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So schön ist jetzt die Bühlauer Hexenburg

So schön ist jetzt die Bühlauer Hexenburg

Frank Milbrath kann nach fast 30 Jahren auf ein gelungenes Wiederaufbauwerk an der Hexenburg zurückblicken.

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Groß und doch gleichzeitig extrem kompakt: Die Luftaufnahme zeigt die Einzigartigkeit der Hexenburg. Foto: Lausitzwelle

Vor 30 Jahren begann die Wiederbelebung des ungewöhnlichen Vierseithofs zwischen Bischofswerda und Stolpen. Sie war von zahlreichen Rückschlägen geprägt, doch nun nähert sich das große Vorhaben seinem Abschluss. Kein Grund zum Zurücklehnen, sondern Zeit für neue Ideen.

Bühlau. Wer sich aus Richtung Stolpen kommend dem Großharthauer Ortsteil Bühlau nähert, sieht auf der rechten Seite eine gewaltige Hofanlage. Mit ihren turmartigen Eckbauten, dem filigranen Dachreiter und den Fenstergewänden aus Backstein sieht sie so völlig anders aus als die Vierseithöfe, die man aus der Oberlausitz kennt. Tatsächlich war die Hexenburg – so der Name des ungewöhnlichen Bauwerks – nie ein Bauernhof im klassischen Sinne. Vielmehr diente sie ihrem Erbauer Carl Gottfried Wustmann als Mahl- und Schneidemühle mit Brotfabrik. Zu Beginn der Neunzigerjahre schien der Verfall nach jahrzehntelangem Leerstand unaufhaltsam. Doch dann kam er: Frank Milbrath, seines Zeichens Architekt aus Dresden. „Ich bin vor fast 30 Jahren über die Hexenburg gestolpert. Ich war fasziniert von der Magie, die von der Hofanlage ausgeht.“ Frank Milbrath empfängt den „Oberlausitzer Kurier“ im Burgtheater – „das war früher ein Pferdestall, den wir zu einem Raum für Festivitäten und kulturelle Veranstaltungen ausgebaut haben. Man kann ihn für Hochzeiten oder Geburtstage mieten.“ So wie das Burgtheater haben in den vergangenen drei Jahrzehnten – solange engagiert sich Frank Milbrath bereits für die Hexenburg – fast alle Räumlichkeiten ein neues Gesicht und eine neue Bedeutung erhalten. 

Das Burgtheater bildet sicher den Teil der Hexenburg, den die meisten der bisherigen Besucher bereits kennen. Doch zu dem Komplex gehört noch viel mehr, wie Frank Milbrath erläutert: „Wir haben den gesamten Vierseitenhof in sechs Bauteile oder auch Flügel aufgegliedert. Das größte Einzelteil bildet die Scheune – dabei handelt es sich um den Gewerbebereich, den Herr Wustmann vor 170 Jahren für seine Dampfmühle brauchte. 

Dort wurden das Getreide, die Mehlsäcke und die fertigen Produkte gelagert. Daneben befand sich die Brotbäckerei.“ Gegenüber der Scheune stehen an den Ecken zwei höhere Gebäudeteile – Frank Milbrath nennt sie die Türme. Dazwischen gibt es etwas niedrigere Verbindungsbauten, „auf einem befindet sich ein markanter Dachreiter, der früher signalisierte: Hier spielt die Musik, hier wohnt der Chef – das war das Wohnhaus von Herrn Wustmann.“

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Das Burgtheater – hier für Helloween dekoriert – gibt den meisten Gästen den ersten Eindruck. Foto: Lausitzwelle

