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Rothenburg sortiert sich bei Schulen neu

Rothenburg sortiert sich bei Schulen neu

In der Friedensstraße, wo aktuell noch einige Asylbewerber wohnen, wäre die neue Schule samt ihrer sonst noch erforderlichen Einrichtungen möglicherweise gut aufgehoben. Foto: fum

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Welcher Standort kristallisiert sich als Vorzugsvariante für die neue Oberschule in Rothenburg heraus? Eine Möglichkeit bestünde in der Jahnstraße. Eine Machbarkeitsstudie soll Aufschluss bringen.

Foto: fum

Die Erweiterungspläne der Sächsischen Polizeihochschule haben in der Stadtverwaltung Rothenburg hektische Betriebsamkeit ausgelöst. Denn: In der Stadt muss ein völlig neuer Schulstandort aus dem Boden gestampft werden. Und das möglichst schnell, denn der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) will im Auftrag des Innenministeriums anfangen zu bauen.

Rothenburg. Die Polizeihochschule am Rande von Rothenburg wird sich erweitern – das steht fest! Dazu hat der Stadtrat eine einstimmige Willensbekundung abgegeben. Die zwar nicht gleichzusetzen ist mit einem verbindlichen Stadtratsbeschluss, aber doch die Richtung vorgibt, in die es gehen soll.


Nun müssen mit Hochdruck die vielen offenen Fragen geklärt werden, ohne deren Lösung ein Baubeginn nicht möglich ist. Da wäre als Wichtigstes der Standort des künftigen Hochschulkomplexes. Da die Polizei ihren Nachwuchs in einem in sich geschlossenen Campus ausbilden will, kommt nur eine Erweiterung des Geländes an der Friedensstraße in Frage. In Richtung Osten gibt es ein Flora-Fauna-Habitat-Gebiet, das europäischen Schutzstatus genießt und deshalb nicht genutzt werden kann.

In Richtung Westen schließen sich Staatsstraße, Bahnlinie und Flugplatz an. Ein durchgängiger Campus ist nicht möglich. In Richtung Süden liegt das Gewerbegebiet, im Norden grenzt das Areal der Oberschule an – mit zwei großen Lehrgebäuden und einem Bürgerzentrum, in dem sich die Schülerversorgung befindet und das Vereinen eine Heimstatt bietet. Allein die Ausdehnung nach Norden kommt also für die Hochschulerweiterung in Frage. Nach Angaben von Bürgermeisterin Heike Böhm hat sich der Stadtrat dahingehend eindeutig positioniert und den Verantwortungsträgern von Polizei, Innenministerium und SIB zugesichert, die genannten Gebäude einschließlich des derzeit in der Sanierung befindlichen Sportkomplexes – zusammen mit dem Sportplatz – zu verkaufen. Auch wenn der letzte Punkt verwundern mag – die Rathauschefin erklärt den Sinn: „Die Polizeihochschule hatte schon vor einiger Zeit erweiterten Bedarf angemeldet, nach dem die jetzige Sanierung ausgerichtet ist. Für uns als Kommune wäre das Objekt völlig überdimensioniert.“ Favorit bei SIB und Polizei ist deshalb die „Vorzugsvariante XXL mit Sporthalle“. Lediglich die Schwimmhalle und die Fläche davor bleiben nach derzeitigem Stand der Dinge in kommunalem Besitz.


Für die künftige Polizistenausbildung scheint damit eine vernünftige Lösung in Sicht zu sein. Doch wie sieht es mit den Jugendlichen aus, die in den nächsten Jahren die Rothenburger Oberschule besuchen wollen und hier auch auf auskömmliche Bedingungen für den Sportunterricht angewiesen sind? Dies ist Inhalt eines innerhalb nur einer Woche erarbeiteten Städtebaulichen Kurzgutachtens. Dabei wird Bezug auf die laut Landesentwicklungsplan angestrebte Zentralisierung genommen. Im Einzelnen werden fünf in Frage kommende Standorte betrachtet, von denen einer am besten geeignet scheint: das Areal an der Jahnstraße. Doch auch dort ist nicht alles Gold, was glänzt. Heike Böhm: „Planungsrechtlich und von der Infrastruktur her ließe sich ein Neubau hier sicherlich gut unterbringen. Allerdings ist die Platzsituation etwas angespannt. Ein früher für Schulzwecke genutztes Gebäude ist jetzt Hort, fällt also aus den Betrachtungen heraus. Laut der Dresdener Schulbauleitlinie sind für eine zweizügige Oberschule aber 3.000 Quadratmeter Nutzfläche notwendig. Das ist – zieht man eine Sporthalle, einen für Schulzwecke ausgelegten Sportplatz und Verkehrsflächen noch hinzu – nur schwer möglich.“


