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Schulanfang: Der Sportlehrer Honza sprüht nur so vor Ideen

Schulanfang: Der Sportlehrer Honza sprüht nur so vor Ideen

Sportlehrer Jan Malinsky überreichte hier freudestrahlend Melinda Richter eine Urkunde. Die sportliche Schülerin hatte unter anderem den ersten Platz beim Hindernis Crosslauf belegt. Foto: privat

Für Jan Malinsky – von fast allen in seinem Umfeld nur Honza genannt – beginnt nach den Sommerferien am Montag, 13. August, als Sportlehrer wieder der Arbeitsalltag an der Schkola Oberland. Vorfreude darauf gibt es sicherlich bei jedem, der seine Arbeit liebt, meint er. 

Ebersbach-Neugersdorf. „Ich glaube, ich werde mich in der Schule erst einmal von den Ferien erholen müssen. Nein, das war nur ein Witz. Die Organisation unserer zweisprachigen Hochzeit und auch der Bau unseres wunderschönen Hauses machen echt Spaß“, sagt er. Jan Malinsky wohnt im schönen Walddorf am Kottmar. 
Bei der Vorbereitung auf das neue Schuljahr gibt es bei ihm keine klare Linie: „Manchmal fallen mir ganz spontan neue Ideen für meinen Sportunterricht ein – die meisten beim Joggen im Wald. Auch in den Ferien musste ich einige organisatorischen Sachen klären. Zum Beispiel habe ich ein Angebot für ein Skilager bearbeitet, das vor den Ferien gekommen war.“
Sieben tschechische Lehrer unterrichten an der Schkola Oberland – die Anzahl ändert sich öfter, wie er betont. Vor circa elf Jahren kam Jan Malinsky als Student hierher, um Kindern bei der tschechischen Sprache Nachhilfe zu leisten – anfangs in der Schkola Hartau. „Noch im gleichen Jahr habe ich ein Praktikum in Hartau als Sprachassistent gemacht. Das gleiche habe ich letztendlich auch im Oberland getan, wo ich dann auch als Lehrer geblieben bin“, berichtet er. Der Sportunterricht sei dann dazugekommen, als Ute Wunderlich, Geschäftsführerin der Schkola gGmbH, gehört habe, „dass ich Sport studiere.“ 
Und wie hat dieser „Standortwechsel“ von Tschechien nach Deutschland sein Leben verändert? „Das ist eine schwere Frage. Ich überlege, ob mein Leben nicht eher meine Umgebung und die Leute geändert haben, egal welche Nation es war“, antwortet er. 
An der Schkola Oberland hatte Jan Malinsky anfangs einen schweren Stand mit einer „besonderen“ Klasse: „Wir Lehrer nennen dies Herausforderung. Zum Glück hatte ich tolle Kollegen, die mir bei meinem Start geholfen haben und eine tolle neue Familie, die mir immer zugehört hat. Mit dieser deutschen Familie pflege ich bis heute einen engen Kontakt.“ 
Deutsch hat Jan Malinsky schon als kleines Kind gelernt, später auch studiert und als Au-Pair verfeinert. Ein paar witzige Anfängerfehler habe es schon gegeben. 
„Um so mehr schmunzeln muss ich über meine Frau, die tschechisch angefangen hat und anfangs ,cíšník’ mit ,cesnek’ verwechselt hat. Das eine heißt Herr Ober, das andere Knoblauch“, sagt er. 
Bei seinem Vollzeitjob an der Schkola Oberland besteht sein Ziel darin, auf seine ganz eigene Art und Weise, den Kindern zu zeigen, wie ihnen die aktive Bewegung gut tut. So konnten die Schüler neben der Leichtathletik, dem Geräteturnen oder den zahlreichen Ballspielen auch Jugger, Slackline oder Kajak ausprobieren. In seinen Kursen kommen die Schüler zum Klettern, Windsurfen, Fahrradfahren oder Paddeln. Im Winter fahren sie Snowboard, Abfahrtsski oder Langlauf, im Sommer dann regelmäßig auf den Inline-Skates. „Wir haben auch schon Orientierungsläufe oder Lenkdrachen ausprobiert“, erläutert er. Das Quidditch-Spiel oder das Survival Rennen erweitern die breite Palette der Bewegung. 
Jan Malinsky möchte seinen Schützlingen ganz viele Sportarten zeigen, „damit sie auch nach der Schule etwas machen und sich nicht nur vor den Computer setzen, obwohl es mir die IT-Branche ganz schön schwer macht. Ich versuche jedenfalls einen motivierenden Umgang mit meinen Schülern zu pflegen.“
Die Kinder in der Schkola Oberland haben laut Jan Malinsky keine Grenze im Kopf: „Manche jüngere Schüler haben mir beim Übersetzen bei unseren Begegnungstagen schon gesagt: ,Mensch, Honza, du kannst aber gut tschechisch’.“ Grenzen in Köpfen entstehen seiner Meinung nach durch Vorurteile und falsche Aussagen: „Es ist wichtig, dass jeder seine eigene Erfahrung machen kann und nicht auf die Vorurteile hört. Ich bin überzeugt, dass die Leute dann viel offener wären – so wie die Kinder.“ 
Jan Malinsky hat zum Beispiel zwei Erstklässler in der Schkola bewundert, die jeden Tag zusammen gespielt haben. Einer heißt Antonin und kommt aus Tschechien, der andere ist Egon aus Deutschland. Keiner konnte am Anfang die Sprache des anderen und trotzdem entstand eine dicke Freundschaft zwischen den beiden, erzählt er. Weitere Freuden hat der Sportlehrer mit engagierten Schülern wie zum Beispiel Jakob und Aaron, die den Snowboard-Lehrgang in Tschechien absolviert- und beim letzten Skilager eine eigene Gruppe von Schülern übernommen haben – und das richtig gut.
Jan Malinsky hat als Lehrer schon viele lustige Anekdoten an der Schkola Oberland erlebt. Eine ehemalige Klasse hat zum Beispiel jede Stunde einen Team-Gag vorbereitet, damit sie nicht immer am Ende „Sport frei“ rufen müssen. Die allerletzte Stunde wollten sie sogar einen großen Konfettiknaller in der Turnhalle abfeuern, statt der üblichen Verabschiedung. Zum Glück hat es Hüpfi, ein Schüler, damals nicht geschafft, den Konfettiknaller zu starten. 
Jan Malinsky glaubt auch, „dass viele Kinder den Ausruhetag im Skilager nicht vergessen werden, an dem wir die Schneekoppe erklommen haben. Das wäre normalerweise kein Ding gewesen. Durch einen Schneesturm hatte sich aber plötzlich eine leichte Wanderung in eine richtige Polarexpedition verwandelt.“
Honza selbst fühlt sich jedenfalls nicht nur an der Schkola Oberland rundum glücklich. Seine Nachbarn in Walddorf sind sehr freundlich und der Wald so nah. „Deshalb sind wir auch hier geblieben. Hier stimmt für uns einfach alles“, sagt er. Und er fügt noch hinzu: „Kinder haben wir nicht, aber was nicht ist,...“
Und einen Tipp hat er dann noch für seine deutschen Landsleute parat: „Lernt ein paar Worte tschechisch. Die da drüben werden sich freuen.“

Steffen Linke / 13.08.2018

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