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Neue Wege bei der ärztlichen Versorgung

Neue Wege bei der ärztlichen Versorgung

Dr. Ernst Banda, Chirurg im Facharztzentrum, kam beim Freundestag der Diakonissenanstalten unter anderem mit Besucherin Kathrin Bünger aus Rothenburg ins Gespräch.

Vor zwei Jahren hat die Diakonissenanstalt Dresden (Diako) das Emmaus-Krankenhaus in Niesky übernommen. Seitdem arbeitet sie konsequent daran, die Zukunftsfähigkeit der Einrichtung zu sichern und scheut dabei auch vor neuen Wegen nicht zurück.

Niesky. Lokales Gesundheitszentrum – dies ist das Schlagwort, unter dem die Diako ihr Nieskyer Haus seit zwei Jahren neu organisiert. „Für den Patienten ist es wichtig, dass er fachgerecht versorgt wird; von wem, ist von untergeordneter Bedeutung“, nennt Rektor Dr. Thilo Daniel die Hauptprämisse.
Dementsprechend gibt es für jeden Hilfe Suchenden eine einheitliche Anlaufstelle, die darüber entscheidet, ob der ambulanten oder doch der stationären Versorgung der Vorzug zu geben ist. Dabei kommt der Bereitschaftspraxis eine entscheidende Bedeutung zu, in der niedergelassene Ärzte aus Niesky und Umgebung an Wochenenden, Brücken- und Feiertagen den Dienst verrichten.

„Dies entspricht der gesetzlichen Vorgabe, an den Krankenhäusern so genannte Portalpraxen einzurichten, die die Notaufnahmen von nicht lebenswichtigen Behandlungen entlasten“, erklärt Robert Baierl, Assistent der Geschäftsleitung bei der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen, die die Praxis betreibt. Der diensthabende Arzt entscheidet, ob der Patient ins Krankenhaus eingewiesen werden muss oder ob eine ambulante Behandlung genügt.

„Damit wird eine bedarfsgerechte Behandlung sichergestellt, die unnötige stationäre Einweisungen vermeidet“, so Robert Baierl. Einer der möglichen Wege, den ein Patient nach dem Besuch der Bereitschaftspraxis nehmen kann, ist der in das Facharztzentrum.

Es besteht seit Mai 2016 und hat seine Räume seit dem Frühjahr im ehemaligen Domizil des Altenpflegeheimes „Abendfrieden.“ Hier praktizieren Dr. Ernst Banda und Piotr Petryna, zwei Chirurgen aus dem Emmaus-Krankenhaus, die jetzt jeweils zum Teil dort und im Facharztzentrum angestellt sind.

„Davon profitieren beide Seiten“, zeigt sich Ernst Banda überzeugt: „Das Krankenhaus übernimmt beispielsweise die Bestellungen, Röntgenuntersuchungen oder die Sterilisierung für das Zentrum. Wir wiederum entlasten das Krankenhaus von unnötigen stationären Aufenthalten.“ Was aber das Wichtigste sei: „Die Arbeit hier macht Spaß!“

Allerdings wirkt die Bezeichnung Facharzt“zentrum“ bei derzeit gerade einmal zwei Ärzten, die derselben Fachrichtung angehören, noch etwas hochgestochen. Genügend Platz für weitere Ärzte gibt es im „Alten Abendfrieden“ allemal, und die Überlegungen gehen auch in diese Richtung. „Wünschenswert wäre zum Beispiel eine Hausarztpraxis“, wie Dr. Thilo Daniel betont. Allerdings sei es kein Geheimnis, dass die ausgesprochen ländliche Region um Niesky nicht eben ein „Hotspot“ sei, der junge Ärzte magisch anzieht. Am Facharztzentrum des Diakonissenkrankenhauses Dresden gebe es Urologen, Gynäkologen und Hautärzte, die auch für die Nieskyer Patienten erreichbar seien. Dennoch steht die Frage: Wie kann es gelingen, junge Ärzte für den Standort Niesky zu gewinnen? Das Facharztzentrum entstand auch als Nachfolgelösung für die einzige chirurgische Praxis in der Stadt, deren Inhaber keinen Nachfolger fand – kein Einzelfall. „Zunächst bemühen wir uns, das Emmaus-Krankenhaus als attraktiven Ausbildungsstandort zu etablieren“, erklärt Victor Franke, Pressesprecher der Diakonissenanstalt Dresden. Zudem gingen angehende Fachärzte heutzutage lieber in eine Anstellung, die sie von der überbordenden Bürokratie, mit der selbstständige Ärzte konfrontiert sind, entlastet. Auch insofern könnte das Facharztzentrum ein interessantes Angebot bilden.

Einen wichtigen Partner in diesen Bemühungen stellt die AOK plus dar, die sich intensiv an der Ausgestaltung des Lokalen Gesundheitszentrums Niesky beteiligt. „Die Diako hat das Krankenhaus in wirtschaftlich schwieriger Situation übernommen und einen Weg gefunden, es zu erhalten und zukunftsfest zu machen. Daran beteiligen wir uns gern“, betont Bereichsleiter Ricardo Kuhrt. Man sei auch offen dafür, andere Krankenkassen mit ins Boot zu holen: „Über Absichtserklärungen ist das allerdings noch nicht hinausgekommen.“ Immerhin liege der Anteil der AOK plus an den Versicherten der Region bei 60 Prozent.

Die Diakonissenanstalt Dresden hat 2015 das Emmaus-Krankenhaus Niesky übernommen. Es verfügt über Kliniken für Chirurgie, Innere Medizin und Anästhesie sowie eine 24-Stunden-Notfallambulanz. Daneben ist am Standort weiterhin auch die Diakonissenanstalt Emmaus Niesky tätig, die das Altenpflegeheim „Abendfrieden“ in unmittelbarer Nähe betreibt.

Uwe Menschner / 18.10.2017

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