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Platz für neue Gräber auf dem Gottesacker

Platz für neue Gräber auf dem Gottesacker

Der einstmals am Rande der Siedlung angelegte Gottesacker befindet sich heute innerhalb der Wohnbebauung von Niesky, was Erweiterungen nach außen ausschließt.

Für die verstorbenen Brüder der Herrnhuter Gemeine in Niesky gibt es kaum noch Grabstellen. Der Ältestenrat hat eine ungewöhnliche Lösung gefunden.

Niesky. Der Nieskyer Gottesacker stößt an seine räumlichen Grenzen. Seit ihrer Einweihung im 18. Jahrhundert hat die zehn Hektar große Anlage Platz für mehr als 3000 Grabstellen geboten. Da die Herrnhuter Brüdergemeine Frauen und Männer auf ihren Friedhöfen traditionell separat bestattet, ist jetzt der Platz auf der für die Brüder reservierten Seite knapp geworden. Nur noch drei Grabstellen stehen dort nach Angaben des Ältestenrates der Brüdergemeine in Niesky zur Verfügung.

„Im Mittelpunkt aller Überlegungen steht die Frage, wie wir mit einer notwendig werdenden Neubelegung der Grabfelder umgehen wollen“, erklärt der Vorsitzende des Ältestenrates, Wolfgang Rückert, im Gemeindeblatt der Evangelischen Brüderunität (EBU). Bei einer Vor-Ort-Begehung habe man sich mit der räumlichen Situation beschäftigt und dabei zwei Varianten ins Auge gefasst.
Nunmehr ist eine Entscheidung gefallen: „Der Ältestenrat hat sich für die Wiederbelegung des Neueren Teils in der Süd-West-Ecke entschieden“, teilt Wolfgang Rückert an gleicher Stelle mit. Konkret bedeutet dies: „In dem betreffenden Teil werden die alten Grabsteine entfernt und jeweils am Rand der Felder dicht aneinander niedergelegt.“ Dadurch will man Platz für neue Grabsteine gewinnen, ohne dass die Alten vom Gottesacker entfernt werden müssen. Anders als auf „normalen“ Friedhöfen ist die Liegezeit auf den Göttesäckern der Herrnhuter Brüdergemeine in aller Welt unbegrenzt.

Der Gottesacker als Begräbnisstätte stellt neben dem Kirchensaal den wichtigsten liturgischen Raum einer Brüdergemeine dar. „Das Begräbnis in der Brüdergemeine wird nicht als Trauerfeier verstanden, auch wenn trauernde Menschen daran teilnehmen. Die heimgegangenen Geschwister werden nicht aus der Gemeine entlassen, sondern in die ’neue Gemeinschaft’ der vollendeten, der ’oberen Gemeinde’ übergeben“, heißt es in einer Selbstdarstellung der Evangelischen Brüder-Unität Herrnhut. Und weiter: „Die Gleichheit vor Gott und die Einfachheit spielen auch bei der Beerdigung eine entscheidende Rolle. Dies wird durch die Bestattung in einem schlichten weißen Sarg symbolisiert.“ In der äußeren Gestaltung gleichen sich die einzelnen Begräbnisstätten ebenso wie die zahlreichen Gottesäcker weltweit: Unabhängig vom Ansehen der Person bekommt jedes Gemeinmitglied (so die offizielle Selbstbezeichnung) einen genormten liegenden Grabstein von einheitlicher Größe und mit gleich gestalteter Inschrift.

Die erste Beerdigung auf dem Nieskyer Gottesacker fand am 12. April 1743, also etwa ein Jahr nach der Stadtgründung, statt. Das Gelände musste immer wieder vergrößert werden, so dass bis heute drei Hauptabschnitte entstanden sind. Die männlichen Gemeinmitglieder („Brüder“) finden ihre letzte Ruhestätte östlich, die weiblichen („Schwestern“) westlich des Hauptweges. An dieser Tradition will die Brüdergemeine in Niesky trotz der unterschiedlichen Belegung auch künftig festhalten.

Uwe Menschner / 08.05.2019

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