Nach dem Abi in die echte Wildnis

Tim Hedkte, scheidender Schüler des Christian-Weise-Gymnasiums Zittau, ist schon seit 2018 ornithologisch im Zittauer Gebirge aktiv. Foto: privat
Circa 70 Schülerinnen und Schüler des 12er Jahrgangs am Christian-Weise-Gymnasium Zittau bekommen am Freitag, 20. Juni, in der Zittauer Johanniskirche feierlich ihre Abiturzeugnisse überreicht. Tim Hedtke aus Bertsdorf hat sein Abitur mit der Note 2,0 abgeschlossen.
Bertsdorf-Hörnitz/Zittau. „Damit bin ich auch sehr zufrieden, da dieser Notenschnitt immer mein Ziel war“, sagt der 18-jährige scheidende Schüler. Seine Prüfungen seien alle gut gelaufen, „wobei ich anfangs bei den schriftlichen Prüfungen ziemlich angespannt war.“ Das seien in seinem Fall der Biologie-Leistungskurs, der Mathe-Leistungskurs und der Deutsch-Grundkurs gewesen. „Ich habe mir dann einfach während der Prüfung gar keine Gedanken mehr darüber gemacht, warum und wo ich hier eigentlich gerade sitze. So konnte ich mich sehr gut konzentrieren und die Zeit verging wirklich schnell“, sagt er. Bei den mündlichen Prüfungen, Tim hatte Geografie und Ethik gewählt, war die Anspannung zwar anfangs auch sehr groß, aber dann im Verlauf doch wesentlich lockerer, „sodass ich gar nicht mehr aufgeregt war.“
Das Lernen selbst fiel ihm schon immer verhältnismäßig leicht: „Ich habe oft gleich viel mit aus dem Unterricht genommen und bin meistens nur noch mal alles durchgegangen. Bei der Prüfungsvorbereitung musste ich dann aber natürlich deutlich mehr Zeit investieren. Vor allem für Biologie habe ich stundenlang am Schreibtisch gesessen. Die Menge an Lernstoff in diesem Fach habe ich in der 10. Klasse zur Wahl der Leistungskurse deutlich unterschätzt.“
Nach den Prüfungen war Tim dann extrem erleichtert und sehr froh, alles geschafft zu haben: „So richtig realisiert habe ich das aber erst, als unser Jahrgang am 26. Mai mit dem Abi-streich dran war.“ Das Programm mit den Spielen sei sehr lustig und die Runde um den Zittauer Stadtring sehr laut gewesen. „Schon seit Jahren haben wir ,den Großen’ aus dem Unterricht hinterhergeschaut und gehört, wenn sie an diesen Tagen Stimmung gemacht haben. Jetzt waren wir endlich mittendrin und hatten alles hinter uns“, sagt er.
Die Zeit am Christian-Weise-Gymnasium Zittau war für ihn rückblickend sehr lehrreich. „Ich kann mich auf keinen Fall beschweren. Ich konnte einige Freunde finden, die mir den Schulalltag sehr erleichtert haben. Wenn man jemanden hat, mit dem man immer und überall lachen kann und der einem selbst in schwierigen Momenten wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann, ist das ,ewige Sitzen’ im Klassenzimmer schon nur noch halb so schlimm und gar nicht mehr so anstrengend. Trotzdem bin ich ziemlich froh, die Schulzeit jetzt hinter mir zu haben. Zwölf Jahre sind dann auch genug“, betont er.
Für Tim gab es am Zittauer Gymnasium viele schöne Momente bzw. Tage. Dazu zählten unter anderem meistens Wandertage, Ausflüge sowie Baumpflanz- und Müllsammelaktionen. „Eigentlich fast jeder Tag, an dem es für uns Schüler raus ging. Auch das fast alljährliche Sportfest hat mir immer Freude bereitet. Für mich waren es tolle Ereignisse, als ich meine ,Komplexe Leistung’ in der 11. Klasse fertigstellen und vorstellen konnte. Ich habe meine erste wissenschaftliche Arbeit über ein Thema geschrieben, das sehr eng mit meiner Leidenschaft und meinen Hobbys verbunden ist. Deshalb hat es mir auch sehr viel Spaß gemacht.“
Das Thema der Arbeit lautete „Der nächtliche Vogelzug im Zittauer Gebirge“. Tim ist schon seit 2018 ornithologisch im Zittauer Gebirge aktiv, 2021 seien dann auch die Naturfotografie und das Filmen dazugekommen. „Ich habe zum Beispiel von 2022 bis 2024 das komplette Zittauer Gebirge und Teile des Vorlandes im Rahmen der sächsischen Brutvogelkartierung auf alle Brutvogelarten kartiert. Heute bin ich vor allem im Horstschutz von Eulen und Greifvögeln aktiv“, berichtet er. Und er fährt fort: „In meiner Freizeit werde ich mich weiterhin meiner Leidenschaft widmen. Viele Höhlenbäume, Felsnischen und Nester gilt es zu finden, zu schützen und zu kontrollieren. Dafür habe ich jetzt endlich wieder die notwendige Zeit. Viele Momente kann ich nebenbei auch als Foto oder Video festhalten, die ich ab und zu auf meinem YouTube-Kanal mit anderen Interessierten teile.“
Im Juli kann Tim im Urlaub in der Slowakei zwischendurch auch mal echte Wildnis und intakte Natur erleben: „Diese verschwindet in unserer Gegend leider von Jahr zu Jahr immer mehr. Ich spüre das sehr schnell, denn ich bin fast täglich draußen und habe die Natur genau im Blick. Wenn einige Vogelarten in den wenigen Jahren, die ich selbst erst aktiv dabei bin, auf großen Flächen vor den eigenen Augen spurlos verschwinden und ich dabei nur zusehen kann, ist das manchmal absolut nicht einfach. Trotz allem überwiegen die schönen Erlebnisse und deswegen werde ich die kommende Zeit sehr genießen.“
Nach der großen Pause geht es für Tim direkt mit einem Forststudium weiter, „wenn es klappt, dann am liebsten im nicht weit weggelegenen Tharandt. Dann kann ich nämlich auch während des Studiums dem Zittauer Gebirge treu bleiben.“ Sein großer Wunsch ist es, auch danach wieder hierher zurückzukehren, „um später selbst die Wälder unseres Gebirges mitgestalten zu können.“