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Logistikzentrum soll Bautzen Jobs bescheren

Logistikzentrum soll Bautzen Jobs bescheren

Blick auf das angedachte Logistikzentrum im Süden der Stadt. Visualisierung: Hentschke Bau

Bautzen. Die Stadt tüftelt an einem Plan: Auf einer im Süden der Kommune befindlichen, etwa 7.000 Quadratmeter großen Fläche soll, wenn auch der Freistaat mitspielt, ein Logistikzentrum errichtet werden. Wie dieses aussehen könnte, dazu liegt der Rathausmannschaft bereits eine Potenzialstudie vor. Ursprünglich sollte auf dem Areal ein Industriegebiet entstehen. Doch weil sich die Politik zunehmend für den Schienenverkehr stark macht, gab es auch in der Stadt ein Umdenken.

„Unter anderem im Bereich Logistik konnten in den vergangenen Jahren vermehrt Anfragen nicht positiv beantwortet werden“, sagte Oberbürgermeister Alexander Ahrens. „Somit ist der Bedarf an Flächen für diesen Bereich besonders hoch.“

Gemeinsam mit dem Schienenfahrzeughersteller Alstom und der Deutschen Bahn wird nun an einem entsprechenden Projekt gefeilt. Auf diese Weise, so die Hoffnung, entstehen in Bautzen zahlreiche neue Jobs. Im Zuge des Strukturwandels, der sich aus dem bereits besiegelten Ende der Kohleverstromung herleitet, sind diese auch nötig. Von den gravierenden Einschnitten im Energiesektor sind allein in der Lausitz bis zu 10.000 gut bezahlte Arbeitsplätze betroffen, sagen Experten. Diese gilt es nun, teilweise zu kompensieren. Gleichzeitig würde sich der Schienenfahrzeugbau in Bautzen aufgrund der Investition wettbewerbsfähig machen.

Demnächst soll eine Machbarkeitsstudie angeschoben werden. In dieser geht es um die Untersuchung, wie und in welchem Kostenrahmen sich das einstige Industriegebiet Süd als Logistikzentrum ans überregionale Schienennetz andocken lässt.

Ministerium weiß um Notwendigkeit des Jahrhundertprojektes

Aus dem Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr (SMWA) verlautete indes auf Anfrage, dass in Dresden grundsätzlich alle Vorhaben begrüßt werden, „die der Verlagerung von Güterverkehr auf die Schiene dienen“. Wenn das Gelände des Güterbahnhofs anderweitig genutzt werden soll, müsse es Ersatzflächen für den Güterumschlag geben. Das hatte bereits der Eigentümer - die Deutsche Bahn - mehrfach klargestellt. Zu einer möglichen finanziellen Unterstützung wollte sich das Haus von Minister Martin Dulig zunächst jedoch noch nicht äußern. Konkrete Aussagen zur Art und Höhe seien zum jetzigen Zeitpunkt unmöglich, so eine Sprecherin.

„Grundsätzlich stehen für die Projektbestandteile ‚Logistikzentrum/KV-Umschlaganlage’ und ‚neuer Gleisanschluss’ die Förderinstrumente des Bundes - also eine Förderung von Umschlaganlagen für den kombinierten Verkehr und die Gleisanschlussförderung - zur Verfügung. Auch die Förderfähigkeit des Projektes nach dem Strukturstärkungsgesetz Kohleregionen sollte geprüft werden.“

Dass Handlungsbedarf an der Spree besteht, scheint den Entscheidungsträgern in der Landeshauptstadt durchaus bewusst zu sein. „In Bautzen ist jedem bekannt, dass der vorhandene Gleisanschluss für den Schienenfahrzeughersteller sehr ungünstig ist. Bei jedem Transport von oder zum Werksgelände müssen Straßen gesperrt werden. Der Gleisanschluss ist zudem nicht elektrifiziert, sodass bei einer Elektrifizierung der Bahnstrecke Görlitz - Dresden auch das Werksgelände elektrisch erreichbar sein sollte.“

Lange Planungszeiten überschatten Bautzener Arbeitsplatz-Rettungsvorhaben

Wann das einmal der Fall sein wird, blieb allerdings offen. „Die jetzt mit der DB Netz AG getroffenen Absprachen sehen vor, dass Ende 2026 als erstes der Bahnhof Görlitz elektrifiziert ist, sodass von Polen aus elektrisch in den Bahnhof eingefahren werden kann. Die Fertigstellung der Elektrifizierung auf der Strecke zwischen Dresden und Görlitz wird natürlich noch ein paar Jahre länger dauern“, teilte die Sprecherin weiter mit.