Doch wie kam es dazu, dass der Dresdener Architekt sich des leer stehenden und halb verfallenen Gebäudes auf dem Lande annahm? „Ich bin 1996 an einem Sonntagnachmittag durch die Oberlausitz gefahren und habe dabei die Hexenburg für mich entdeckt. Sie sah aus wie ein Dornröschenschloss, alles zugerankt, die Dachrinnen kaputt. Aus den Gesimsen wuchsen die Birken.“ Doch Frank Milbrath ließ sich nicht abschrecken: „Als Architekt habe ich die Substanz gesehen und mir gesagt: Da kann man was draus machen.“ Doch wie kaum anders zu erwarten, war das Wiederaufbauwerk alles andere als einfach. Frank Milbrath konzentrierte sich zunächst auf ein Teilprojekt, wobei ihm ein Zufall zu Hilfe kam: „Ende der Neunzigerjahre waren wir mit den Planungen fertig, konnten aber nicht weiter machen, weil unsere Finanzierung geplatzt war. Dann habe ich Anfang 2000 über einen befreundeten Bauunternehmer erfahren, dass in Dresden eine Reithalle zu verschenken ist. Er hatte den Auftrag, sie abzureißen.“ Frank Milbrath schaute sich die hölzerne Offiziersreithalle an. Er beschloss, sie ab- und an neuer Stelle – nämlich neben der Hexenburg – neu aufzubauen. Das dauerte vier, fünf Jahre, unzählige Arbeitseinsätze des Reitvereins und Fahrten mit Autokran und Tieflader inklusive. 
2013 kam dann der Moment, als der Eigentümer auf die harte Tour zu einer Entscheidung gezwungen wurde: Wie soll es mit der Hexenburg weitergehen? „Damals ist das alte Dach der großen Scheune zusammengebrochen. Das hatte schon vor meiner Zeit große Löcher, wo es ständig rein regnete, und irgendwann war der Dachstuhl völlig verfault. Die Außenwände klappten nach außen und stürzten zusammen. Da stand die Frage: Verkaufst du die Anlage für einen Euro oder fängst du noch einmal von vorn an?“ Und da sein Herzblut bereits tief in der Hexenburg steckte, entschied sich Frank Milbrath für Letzteres. Zum Glück für die Hexenburg, denn seitdem ist die Sanierung stetig vorangeschritten und es wurde in jedem Jahr einer der bereits benannten sechs Bauabschnitte fertiggestellt.

2019 hatten Frank Milbrath und seine Mitstreiter die Außenhülle so weit fertig, dass sie an den Innenausbau denken konnten. Und so entstanden in den Türmen und den Flügeln Ferienwohnungen, Wohnungen und das Burgtheater, die das ganz besondere Ambiente der Hexenburg in sich aufnehmen und damit spielen. Die Scheune beherbergt in ihrem ersten Obergeschoss eine kleine Reithalle, darunter befindet sich ein Pferdestall. Mittlerweile stehen auf dem Gelände auch mehrere Tiny-Häuser für Übernachtungen. Und dann gibt es natürlich noch die große Reithalle, für die Frank Milbrath auch große Pläne hat: „Wir verfügen über Einstellplätze für bis zu 65 Pferde und haben noch einige freie Boxen. Wir möchten die Hexenburg zu einem Ausbildungszentrum für Pferd und Reiter entwickeln und suchen dafür noch Leute, die daran mitwirken wollen.“ Derzeit befindet sich noch eine Riesen-Ferienwohnung mit bis zu 25 Schlafplätzen im Bau, die bis Ostern 2026 fertig sein soll. Dann ist für Frank Milbrath nach genau 30 Jahren der Zeitpunkt gekommen, die Schippe erst einmal aus der Hand zu legen und eine Weile abzuwarten, wie sich der Betrieb entwickelt. Ideen gibt es jedenfalls genug. Viel gäbe es noch über die Hexenburg zu berichten, zum Beispiel dass ihr Erbauer Freimaurer war und dass sich die 12 Monate, 52 Wochen und 365 Tage des Jahres in der Architektur wiederfinden. Doch das ist schon wieder eine andere Geschichte.

Uwe Menschner / 20.12.2025

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