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Pedalritter streiten für Radwegbau

Pedalritter streiten für Radwegbau

Jörg Stern (im Vordergrund) kann schon fast ein Buch über die unendliche Geschichte rund um den Radweg an der S 95 schreiben.

Laut ADFC und Bündnis 90/Die Grünen hat sich zwischen Gersdorf und Kamenz seit 19 Jahren nichts Entscheidendes getan. Nur einer geht unverdrossen hoch und runter.

Kamenz/Pulsnitz. Der BER liegt vor der Haustür. Wann immer etwas nicht so schnell geht, wie es der Bürgerwille gern hätte, wird der noch immer nicht fertig gestellte Hauptstadtflughafen vor den Toren Berlins zitiert.

So geschah es auch am vergangenen Sonnabend auf der Staatsstraße 95 zwischen Kamenz und Pulsnitz, wo sich etwa 50 Radfahr-Begeisterte auf etwa halber Strecke in Gersdorf (Gemeinde Haselbachtal) zu einer Kundgebung versammelten.

Trotz brütender Hitze hatten sie die jeweils knapp fünf Kilometer unter die Pedale genommen, um auf einen Missstand hinzuweisen: Den trotz annähernd zwanzigjähriger Planung noch immer nicht vorhandenen Radweg auf einer der beiden Teilstrecken.

Während nämlich die aus Pulsnitz kommenden Teilnehmer der Aktion sicher auf einem gut ausgebauten Straßen begleitenden Radweg das Ziel erreichten, mussten die in Kamenz gestarteten Pedaleure mit der vergleichsweise schmalen und dicht befahrenen Straße vorlieb nehmen.

Für Jörg Stern ein unhaltbarer Zustand: „2010 haben wir hier die erste Fahrrad-Demo gemacht“, so der Kamenzer Grünen-Stadtrat und Radfahraktivist. Schon damals hatte die Forderung nach dem Radwegbau eine lange Geschichte: „Bereits 2000 wurde uns gesagt: Wir haben Ärger mit einigen Grundstückseigentümern und müssen ein Planfeststellungsverfahren einleiten, um diese gegebenenfalls enteignen zu können. Fragt man heute, dann bekommt man genau dieselbe Antwort: Wir müssen ein Planfeststellungsverfahren einleiten. Was ist also in diesen 19 Jahren passiert? Nichts!“

Zuletzt sei der Baubeginn noch weiter in die Ferne gerückt, denn: „Jetzt ist man plötzlich auf die Idee gekommen, gleich die ganze Straße umbauen zu wollen.“ Dabei ist der Abschnitt zwischen Kamenz und Gersdorf nach Auffassung des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) für Radfahrer kreuzgefährlich: „Eine Verkehrszählung aus dem Jahr 2015 ergab, dass in diesem Abschnitt der S 95 eine hohe vierstellige Anzahl an Kraftfahrzeugen unterwegs ist. ...“

Alternativer Text Infobild

Ist fast zugewachsen und tut trotzdem unverdrossen ihren Dienst: Die Schrankenanlage bei Gelenau.

Auf der S 95 beträgt die zulässige Höchstgeschwindigkeit fast durchgängig 100 km/h. In vielen Fällen überholen Kfz die Radfahrenden viel zu knapp, sodass diese enorm gefährdet sind“, heißt es in einer Mitteilung des Clubs.

Der Radweg entlang der S 95 nördlich von Gersdorf befindet sich laut dem sächsischen Verkehrsministerium in der höchsten Priorität der Radverkehrskonzeption. Bereits 2016 sollte die Planfeststellung beantragt werden. Doch noch immer befindet sich das Vorhaben laut einer jüngeren Auflistung desselben Ministeriums im Stadium der Vorplanung – nunmehr allerdings im Zusammenhang mit dem Gesamtvorhaben „Ausbau der S 95 südlich Kamenz.“

In die überregionalen Schlagzeilen hat es der Radweg an der S 95 zwischen Gersdorf und Kamenz auch schon geschafft, obwohl er noch gar nicht vorhanden ist: Als nämlich der Bund der Steuerzahler den Bau des für ihn vorgesehenen Bahnübergangs als „Schildbürgerstreich“ brandmarkte. Selbst Mario Barth war da. Mittlerweile ist die moderne Schrankenanlage bei Gelenau komplett zugewachsen. Wann sie ihrer eigentlichen Funktion gerecht werden kann, steht in den Sternen.

Uwe Menschner / 23.06.2019

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