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Polizei forscht zu Balkonabsturz in Bautzen

Polizei forscht zu Balkonabsturz in Bautzen

Durch den Balkonabsturz wurde auch die darunter befindliche Plattform in Mitleidenschaft gezogen.

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Dieses Bild bot sich am Abend des 2. September an der Paulistraße: Nachdem ein Holzbalkon mit mehreren Personen auf einen darunterliegenden abgestürzt war, eilten zahlreiche Einsatzkräfte zum Unglücksort. Fotos: Ines Pröhl

Bautzen. Ein lauter Knall lässt die Gäste der „Taverna Mamamia“ aufschrecken. Ihr Blick richtet sich auf ein benachbartes Wohnhaus. Sie bemerken, wie Holz von einem Balkon zu Boden stürzt. Der Plattform im obersten Stockwerk ist der Boden abhanden gekommen. „Mich erinnerte der Knall an einen Böller“, erzählte noch Tage nach dem Ereignis Stadtrat Heiner Schleppers dem Oberlausitzer Kurier. Er hatte eigentlich mit Freunden einen gemeinsamen Abend in dem Gasthaus verbringen wollen. Doch beim Anblick dieses Dramas in unmittelbarer Nachbarschaft ist es vorbei mit der Gemütlichkeit. Sofort seien viele Menschen zu dem Wohnhaus geeilt, um zu helfen. Denn auf dem Balkon befanden sich just in dem Moment mehrere Gäste einer Geburtstagsfeier im Alter von vier bis 61 Jahren, die beim Absturz der Holzkonstruktion unterschiedlich schwere Verletzungen erlitten. „Die gerufenen Einsatzkräfte waren sehr schnell und in ausreichender Zahl zur Stelle und konnten ihrer Arbeit nachgehen“, führte der Bautzener weiter aus. „Auch dafür sollten wir dankbar sein. Es waren viele Ehrenamtliche unter den Helfern. Ich glaube, die Menschen auf dem Balkon hatten viele Schutzengel zur Seite.“ 

Zugetragen hat sich das Ganze am Donnerstagabend vergangener Woche kurz nach 20.00 Uhr an der Paulistraße. Seitdem laufen die Ermittlungen zu den Hintergründen des Unglücks. Wie der Lokalsender Radio Lausitz jüngst berichtete, würden für die Polizei inzwischen zwei mögliche Ursachen in Frage kommen. Entweder hätten sich auf dem Balkon zu viele Menschen aufgehalten oder die Plattform habe wegen der Bauweise beziehungsweise Wartung nachgegeben. Ermittelt werde wegen des Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung. Die Staatsanwaltschaft habe zudem ein Gutachten in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse lagen jedoch zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht vor. Weiter spricht der Radiosender davon, dass sich auch die Bauaufsicht der Stadt in die Untersuchung eingeschaltet habe. „Sie ist zu dem Ergebnis gekommen, dass an dem Balkon Mängel vorlagen. Da sind Schäden dabei, die an der Bruchstelle zu sehen waren. Die Holzverbindungen waren so stark verrottet, dass sie das Gewicht nicht mehr gehalten haben“, sagte Oberbürgermeister Alexander Ahrens in einem Interview mit dem Rundfunksender. Wie es weiter hieß, habe der Eigentümer des Hauses eine E-Mail-Anfrage von Radio Lausitz zunächst unbeantwortet gelassen. 

„Offenbar wurde der Balkon im Dachgeschoss des dritten Stockwerkes eines Mehrfamilienhauses im Rahmen einer privaten Feier von mehreren Menschen gleichzeitig betreten“, meinte ein Polizeisprecher kurz nach dem Schreckensmoment. „Unter der zu hohen Belastung stürzte der Holzbalkon in sich zusammen. Die Gäste auf dem Balkon sowie die Trümmer stürzten rund drei Meter in die Tiefe auf den darunterliegenden Balkon des zweiten Stockwerks.“ Auf diesem hätten sich glücklicherweise keine Personen zu dem Zeitpunkt befunden. Noch in der Nacht zum Freitag vergangener Woche verlautete zudem, dass die Statik des Mehrfamilienhauses nicht gefährdet sei. Die Balkonzugänge seien gesichert und unzugänglich gemacht worden. 

Bauaufsicht informiert Gebäudeeigentümer über ihre Betreiberpflichten

Indes hat das Bauaufsichtsamt des Landkreises Bautzen aus aktuellem Anlass alle Gebäudeeigentümer mit Holzbalkonen eindringlich daraufhin hingewiesen, ihrer Pflicht zur Kontrolle nachzukommen. Neben der richtigen Holzauswahl seien das insbesondere Sichtprüfungen und Kontrollen der Holzbeschaffenheit sowie der Verbindungsmittel. „Sind Balkone aus Kiefern- oder Fichtenholz hergestellt, ist eine besondere Sorgfalt angeraten“, erklärte eine Behördensprecherin. „Hier sollte ein Sachverständiger in angemessenem Abstand diese Kontrollen durchführen.“ In den zurückliegenden Jahren sind den weiteren Angaben zufolge im Landkreis etwa 1.500 Genehmigungen für Balkone erteilt worden. Ein Großteil davon seien Holzkonstruktionen gewesen. „In der Regel sind diese statisch bemessen und in notwendigen Fällen bauaufsichtlich geprüft“, führte die Mitarbeiterin der Kreisverwaltung weiter aus. „Für Fragen zu dem Thema steht Ihnen das Bauaufsichtsamt gern zur Verfügung.“ Dieses hat seinen Sitz in der Macherstraße 55 in Kamenz. Erreichbar ist es auch via E-Mail.

Redaktion / 11.09.2021

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