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Liebevoll begleiten bei Trauer und Tod

Liebevoll begleiten bei Trauer und Tod

Die ausgebildete Gesundheits- und Krankenpflegererin Luisa Frydrych begleitet und betreut im stationären Hospiz Herrnhut schwerstkranke und sterbende Menschen. | Foto: privat

Herrnhut. Dieser Beruf scheint für Außenstehende mächtig an die Substanz zu gehen. Luisa Frydrych aus Dürrhennersdorf betreut und begleitet im stationären Hospiz Herrnhut schwerstkranke und sterbende Menschen.Die 28-jährige Mutter von zwei Kindern absolvierte ihre Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin  von 2004 bis 2007 im Fachkrankenhaus Großschweidnitz: "Seit  September 2009 bin ich im stationären Hospiz Herrnhut tätig." Im dritten Ausbildungsjahr kam die ehemalige Leiterin des Hospizes in die Berufsschule und hielt einen Vortrag über das Thema Sterbebegleitung und die bevorstehende Hospizeröffnung. "Seitdem interessiere ich mich für die Hospizarbeit", sagt sie.

Im Haus arbeitet ein professionelles Team, bestehend aus Pflegefachpersonal, Sozialarbeitern, eine Physiotherapeutin,  Hauswirtschaftskräfte sowie eine  Mitarbeiterin über das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ). Die ärztliche Versorgung stellen mehrere Palliativmediziner sicher. Im Haus arbeitet ein professionelles Team, bestehend aus Pflegefachpersonal, Sozialarbeitern, eine Physiotherapeutin,  Hauswirtschaftskräfte sowie eine  Mitarbeiterin über das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ). Die ärztliche Versorgung stellen mehrere Palliativmediziner sicher.

"Wir begleiten im stationären Hospiz jährlich circa 150 Bewohner. Einige sind nur wenige Stunden bei uns, meist aber Tage, Wochen und auch Monate. Der längste Aufenthalt eines Bewohners war etwas über ein Jahr", berichtet sie. In der Regel handelt es sich um fortgeschrittene Tumorerkrankungen, aber auch Herz- Kreislauferkrankungen oder Erkrankungen des Nervensystems mit unaufhaltsamen Lähmungen, wie  die Multiple Sklerose (MS) oder  Amyotrophe Lateral Sklerose (ALS –  nicht heilbare degenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems).

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Im Foyer der Einrichtung steht eine große Steinschale, die mit Wasser gefüllt ist und in dem täglich frische Blumenblüten schwimmen. | Foto: privat

Zum größten Teil zählen ältere Menschen, aber durchaus auch jüngere Erkrankte zu den Bewohnern im stationären Hospiz Herrnhut. "Nach Genehmigung durch die jeweilige Kranken- und Pflegekasse darf unabhängig von Glauben, Status oder Herkunft jeder zu uns kommen", erklärt sie. Ihre Aufgaben umfassen unter anderem den kompletten Pflegebereich, wie die Körperpflege, die Mahlzeitenversorgung je nach den Bedürfnissen der Bewohner sowie fachpflegerische und medizinische Versorgungen, wie Infusionstherapien, Stomaversorgungen, Wundverbände und vor allem eine adäquate Schmerztherapie. "Die soziale Betreuung und die Angehörigenbegleitung sind ebenso wichtiger Bestandteil unserer täglichen Arbeit", erklärt sie.

Da die Bewohner im stationären Hospiz Herrnhut zur Ruhe kommen und ihre Wünsche äußern können, stellen sich zwischenzeitlich schon Verbesserungen ein, auch wenn es nur die Zufriedenheit ist, die sich positiv auf den Krankheitsverlauf auswirken kann, wie sie sagt. "Das Befinden und die Bedürfnisse unserer Bewohner können sich in kürzester Zeit ändern. Diese Situationen erfordern eine sehr individuelle Betreuung. Einige von ihnen brauchen sehr viel Zuwendung und Pflege, andere möchten lieber für sich sein und entsprechende Ruhe haben.  Neben unserer Einrichtungs- und Pflegedienstleitung sind wir auch die täglichen Ansprechpartner für Angehörige. Wir beziehen sie auf Wunsch mit ein, beantworten Fragen oder informieren die Angehörigen bei Zustandsveränderungen."Und sie fährt fort: "In den meisten Fällen spüren wir die sehr große Dankbarkeit und Anerkennung, sowohl von den Bewohnern, als auch von den Angehörigen. Dies gibt uns auch die nötige Kraft."  Und wie stark nehmen Luisa Frydrych Einzelschicksale von schwerstkranken und sterbenden Menschen persönlich mit? "Ich habe keine depressiven Phasen. Ich mache mir aber schon Gedanken über bestimmte Situationen, die nur schwer auszuhalten und zu verstehen sind", antwortet sie.

Die Bewohner werden nach dem Versterben ganz bewusst im stationären Hospiz Herrnhut vom Personal versorgt. "Sie werden mit entsprechender Kleidung, die von den Angehörigen mitgebracht wurde, angezogen und es stehen Kerzen im Zimmer. Auf Wunsch der Angehörigen nehmen wir gemeinsam mit ihnen Abschied vom Verstorbenen", sagt sie. Im Foyer der Einrichtung steht eine große Steinschale, die mit Wasser gefüllt ist und in dem täglich frische Blumenblüten schwimmen. Wenn ein Bewohner verstirbt, wird eine Schwimmkerze angezündet, die dann so lange brennt, wie der Verstorbene im Haus ist.

Bei aller Tragik gibt es in diesem Beruf auch Grund zur Heiterkeit. "Wir scherzen und lachen auch mit den Bewohnern genauso wie mit den Angehörigen und dem Team", sagt sie. Privat schaltet Luisa Frydrych von den Themen Krankheit und Tod am besten mit ihren kleinen Kindern ab: "Außerdem treibe ich Sport. Ich bin Zumba-Trainerin und gebe Kurse."

Das Verständnis und die Bereitschaft über Tod und Sterben zu reden, sind in den letzten Jahren gestiegen. "Es ist wichtig, über seine eigenen Wünsche und Vorstellungen diesbezüglich zu sprechen. Aber auch mit Eltern, Großeltern und Freunden, für die es oft noch ein ,Tabuthema' ist", sagt sie. Laut Luisa Frydrych denken viele beim Hospiz an Tod und Trauer, haben Bedenken, sich oder mit Angehörigen mit dem Thema zu befassen und sind dann überrascht, wie freundlich offen und positiv das Haus und die Mitarbeiter sind. Interessierte oder Betroffene können sich jederzeit nach Anmeldung das Haus ansehen oder an den vielen Vorträgen in der Region teilnehmen.

Steffen Linke / 13.12.2015

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