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„Ostsächsischste“ aller Reisen

„Ostsächsischste“ aller Reisen

Felix Bührdel begleitete die Fahrt der deutschen und polnischen Eisenbahnfans – hier im Bahnhof Ostritz. Foto: T. Scholtz-Knobloch

Region. Die Ostsächsischen Eisenbahnfreunde haben ihrem Namen alle Ehre gemacht. In Kooperation mit dem Verein der Eisenbahnfreunde Breslau (KSK Wroclaw) organisierten sie am vergangenen Sonntag eine Nostalgiefahrt, bei der u.a. die östlichste bestehende Gleisanbindung im einstigen Sächsischen Staatsgebiet bis 1945 angefahren wurde.

Doch im Grenzgebiet ist alles etwas schwieriger. Während die Strecke Görlitz-Zittau teilweise östlich der Neiße verläuft, hatte Polen nach dem Krieg über Schönberg (Sulikow) kommend an die Trasse auf eigener Neißeseite angeschlossen und vor dem Wiedereintritt nach Deutschland bei Hirschfelde eine Abzweigung nach Reichenau (Bogatynia) gesetzt. Dieser Stutzen besteht nach Einstellung des Personenverkehrs heute nur für den Kohletransport bis Türchau (Turoszow), war aber für die Eisenbahnfans einer der Höhepunkt der Tagesreise durch die Woiwodschaft Niederschlesien, bei der auch stillgelegte Nebenstrecken nach Seidenberg (Zawidow) und Marklissa (Lesna) befahren wurden.

All diese Strecken fehlen heute für attraktive und auch schnelle Anbindungen gen Iser- und Riesengebirge. Leiter und Organisator der Fahrt, Felix Bührdel, hat für ein solch wehmütigen Blick zwar ebenso Sinn, betont jedoch, dass vor allem Fans an Bord seien, die die einmalige Gelegenheit wahrnehmen möchten, Perspektiven zu erleben, die im Plandienst nicht mehr möglich sind.
Damit die „Pufferküsser“ aus Deutschland und Polen gleichermaßen gut über die Bahn- und Kulturgeschichte informiert wurden, nahm der aus Tillowitz (Tulowice) in Oberschlesien stammende Breslauer Reiseführer und Übersetzter Björn Bollmann immer wieder das Mikrofon in die Hand.

Beim Halt in Schönberg in der Oberlausitz (Sulikow) berichtet er: „Dieser Bahnhof wurde 1927 nach den Plänen des Bauhaus-Architekten Adolph Rading errichtet.“ Nun drohe er aufga-benlos weiter zu verfallen. „ Das ist natürlich schade, denn alle, die sich für den Modernismus interessieren, haben hier eine Fundgrube. Sehen Sie diesen runden Erker? Diese runden Ecken – das ist typisch für den Modernismus. Klingt paradox, aber abgerundete Ecken, reduzierte Ästhetik und akzentuierte Funktionalität – so könnte man das Bauhaus zusammenfassen“.

Nostalgisch geht es bei den Ostsächsischen Eisenbahnfreunden am 17. Oktober mit der Willkommenstour für die kürzlich instand gesetzte Dampflok 52 8141 weiter. Die Zulassung für sie gilt jedoch nur in Deutschland. Und so führt diese Tour von Löbau über Görlitz, Niesky und Horka zurück nach Löbau nur über deutsches Gebiet und nachmittags nach Bautzen.

Till Scholtz-Knobloch / 12.10.2020

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