Eine in aller Kürze zu erarbeitende Machbarkeitsstudie soll deshalb Aufschluss bringen und für die Stadträte Entscheidungsgrundlage sein, wo die Oberschule der Zukunft mit all ihren begleitenden Einrichtungen entstehen soll. Ein als Vorarbeit notwendiges Raumprogramm ist bereits so gut wie abgeschlossen, die Machbarkeitsstudie – mit der man ein entsprechendes Büro beauftragen will – soll innerhalb weniger Tage fertig sein. Heike Böhm hält dies nicht für ausgeschlossen: „Die Daten und Fakten liegen auf dem Tisch, sie müssen nur mit den verschiedenen Standorten in Einklang gebracht werden – soweit das möglich ist. Aber genau das soll sich ja herauskristallisieren: Wir brauchen eine verlässliche Aussage zu dem Areal, auf dem sich die Schule am besten errichten lässt.“


Insgesamt vier Objekte befinden sich in der „Endverlosung“. Eins davon ist die schon beschriebene Jahnstraße, bei der die in Frage kommenden Flächen und Gebäude bereits im Besitz der Kommune sind. Objekt Nummer zwei befindet sich in der Friedensstraße, noch hinter dem Sportkomplex, direkt an der Staatsstraße. Dort gibt es vier Häuser, in denen jetzt zum Teil Asylbewerber wohnen. Hier müsste ein Gebäude erworben werden, bei dem Besitzer wurde bereits vorgefühlt. Die beiden anderen zu untersuchenden Standorte liegen in der Martin-Ulbricht-Straße (hier geht es um den ehemaligen Kindergarten und die frühere Edeka-Kaufhalle) und in der Uhsmannsdorfer Straße (hier könnte eine ehemalige Gärtnerei genutzt werden). In beiden Fällen müsste die Stadt Grund und Boden erst noch erwerben.


Bereits in Auftrag gegeben wurde ein Verkehrswertgutachten für das der Polizeihochschule zu verkaufende Erweiterungsgelände. Der zu erwartende Preis ist ein wichtiger Teil der Gesamtinvestitionssumme für den neuen Schulstandort. Hinzu kommen eine 40-prozentige Förderung für den Schulhausbau und eine Förderung von 50 Prozent für den Bau einer neuen Schulsporthalle. Was wahrscheinlich bleibt, ist die Summe X, die die Kommune selbst aufbringen bzw. mit Krediten abdecken muss.


In Gesprächen mit dem Innenministerium und dem Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement will die Bürgermeisterin darauf hinarbeiten, dass der Schulersatzbau nicht unter städtischer, sondern unter Regie des SIB laufen soll. „Wir als Kommune sind mit einem Projekt in dieser Größenordnung völlig überfordert. Dazu müsste in der Stadtverwaltung Personal aufgestockt werden, das man erstens bekommen und zweitens bezahlen muss. Das übersteigt unsere Möglichkeiten.“ Insgesamt aber beurteilt sie das Vorhaben sehr positiv: „Für Rothenburg ist diese Entwicklung eine absolute städtebauliche Aufwertung. Ich freue mich auf diese spannende Zeit.“ Zumal hinter vorgehaltener Hand davon gesprochen wird, dass die Gebäudesubstanz der Oberschule in der Friedensstraße sehr marode ist und früher oder später eine umfassende Sanierung notwendig gewesen wäre.


Auf den Stadtrat kommen in nächster Zeit also wichtige Entscheidungen zu. Nach der schon geschehenen Willensbekundung zum Verkauf der Hochschulerweiterungsflächen muss über das Verkehrswertgutachten und nach Vorlage der Machbarkeitsstudie über den künftigen Oberschulstandort entschieden werden. Erst danach kann es in die konkrete Planung gehen. Das immer wieder als Nutzungszeitpunkt des erweiterten Hochschulcampus herumgeisternde Jahr 2019 hält man im Rothenburger Rathaus für unrealistisch, schon weil die Oberschule nicht mit Interimslösungen anderswo hin zu verlegen ist. Die Polizeihochschule wird stattdessen mit Containerlösungen die zu erwartenden höheren Studentenzahlen bis zur Inbetriebnahme des neuen Campus abfangen können.

Frank-Uwe Michel / 01.05.2017

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