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Paradebeispiel für die Nachbarschaftshilfe

Paradebeispiel für die Nachbarschaftshilfe

Nachbarschaftshelferin Gudrun Schell und Monika Müller unternahmen hier zusammen einen Ausflug zur Zittauer Blumenuhr. Foto: Steffen Linke

Diese Art von Nachbarschaftshilfe steht für mehr Menschlichkeit in der Gesellschaft. Der zuständige Koordinator Maximilian Schmidt in Zittau spricht in diesem Fall sogar von einem Paradebeispiel. Die 65-jährige Gudrun Schell kümmert sich seit Juni des vergangenen Jahres um die 66-jährige Monika Müller, die nach einem Schlaganfall gehbehindert und auf einen Rollstuhl angewiesen ist.

Zittau. „Ich bin vor circa vier Jahren mit meinem Mann von Radeburg nach Zittau gezogen. Wir hatten dort ein Einfamilienhaus. Ich konnte durch meine Krankheit aber nichts mehr machen“, erzählt sie. Um den Rasen, die Hecke sowie ihre Person und vieles andere mehr habe sich allein ihr Mann gekümmert. „Wir sind deshalb zu unserem Sohn und seiner Frau in eine behindertengerechte Wohnung nach Zittau gezogen und haben uns hier sehr gut eingelebt“, berichtet sie.
Monika Müller hatte 2012 zwei heftige Schlaganfälle erlitten: „Ich habe daraufhin nicht mehr als Lehrerin arbeiten können. Die ganze Klasse war sehr traurig, als ich nach den Ferien nicht mehr zurückgekommen bin.“

Ihre ganze linke Seite war gelähmt. „Seitdem bin auf den Rollstuhl angewiesen“, sagt sie.  Monika Müller boxte sich aber nach diesem Schock nach und nach wieder ins Leben zurück: „Mein Mann, meine Kinder und meine Schwiegertochter haben mich mit sehr viel Zuspruch wieder aufgebaut. Um mir etwas Gutes zu tun – damit ich sozusagen auch mal aus meinen vier Wänden herauskomme – hat sich meine Familie dann an die Kontaktstelle Nachbarschaftshilfe in der Hillerschen Villa gewandt.“ Maximilian Schmidt als zuständiger Koordinator vermittelte der Frau im Rollstuhl mit Gudrun Schell eine engagierte Nachbarschaftshelferin. Dabei stand für ihn zuerst einmal die Frage im Vordergrund: „Mal sehen, ob die beiden sich leiden können?“

Rein menschlich lagen die zwei Damen gleich beim ersten Termin auf einer Wellenlänge. „Ich wollte mich einfach auf diese Art und Weise verwirklichen“, so die Nachbarschaftshelferin. Gudrun Schell und Monika Müller verbringen seither mindestens einen Nachmittag in der Woche über einen Zeitraum von circa drei bis vier Stunden zusammen – bei Wind und Wetter.

„Entweder gehen wir zusammen einkaufen, fahren ins Zittauer Gebirge einen Kaffee trinken oder unternehmen Ausflüge zu den schönsten Fleckchen in Zittau und Umgebung wie zum Beispiel in den Burgteich, an den Olbersdorfer See oder zur Blumenuhr“, erzählen die beiden. Auf der Koitsche genossen die zwei Frauen gemeinsam den herrlichen Ausblick auf Zittau und die weite Umgebung. „Sie hat mir dort von oben aus alle Aussichtspunkte erklärt“, sagt Monika Müller. Ihr Mann berichtete Maximilian Schmidt bereits, dass seine Frau dadurch die Region mittlerweile weitaus besser kennt als er selbst.

„Und freundlich sind die Menschen hier auch“, betont sie. Als durch das holprige Pflaster auf der Zittauer Neustadt einmal die Schiebehilfe ihres Rollstuhls mitten auf der Straße lag, habe ihr gleich ein junger Mann geholfen, auch wenn das Teil unmittelbar danach wieder abgegangen sei. „Wir sind dann ins Sanitätshaus gegangen, um den Schaden zu reparieren“, berichten die beiden Damen. Monika Müller freut sich jedenfalls, „wenn ich mal aus meiner Wohnung an die frische Luft komme.“ Gudrun Schell bereitet es viel Freude, ihr etwas Gutes zu tun. Die Nachbarschaftshelferin spürt die Dankbarkeit der Frau im Rollstuhl vor allem durch ihre positive Ausstrahlung. Zwischen beiden Frauen hat sich im Verlauf der Zeit sogar eine richtige Freundschaft entwickelt. Gudrun Schell und Monika Müller sprechen mittlerweile durchaus auch schon über private Dinge. „Wir haben uns gefunden und gehen jetzt nicht mehr auseinander“, betonen sie, wie das eigentlich sonst nur verliebte Pärchen sagen.

Laut Maximilian Schmidt besteht in Sachen Nachbarschaftshilfe großer Bedarf in seinem zuständigen Bereich für Zittau und Umgebung: „Da können wir jede helfende Hand gebrauchen.“ Kontakt und weitere Informationen unter der Handynummer 01520/3924796 und per E-Mail m.schmidt@hillerschevilla.de. Ansprechpartnerin für Löbau und Umgebung ist Jana Lambrich unter Telefon (03586)3 66 33 99 und per E-Mail nachbarschaftshilfe@lebenstraeume-verein.de.

Steffen Linke / 08.06.2020

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Kommentare zum Artikel "Paradebeispiel für die Nachbarschaftshilfe"

Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.

  1. mattes schrieb am

    Sehr schön, dass es seitens der Hillerschen Villa solche Angebote gibt und sich dort sehr fähige Leute einbringen. Hoffentlich werden diese Angebote auch ohne Scheu reichlich genutzt.

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