Liegt die Oberlausitz nur im Oberland?

Ross Antony fragt in „Schlager meiner Heimat“ beim MDR, was die Oberlausitz ist. Doch wird ihm diese Frage beantwortet? Foto: Matthias Wehnert

Bei der Löbauer Doppelmesse im März „Feiern & Genießen“ und „Reisen & Vital“ kochte Peter (links) vom Duo Kathrin und Peter als Betreiber des Quirle-Häusels in Waltersdorf Oberlausitzer Spezialitäten u.a. mit Nico Müller (r.) von Adoro. Foto: Till Scholtz-Knobloch
Das MDR-Fernsehen gastiert mit „Schlager meiner Heimat“ in der Oberlausitz. Doch die Sendung, die am 24. August um 20.15 Uhr ausgestrahlt wird, stellt nicht die Oberlausitz in Gänze vor, sondern einzig das Oberland und Bautzen.
Region. „Schlager meiner Heimat, das Format vom Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) mit Kathrin und Peter präsentiert von Ross Antony, nimmt Zuschauer mit auf einen Besuch in die Oberlausitz“, heißt es in einer Ankündigung der Marketinggesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien, in der wir weiter lesen: „Ross Antony ist mittlerweile mit Kind und Kegel in seiner zweiten Heimat Deutschland angekommen. Er kennt also das Glück, einen Platz gefunden zu haben, an dem man glücklich sein kann, an den man sich immer wieder zurücksehnt.“
Mit so viel Heimatverbundenheit lässt sich manches Herz erwärmen, doch gedreht wird nur in Bautzen, Cunewalde, Eibau, Hirschfelde, Jonsdorf, Neschwitz, Oderwitz, Oybin, Kloster St. Marienstern in Panschwitz-Kuckau, Waltersdorf und Zittau. Oder anders gesagt: Südlich einer Linie, die die Oberlausitz in den altsächsischen Teil einerseits und die einst preußischen Gebiete andererseits unterteilt. So, als habe es eine gleichberechtigte Integration der Niederschlesischen Oberlausitz nach 35 Jahren ihrer Zugehörigkeit zu Sachsen (1945 bis 1952 sowie 1990 bis heute) nicht gegeben.
Angesichts eines großen Görlitzporträts im MDR-Fernsehen kürzlich, kann man vielleicht einwenden, dass sich das städtische Juwel an der Neiße nicht beklagen könne, doch touristisch gehören eben auch Attraktionen nördlich der Autobahn Dresden-Breslau zur Oberlausitz – etwa das Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft, das Seenland oder die Kulturinsel Einsiedel.
Daniel Breutmann von der Marketinggesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien versichert so auch, dass der die Sendung erstellenden Produktionsgesellschaft Saxonia Entertainment GmbH aus Leipzig eben diese Orte für Aufnahmen seitens der Marketingesellschaft schmackhaft gemacht wurden – oder auch das Schloss in Bad Muskau.
Eigentlich auch einer dieser Orte, ohne den ein Bericht über die Oberlausitz so wirkt wie ein Stadtführer von Paris ohne Eiffelturm oder über Berlin ohne das Brandenburger Tor.
Jens Berger, der Autor des musikalischen Porträts, bekundet auf Anfrage des Niederschlesischen Kuriers, dass ihm als Leipziger eine imaginäre Linie durch die Oberlausitz nicht bekannt sei. Eine Redaktionskollegin aus Weißwasser habe auch keine Einwände im Hinblick auf die regionale Gewichtung gehabt. Im Kern sei der Aufhänger, dass Ross Antony das „Oberlausitzer Zuhause seiner Schlagerkollegen Kathrin und Peter“ besucht, die damit natürlich eine sehr persönliche Sicht von Heimat vermitteln.
Jens Berger betont, er nähme die redaktionelle Anfrage jedoch gerne als Anregung auf, im Einstieg die regionalen Feinheiten klar herauszuarbeiten. Überdies: Für eine Produktionsgesellschaft dürfte es nicht uninteressant sein, sich aus Nützlichkeitserwägungen in einem engeren regionalen Rahmen zu bewegen.
Also eher eine gewisse Schludrigkeit beim MDR im Umgang mit einem regionalen Stempel? Wenn bei einer natürlich möglichen persönlichen Annäherung am Ende nur das Oberlausitzer Oberland rauskommt, dann sollte die Überschrift eigentlich auch so lauten. Musikalisch wird der Schlagerabend aus der südlichen Oberlausitz immerhin breit aufgestellt sein. Neben Kathrin und Peter, sind im Oberland die Amigos, Uta Bresan, Patrick Lindner, Nicki, Anna Maria Zimmermann, Christin Stark, Eloy de Jong, Claudia Jung, Marc Pircher und Angelo Kelly & Family mit von der Partie.
Kommentare zum Artikel "Liegt die Oberlausitz nur im Oberland?"
Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.
Grundsätzlich sollte immer eine Region als Ganzes betrachtet werden, wenn es der Titel so impliziert. Aber oft genug ist es, gerade in der aktuellen Berichterstattung, so, dass man die Lausitz praktisch nur auf das Abbaugebiet der Braunkohle - also den Bereich zwischen Senftenberg, Görlitz und Cottbus und somit die zeitweilig preußischen Gebiete - reduziert und in deren Umfeld dann genau jene "Eiffeltürme" Erwähnung finden. Ohne, dass ein besonderer Hinweis auf die südliche, sächsische Seite erfolgt.