Schulterschluss mit Gleichgesinnten
Siegfried Görnitz singt eigentlich nicht gern allein. Das bewegte ihn zu der Idee, nun einen eigenen Chor gründen zu wollen. Foto: RK
Bautzen. Wenn Siegfried Görnitz seine Augen schließt, wähnt er sich zusammen mit anderen singend auf der Bühne. Allerdings nicht auf irgendeiner. Es sollte schon die in der seit fast zwei Jahren geschlossenen Stadthalle Krone sein. Die Akustik in dem Haus ist brillant, sagt der 63-Jährige aus eigener Erfahrung. Durchaus übertreibt er damit nicht, denn schon der frühere Leipziger Gewandhausdirigent Kurt Masur hatte dem Veranstaltungssaal ein ähnlich gutes Zeugnis ausgestellt. In diesem sollen endlich wieder Auftritte stattfinden, meint der Wahlbautzener, den es 1983 aus dem Raum Berlin ans weiter südlich gelegene Spreeufer verschlug. Dort träumt er seit geraumer Zeit davon, Menschen aller Couleur in einem der größten gemischten Chöre zusammenzubringen, die es jemals in der Region gab.
Dies ist sein neuestes Projekt, für das er neben seiner hauptberuflichen Arbeit brennt. Schon 2017 hatte er mit Bekannten ein Netzwerk zur gemeinsamen Freizeitgestaltung ins Leben gerufen, welches aus den unterschiedlichsten Gründen allerdings nur wenige Wochen überdauerte. Das soll in Bezug auf die beabsichtigte Chorgründung nicht passieren. Der Hobbyschlagzeuger, ehemalige DJ und bekennende Operettenfan orientiert sich dabei an dem berühmt berüchtigten Schubert-Chor, der seit über 70 Jahren Auftritte bestreitet. „Mein Ziel ist es, dass wir in der Spreestadt es schaffen, unabhängig von der Herkunft eines jeden Einzelnen eine Gesangsformation auf die Beine zu stellen, in der sich Alt und Jung genauso wiederfinden wie Frauen und Männer sowie Menschen mit einem Handicap“, meint Siegfried Görnitz und fügt hinzu: „Ich möchte, dass die Leute aus sich herauskommen und ihr Talent unter Beweis stellen. Traut euch!“
Dass dies seine Zeit braucht, ist ihm dabei durchaus bewusst. Noch gibt es zu seinem Bedauern keine Wirkungsstätte, in der ein solcher Chor seine Proben bestreiten könnte. Er hofft daher auf ein Entgegenkommen von Bautzenern, die über leerstehende Räumlichkeiten verfügen und diese möglichst kostengünstig bereitstellen. Außerdem wird ein Chorleiter benötigt, betont Siegfried Görnitz. Dabei schweben ihm Musiklehrer vor, die Lust auf ein solches Unterfangen verspüren.
Unterm Strich schwebt dem gelernten Verkäufer vor, eine stimmgewaltige Truppe zu formen, die perspektivisch gesehen während der Auftritte von bekannten Künstlern den Hintergrundgesang übernimmt. „Deshalb sollten sich auch all diejenigen angesprochen fühlen, die jetzt schon bei Konzerten von Roland Kaiser oder anderen Interpreten kräftig mitträllern.“ Zumindest bei seinem Idol Semino Rossi hat Siegfried Görnitz ein gutes Gefühl, dass der Chor eine Chance bekäme.
Mit einer Flasche trockenem Rotwein im Anschlag hat er jüngst beim Auftritt des Schlagerstars in Löbau schon einmal vorgefühlt. „Sie haben aber eine schöne Stimme, sagte eine Frau zu mir, die sich während des Semino-Rossi-Konzertes zu mir umdrehte“, meint der Bautzener, um kurzerhand hinzuzufügen: „Ich denke schon, dass das Publikum es mögen wird. Bautzen ist bunt und hat ein riesiges Potenzial an fröhlichen Menschen, die gerne in einer Gemeinschaft nicht nur Lieder neu lernen möchten, sondern auch eigene mitbringen und singen wollen.“
