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Powerfrau radelt jeden Tag zur Arbeit

Powerfrau radelt  jeden Tag zur Arbeit

Die 46-jährige Bautechnikerin Ute Voigt, hier auf der Zittauer Neustadt, ist fast immer mit dem Fahrrad unterwegs. Foto: Steffen Linke

13.700 Sachsen und Thüringer haben sich 2017 an der Aktion der AOK Plus „Mit dem Rad zur Arbeit“ beteiligt. Das ist laut eigenen Angaben der Gesundheitskasse neuer Rekord. Eine der Teilnehmerinnen ist Ute Voigt aus Zittau, die im Rahmen dieser Aktion an 69 Tagen 820 Kilometer mit dem Fahrrad zurücklegte.

Zittau. Die 46-jährige Bautechnikerin und aktuell unter anderem als Sicherheits- und Gesundheitskoordinatorin auf einer der zurzeit größeren Baustelle des Städtischen Klinikums Görlitz tätig, ist nicht die gesamte Strecke von ihrem Wohnort Zittau aus in die Neißestadt geradelt: „Das würde ich zeitlich leider nicht schaffen. Ich betreibe eigentlich jeden Tag einen so genannten Pendlerduathlon. Ich fahre mit dem Rad von meiner Haustür zum Bahnhof Zittau, von dort mit dem Zug bzw. aktuell mit dem Bus nach Görlitz und vom Bahnhof in Görlitz wieder mit dem Rad zu meiner Arbeitsstelle. Und am Ende des Arbeitstages dann genau umgekehrt.“ Ute Voigt staunt selbst, wie viele Kilometer trotz der kurzen Strecken zusammenkommen: „Nur an manchen Tagen, wenn abends keine anderen Termine anstehen, ich zum Entspannen ganz viel Frischluft brauche oder falls mal wieder ein Zug ausfällt, radel ich auch schon mal von Görlitz bis nach Zittau“, sagt sie. Diese Strecke beträgt hin und zurück circa 90 Kilometer an einem Arbeitstag. Vom Büro bis vor die Haustür benötigt die Powerfrau mit dem Fahrrad circa zwei bis zweieinhalb Stunden – mit dem Zug etwa eine Stunde.

Ihre Motivation, sich aufs Fahrrad zu schwingen und auf Arbeit zu fahren, schöpft Ute Voigt aus ihrem „ziemlich großer Bewegungsdrang und ihrer Abneigung gegen den immer dichter werdenden Autoverkehr.“ Circa zwei Stunden bevor Ute Voigt zu Hause startet – also gegen 4.00 Uhr – klingelt bei ihr der Wecker: „Stress am Morgen ist nichts für mich. Da ich sowieso eine totale Frühaufsteherin bin, fällt es mir relativ leicht, aus den Federn zu kommen.“ Sie kleidet sich je nach Wetterlage. Regenjacke und Regenhose seien aber immer in der Radtasche dabei.

Circa 6.00 Uhr schwingt sie sich aufs Fahrrad. Eigentlich bei Wind und Wetter. Außer wenn Schnee und Eis auf den Straßen liegen, dann geht es zu Fuß los. Sie hat schon verschiedene Wetterkapriolen erlebt. Strömender Regen beim Start, strahlender Sonnenschein am Ziel und plötzliches Blitzeis auf den Straßen von Görlitz. Die Fahrradtouren vom Wohnort zum Arbeitsort sind für sie jedenfalls überhaupt nicht anstrengend – außer bei viel Gegenwind. „Denn ich bin auch sonst sportlich sehr aktiv“, sagt sie.

Ute Voigt wechselt gelegentlich zwischen zwei Fahrrädern: „ Überwiegend nutze ich für den Weg zur Arbeit ein schon etwas in die Jahre gekommenes Tourenrad mit sieben Gängen, welches ich auch mal ohne die Gefahr, dass es gestohlen wird, irgendwo abstellen kann und ab und an ein etwas besseres MTB.“ So um die 18 bis 22 Kilometer pro Stunde fährt Ute Voigt mit dem Fahrrad: „Das kann ich aber nur schätzen, weil kein Tacho dran ist.“

Die Touren mit dem Fahrrad vom Wohnort zur Arbeitsstelle sind für sie auf jeden Fall nie gleich: „Mal rollt es gut, mal nicht so gut, mal herrscht Gegenwind, mal Rückenwind, mal regnet es, mal scheint die Sonne. Wenn ich direkt von Görlitz los radel, nutze ich die Heimfahrt als kleine Trainingseinheit mit unterschiedlichem Tempo. Manchmal radel ich auch ganz entspannt nur so dahin.“ Und inwieweit muss sie sich dann in Görlitz für den Job frisch machen? „Falls mich mal ein unerwarteter Regenschauer erwischt, schlüpfe ich lediglich in trockene Klamotten. Wechselsachen habe ich auf Grund meiner notwendigen Baustellenbegehungen zum Glück immer im Büro“, antwortet sie.

Irgendwie ist Ute Voigt bisher immer am Ziel angekommen: „Größere Defekte gab es zum Glück noch nicht – nur ein Mal einen Platten durch zu spät entdeckte Scherben.“ Einen Platten zu beheben, stellt für sie eigentlich kein Problem dar: „Nur hatte ich gerade in diesem Fall kein Flickzeug und keine Luftpumpe dabei. So musste ich mir vom Fachmann helfen lassen, um abends wieder nach Hause zu kommen.“ In der Regel ist das so gegen 17.00 und 18.00 Uhr.

Ihr Stadtfahrrad bekommt eigentlich viel zu wenig Pflege, obwohl es viel mehr Kilometer als das MTB abspulen muss: „Ab und zu schmiere ich mal etwas Fett auf die Kette und einmal im Jahr geht es damit zum Check in die Fahrradwerkstatt.“

Selbstverständlich fährt sie auch außerhalb des Aufrufes der AOK Plus mit dem Fahrrad zur Arbeit: „Ich bin fast immer so unterwegs. Auch wenn die Touren noch so kurz sind, der gesundheitliche Aspekt ist immer da, weil der Kreislauf angekurbelt wird und der Energieverbrauch sowieso. Mir fehlt einfach etwas, wenn ich nicht mit dem Rad fahren kann.“ Ihre Kilometer mit dem Rad vom Wohnort zur Arbeitsstelle rechnet sie bei der Einkommenssteuererklärung beim Finanzamt ab. Da müsste bei ihr sicher ganz schön was zusammenkommen. „Na ja, eine Erhöhung der Pendlerpauschale würde all die anderen Berufspendler und mich sicher auch sehr freuen“, sagt sie.

Wie dem auch sei. „Mit dem Rad zur Arbeit“ ist eine Mitmachaktion der AOK Plus und des ADFC, die sich seit 2001 zur langlebigsten und größten Alltagsradfahraktion in Deutschland entwickelt hat. Die Arbeitnehmer und Studenten werden alljährlich aufgerufen, zwischen Mai und Ende August an mindestens 20 Arbeitstagen den Weg zum Betrieb bzw. zur Uni mit dem Fahrrad zurückzulegen. Insgesamt haben die Teilnehmer über vier Millionen Kilometer radelnd zurückgelegt. Die gleiche Distanz mit dem Auto hätte einen Kohlendioxidausstoß von über 800.00 Kilogramm verursacht.

Steffen Linke / 01.11.2017

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