes richtet der Bundesvorsitzende der Deutschen Psychotherapeuten-Vereinigung, Gebhard Hentschel, den Blick nach vorn: „Jetzt kommt es darauf an, die Infektionszahlen einzudämmen. Aber auch die kurz- und langfristigen psychischen und sozialen Folgen sollten besonders beachtet werden. Menschen in sozialen und medizinischen Berufen stehen unter großer Belastung. Alleinlebende oder ältere Menschen benötigen unsere besondere Unterstützung. Aber auch Familien, deren Situation durch Kurzarbeit oder Homeoffice belastet ist, sowie Arbeitnehmer, deren soziale Kontakte oder Einkommenssituation deutlich reduziert sind, benötigen unsere Aufmerksamkeit.“ Für ihn steht fest: „Präventive Programme könnten hier hilfreich sein.“ In der Oberlausitz ist dafür auf jeden Fall der Grundstein gelegt worden. 

Roland Kaiser / 06.02.2021

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