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Osterbotschaft in aller Herrgottsfrühe

Osterbotschaft in aller Herrgottsfrühe

Die Blechbläser ziehen schon früh am Morgen durch Berthelsdorf, um an bestimmten Standorten im Dorf musikalisch die Osterbotschaft zu verkünden. | Foto: privat

Berthelsdorf. Eine Abordnung der Freiwilligen Feuerwehr Berthelsdorf  zieht in der Nacht zum Ostersonntag, 27. März, zum Osterblasen durch Berthelsdorf. Mit dieser mehr als 130-jährigen Tradition im Ort verkünden die Osterbläser quasi die Osterbotschaft in den frühen Morgenstunden.

Morgenstunde hat bekanntlich Gold im Munde. Bernd Hanspach, Abteilungsleiter Feuerwehrmusik der Freiwilligen Feuerwehr Berthelsdorf, steht am Ostersonntag wie seine Mitstreiter gegen 2.30 Uhr auf. "Ich brauche eigentlich keinen Wecker stellen, sondern bin munter. Es fällt mir auch nicht schwer, aus den Federn zu kommen. Früher bin ich beim Ostertanz gewesen und vorher gar nicht mehr ins Bett gegangen", sagt er.

Um 3.00 Uhr treffen sich die Frühaufsteher im Gerätehaus der Feuerwehr, um dort gemeinsam das Osterfrühstück einzunehmen – Kaffee und belegte Brötchen. "Die erste Mahlzeit am Tag bildet eine gute Grundlage für den Marsch. Uns schmeckt das auch zu dieser Zeit schon gut", sagt er. Und er fährt fort: "Danach blasen wir uns ein, spielen ein, zwei Titel an, um die Instrumente einzustimmen."

Spätestens 3.45 Uhr schallt es vom Haus Friedenshoffnung  aus in das Dorf hinein. "Das hallt so schön", schwärmt er. Dem ersten Lied werden im Verlauf des Morgens fast 100 Ständchen folgen. Die Blechbläser ziehen anschließend auf ihrer Tour von circa zehn Kilometern bei Wind und Wetter kreuz und quer durch den Ort, somit fast zweimal durch das gesamte Dorf und spielen auf Wunsch der Einwohner in der Regel kirchliche Choräle oder Volkslieder wie zum Beispiel das "Heideröslein", "Ännchen von Tharau" oder "Lobe den Herrn." "Wir laufen dazu direkte Standorte an", erklärt er.

Die Leute sind dabei nicht etwa sauer, schon so zeitig durch die laute Musik geweckt zu werden, sondern kennen den Brauch und servieren den Musikern schon früh am Morgen kleine Stärkungen und warme Getränke. "Wir machen uns aber nur einmal die Lippen feucht und dann geht es weiter", sagt er. Und wehe die kleine Kapelle vergisst jemanden! Vor der Zeit von Bernd Hanspach als Kapellmeister habe es ein Mann mal verschlafen, der immer viel Wert darauf gelegt habe, den  Klängen vor der Haustür zu lauschen und den Musikern dafür ein Getränk zu spendieren. Im Nachthemd sei er auf dem Fahrrad dem Tross hinterhergefahren, um den Blechbläsern im Dorf  die Flasche zu übergeben.

Zwischendurch gibt es gegen 7.00 Uhr das zweite Frühstück in der "Eiche", dem ehemaligen Stammlokal der Freiwilligen Feuerwehr Berthelsdorf, welches nach drei Stunden Fußmarsch gern angenommen wird. Gegen 11.00 Uhr findet das Osterblasen wie jedes Jahr seinen Abschluss mit dem letzten Lied im Mitteldorf am ehemaligen Wohnhaus der Familie Thamm in der Nähe des "Broilerstübels."

Danach treffen die Mitglieder der Blaskapelle der Freiwilligen Feuerwehr Berthelsdorf wieder im Gerätehaus ein, "damit wir zum Mittagessen zu Hause sind." Im Kreise seiner Familie feiert Bernd Hanspach anschließend ganz privat Ostern. Am nächsten Tag bleibt  der Kapellmeister bis gegen 7.30 Uhr in den Federn liegen.

Steffen Linke / 27.03.2016

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