Zudem wurde bekannt, dass die geplante Südumfahrung, also die Verbindung zwischen Dreistern im Westen und dem an der B 96 gelegenen Bautzener Ortsausgang, erst in einer „relativ frühen Planungsphase“ steckt, obwohl der Freistaat bereits seit Jahren diese Verkehrsader priorisiert, um den Süden der Spreestadt besser an die Autobahn A 4 anzubinden. Wie kann es in dem Zusammenhang nicht besser sein: Anders als noch vor einigen Monaten lasse sich aktuell kein belastbarer Realisierungstermin nennen, heißt es aus Dresden. „Die Vorplanungsunterlagen sind straßenbaufachlich in Bezug auf mögliche Linienvarianten ausgearbeitet. Die Beteiligung der Träger öffentlicher Belange zur aufgestellten Vorplanungsunterlage steht unmittelbar bevor. Nach Rücklauf und Auswertung der Stellungnahmen wird eine Vorzugsvariante entwickelt. In der nächsten Planungsstufe, der Entwurfsplanung, wird diese Vorzugsvariante weiter ausgearbeitet. Erst danach erfolgt die Aufstellung der Genehmigungsunterlage zur Erlangung des formalen Baurechts in einem Planfeststellungsverfahren.“

Doch egal ob Schienen- oder Straßenanbindung: Dass sich in der Spreestadt einjeder, der inzwischen mit dem ehrgeizigen Projekt zu tun hat, mit diesem in Aussicht gestellten Fahrplan anfreunden kann, darf bezweifelt werden.

Roland Kaiser / 26.02.2021

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Kommentare zum Artikel "Logistikzentrum soll Bautzen Jobs bescheren"

Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.

  1. Enrico schrieb am

    Hallo,

    das in einem Logistikzentrum gut bezahlte Jobs entstehen, daran glaubt ja wohl wirklich keiner oder?
    Zudem ist die Anbindung der Suedumfahrung Bautzen in diesem Bereich ökonomisch und ökologisch nicht sinnvoll,denn wenige Meter entfernt davon verläuft bereits die Westtangente.
    Abgesehen davon wird die Ortslage Oberkaina zusätzlich belastet, da so ein Logistikzentrum sicher "Verkehr" anzieht. Außerdem müssen alle aus südlicher Richtung kommenden Fahrzeuge bergab zum Kreisverkehr bremsen und alle in Richtung Süden fahrenden in der Ortslage bergan beschleunigen.

    Grüße
    Enrico

  2. Aeggy schrieb am

    Das was in dieser begrüßenswerten Variante fehlt ist ein KV Terminal, also die Verladung mittels Containern. Dieses wird vor allem in dieser Region gebraucht um den LKW Verkehr auf die Schiene zu verlagern.

  3. Goetz65 schrieb am

    Wie lange sollte die Bahnstrecke Dresden-Görlitz in Anbindung nach "Ost-Europa" elektrifiziert sein und werden??? Im Gespräch war 1986. Es hat sich bis jetzt nichts getan. Kleine Bahnhöfe werden dem "Erdboden" gleich gemacht, Arbeitsplätze vernichtet. Es fahren immer noch Diesel-Loks. Und dann wird über den "Kohle-Ausstieg" über längere Zeit diskutiert. Haben wir "keine anderen Probleme"?

  4. Reigoldi schrieb am

    Es wird Zeit das da was passiert. Vor der Wende war ja schon mal ein Gleis bis hinter dem Postsportplatz was schon mal angedacht war zum Waggonbau weitergelegt werden sollte. Aber man musste alles schnell abreißen ohne mal weiter zu denken. Auch die Suedumfahrung wäre in diesem Zusammenhang eine ideale Versorgungslinie für dieses Projekt. Absolut eine gute Variante für die Zukunft. Hoffentlich erlebe ich es noch. Ich war viele Jahre bei der Bahn und kann es nur begrüßen.

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