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Mein Beruf ist Leidenschaft pur, sagt Jana Ulbrich

Mein Beruf ist Leidenschaft pur, sagt Jana Ulbrich

Bestatterin ist Jana Ulbrichs Traumberuf. Doch nach Feierabend hat die junge Mutter eine große Leidenschaft: Roland Kaiser. | Foto: Jana Ulbrich

Bautzen. Jana Ulbrich ist eine junge und lebenslustige Frau, die vor Energie nur so sprüht. Beruflich ist sie Bestatterin, was man ihr nicht sofort zutraut. Bilder im Kopf zeigen da eher gestandene ältere Herren in dunklen Anzügen, aber keine flippige Mittdreißigerin. Aber sobald Jana Ulbrich aus Friedersdorf anfängt zu erzählen, merkt man schnell: ihren Job macht sie mit Leidenschaft. Was also bewegt eine junge Frau dazu, sich tagtäglich mit dem Tod auseinanderzusetzen?

Die gelernte Bäckereifachverkäuferin machte zum ersten Mal Bekanntschaft mit dem Beruf "Bestatter", als sie ihren jetzigen Lebenspartner Jörg kennenlernte. "Er fuhr mit einem Leichenwagen vor das Schaufenster der Bäckerei ", erzählt sie. Sicher nicht jedermanns Sache, aber das Interesse nicht nur für diesen Mann, sondern auch für dessen Beruf war geweckt. "Durch Jörg habe ich erst einmal gemerkt wie wichtig es ist, für Menschen in so einer schweren Situation dazusein." Schnell sattelte sie beruflich um und belegte Lehrgänge und Weiterbildungen. Nun übt Jana Ulbrich schon seit sechs Jahren den Beruf als Bestatterin aus und betreibt mit ihrem Freund zwei Bestattungsinstitute in Neusalza-Spremberg und Ebersbach.

"Die trauernden Menschen brauchen einfach jemanden, auf den sie sich in der schweren Zeit verlassen können und die sie professionell unterstützen", erzählt die Mutter eines 10-jährigen Sohnes. So schwer der Beruf ist und so viel Leid sie Tag für Tag sieht,  Jana Ulbrich meistert diese Aufgabe mit Hingabe. "Den Hinterbliebenen, die uns aufsuchen, möchte ich eine Stütze sein. Viele wissen oft nicht, wie sie die Situation meistern sollen. Dann nehme ich sie einfach in den Arm." Jana möchte keine unpersönliche Arbeit machen, ganz im Gegenteil. Sie hat für jeden die richtigen Worte parat und ein offenes Herz. "Dieser Job ist so dankbar. Es gibt so viele Menschen, mit denen ich auch später noch in Kontakt bin, und die mir sagen wie sehr ich ihnen helfen konnte."

Selbst hatte sie zum Anfang ihrer Laufbahn zwei harte Bewährungsproben zu bestehen. Sie hat sich dafür entscheiden, ihre geliebten Großeltern zu beerdigen. "Das war meine größte Herausforderung, aber ich habe nicht gekniffen. Es war mir sehr wichtig, denn es war die letzte Ehre, die ich ihnen erweisen konnte."  Würdevoll Abschiednehmen ist für die junge Frau extrem wichtig. Keine ihrer Grabreden ist wie die andere, jede individuell. "Das bin ich den Verstorbenen schuldig"; so Jana Ulbrich.

Trotz des beklemmenden Themas weiß Jana auch Geschichten zum Schmunzeln zu erzählen. "Wenn es um Grabbeigaben geht, haben wir schon vieles erlebt. Angehörige geben ihren Lieben halt gerne das mit, was im Leben des Verstorbenen wichtig war. Ob Mützen, Strickzeug, Kreuzworträtsel, ein Schnäpschen oder auch Essen, da war schon alles dabei. Es ist aber immer etwas Besonderes." Es mag verwundern, aber Jana Ulbrich sagt "Es gibt viel härtere Berufe als meinen. Zum Beispiel habe ich absolute Hochachtung vor Pflegekräften in Altersheimen, sowie ambulanten oder ehrenamtlichen Kräften, wie im Hospiz oder Angehörige, die selbst schwerkranke Personen pflegen. Das könnte ich nie." Durch ihren Job hat die 32-Jährige auch einen anderen Blick aufs Sterben bekommen. "Ich habe keine Angst.

So makaber es klingt, ich weiß auch schon, wie meine eigene Beerdigung aussehen soll. Alle Freunde sollen ein paar liebe Worte sagen und ganz viele Roland Kaiser-Lieder sollen gespielt werden," sagt sie als absoluter Schlagerfan. Wenn man Jana Ulbrich kennenlernt, ihre liebevolle Art und wie sie mit dem so schwierigen Thema Trauerarbeit umgeht, merkt man, dass sie den Menschen genau den Trost spenden kann, den sie benötigen.

Cornelia Fulk / 20.09.2015

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