Schulpolitik: Rote Karte gegen die Land-Ignoranz

200 Schüler, Eltern und Lehrer dokumentierten letzte Woche in Boxberg ihren Protest. Foto: privat
Boxberg. Die Elternsprecher haben kürzlich an der Grundschule sowie der freien Schule in Boxberg eine Aktion durchgeführt, um auf den Lehrermangel im ländlichen Raum aufmerksam zu machen. Unter den 200 beteiligten Schülern, Eltern und Lehrern waren auch solche aus den Ortsteilen Klitten, Jahmen, Klein-Ölsa, Dürrbach, Kaschel, Klein-Radisch, Zimpel und Tauer, in denen der Niederschlesische Kurier verteilt wird. Janine Klotz, Schulsprecherin der Grundschule Boxberg bekennt gegenüber der Redaktion: „Wir möchten diese Situation so nicht hinnehmen und mit dieser Aktion im sächsischen Staatsministerium Aufmerksamkeit und ein aktives Handeln anregen, denn es darf beim Erwerb von Bildung keine Rolle spielen, wo ein Kind und seine Familie ihren Lebensmittelpunkt gewählt haben.“
Der Kreiselternrat Görlitz hatte Ende September den Protest mit einer Erklärung angestoßen in der es heißt: „Um auf einen eklatanten Verstoß gegen das Gleichbehandlungsprinzip seitens des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus hinzuweisen werden wir ab sofort den Verantwortlichen im Kultusministerium mit unseren Aktionen die ’Rote Karte’ zeigen.“ Während Artikel 14 der Europäischen Grundrechtecharta das unbeschränkte Recht auf Bildung garantiere, sehe die Realität an unseren Schulen anders aus. Durch den unzulässig hohen Anteil an planmäßigem Unterrichtsausfall würden „die Bildungsbiographien unserer Kinder demnach mit Vorsatz beschädigt.“ Fairness gebiete es zunächst, dass so entstandene Wissenslücken Berücksichtigung bei Prüfungen über das nächste Jahrzehnt finden und auch dass der Freistaat „für die planmäßigen Wissensverluste in Verantwortung genommen werden kann.“ Das Ministerium bevorzuge nachweislich urbane Räume.
Die ungleiche Behandlung der Regionen bei der Versorgung mit Lehrern sei nicht mehr hinzunehmen. „Daher plädieren wir für die Verstetigung und finanzielle Flankierung der eingeleiteten und erfolgreichen Projekte, wie dem Einsatz von Studenten im Rahmen der neuen, praxisnahen Formate des Lehramtsstudiums der TU Dresden an den Oberschulen im ländlichen Raum. Der verstärkte Einsatz von multiprofessionellen Teams zur Entlastung der in Schule Tätigen und der Einsatz von Schulsozialarbeit sind von uns ausdrücklich erwünscht“, so der Kreiselternrat.