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Problematisches Nadelöhr

Problematisches Nadelöhr

Für rund 4.000 Euro hat der Landkreis die Zufahrt zu einer Brücke zwischen Drauschkowitz und Siebitz auf gut zwei Meter einengen lassen, damit größere Fahrzeuge keine weiteren Schäden an dem über einhundert Jahre alten Bauwerk anrichten. ⋌Foto: RK

Göda. Passt mein Fahrzeug durch dadurch oder nicht: Auf der Kreisstraße K 7253 zwischen Drauschkowitz und Siebitz wird künftig für manch einen Autofahren zu einem Nervenkitzel und einer schweißtreibenden Angelegenheit. Grund: Der Landkreis hat in Abstimmung mit den Bürgermeistern von Göda und Doberschau-Gaußig die Zufahrten zu einer Brücke, die über die Bahnlinie Görlitz – Dresden führt, bis auf 2,40 Meter Breite einengen lassen. Das sorgt bei so manchem Verkehrsteilnehmer für Kopfschütteln und Unverständnis. „Die Nutzung der Bahnbrücke ist schon seit Jahren nur noch eingeschränkt nutzbar, da die Verantwortlichen es versäumt haben, dieses Bauwerk zu reparieren beziehungsweise in-standzusetzen“, erhebt OLK-Leser Marcel Onischke schwere Vorwürfe. „Jetzt wurden zudem während einer Nacht-und-Nebel-Aktion auf beiden Seiten der Brückenzufahrt rechts und links der Straße mit Beton gefüllte Brunnenringe aufgestellt. Man muss schon ein geübter Fahrer sein, der auch in der engen Durchfahrt seinen Wagen im Griff hat.“ Er argwöhnt, dass nun vor allem ältere Verkehrsteilnehmer die Brücke meiden. „Was dann natürlich den Verantwortlichen entgegenkommt. Denn im Zuge einer Bedarfsbewertung müsste eine Verkehrszählung stattfinden. Diese wiederum könnte zum Ergebnis haben, dass das Verkehrsaufkommen nicht mehr so hoch ausfällt und damit ein ersatzloser Abriss womöglich gerechtfertigt erscheint.“ Zum besseren Verständnis: 2010 hatte eine Verkehrszählung ergeben, dass täglich im Schnitt rund 170 Pkw, sechs Lieferwagen, drei Motorräder und 15 Fahrradfahrer die Gewölbebrücke an der K 7253 in Anspruch nehmen.

Die Bürgermeister von Göda und Doberschau-Gaußig, Gerald Meyer und Alexander Fischer, wollen indes nicht so weit gehen. Beide sprechen zunächst von einer Vollsperrung als Alternative. Doch auch eine solche würde die Verbindung über die Bahn nach dem Wegfall der ‚Laserbrücke’ zwischen Techritz und Kleinförstchen weiter verschlechtern, sagen sie. Alexander Fischer: „Eine Ampel oder eine Einbahnstraßenregelung würde nicht das Ziel, also den Ausschluss einer unsachgemäßen Benutzung, erreichen, sodass letztlich nur der Vorschlag des Landkreises einer Fahrbahneinengung zu diesem Zeitpunkt eine Möglichkeit schafft, die Brücke weiterhin eingeschränkt nutzen zu können.“ Zudem seien sich beide Gemeindeoberhäupter darüber einig, dass eine Verbindung über die Bahnstrecke zwischen der Umgehungsstraße im Osten und Seitschen im Westen erhalten bleiben muss. Gerald Meyer: „Ob dies zukünftig nach einer Elektrifi-zierung die ‚Laserbrücke’ oder die Brücke bei Drauschkowitz sein wird, ist sicherlich zu einem späteren Zeitpunkt zu beurteilen.“ „Fakt ist, dass die 1916 aus Naturstein errichtete Gewölbebrücke an der K 7253 durch eine unzulässige Überbeanspruchung einen sehr großen Schaden genommen hat“, klingt sich Landratsamtssprecher Peter Stange in die Diskussion ein, um auch gleich jeglichen Vorwurf zurückzuweisen. „Nach nun 102 Jahren ist es normal, dass sich am Bauwerk Verschleißerscheinungen zeigen und es zu Nutzungseinschränkungen kommt. Wenn jedoch Schilder bewusst ignoriert werden und es dadurch zu einer Überbeanspruchung führt, müssen wir handeln.“ Damit spielt er auf eine Begebenheit an, die sich bereits vor längerer Zeit zutrug. „2005 musste die komplette Absturzsicherung nach einer Beschädigung durch einen 40 Tonnen schweren Lastzug im Jahr zuvor erneuert werden. Mit der Unfallinstandsetzung wurde die Absturzsicherung mit Schutzplanken und Aufsatzgeländern verstärkt.“ Zudem sei die Tonnagebegrenzung auf 3,5 Tonnen herabgesetzt worden. „Das hinderte jedoch einige Verkehrsteilnehmer nicht daran, die Brücke weiterhin mit großen Fahrzeugen zu passieren. Mit der aktuellen Bauwerksprüfung wurden jüngst auch Veränderungen an der Tragkonstruktion, also am Gewölbe selbst, festgestellt. Deshalb mussten wir handeln“, betont Peter Stange.

Inzwischen sei die „umgehende Instandsetzung“ seitens der Kreisverwaltung angezeigt worden. Bis es jedoch möglicherweise zu Bauarbeiten in dem Bereich kommt, sollen die bereits herbeigeführten Nutzungseinschränkungen dafür sorgen, dass die Bahnüberführung zumindest für einen Teil der Verkehrsteilnehmer befahrbar bleibt. Anderenfalls müssten die Bahnquerungen in Seitschen oder entlang der S 106 angesteuert werden, die sich jeweils rund ein beziehungsweise fast zwei Kilometer von der heute noch passierbaren Brücke entfernt befinden. „Deren weitere Zukunft hängt unter anderem vom Ausgang des beginnenden Planfeststellungsverfahrens für den zweiten Bauabschnitt der S 106, also der Südumfahrung Bautzen, sowie der Elektrifizierung der Bahnstrecke Dresden- Görlitz ab“, meint der Mitarbeiter der Kreisbehörde abschließend.

Roland Kaiser / 14.01.2019

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