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Sohlands Talente auf zwei Brettern

Sohlands Talente auf zwei Brettern

Skispringen auf dem Tännicht: Unter bestimmten Voraussetzungen kann der Nachwuchs inzwischen ganzjährig dem Sport nachgehen. Auch die frisch gekürte Weltmeisterin Jenny Nowak nahm hier ihren sportlichen Anfang. Foto: Skiclub Sohland

Sohland/Spree. Mit Schnee hat es 450 Meter über dem Meeresspiegel in diesem Winter so richtig nicht klappen wollen. Auch eine länger anhaltende Frostperiode blieb aus. Gerade diese erhofften sich jedoch die Mitglieder vom Skiclub Sohland vor allem für die Winterferien. Auf dieser Grundlage wären sie in der Lage gewesen, dem Tännicht ein künstliches Schneekleid zu verpassen. Das funktioniert dann recht gut, wenn die Quecksilbersäule für längere Zeit unter die Null-Grad-Marke rutscht. In einem solchen Fall könnte der rund 170 Mitglieder zählende Verein seine Schneekanonen anwerfen – und das ohne jegliche chemische Zusätze. Die Maschinen kamen seit 2016 bereits in jedem Jahr zum Einsatz. Nur in diesem Winter sollte das partout nicht funktionieren. Dafür war es einfach zu mild. 

Doch die Frustration darüber ist spätestens mit der Nordischen Junioren-Ski-WM in Oberwiesenthal einer großen Freude gewichen. Dort ging mit Jenny Nowak eine Sportlerin an den Start, deren erfolgreiche Karriere in Sohland ihren Anfang nahm. Am vergangenen Wochenende holte die junge Frau eine Medaille nach der anderen. Ex-Skiprofi Jens Weißflog verfolgte hautnah das Geschehen am Fichtelberg. „Wie im Fall von Jenny die Weltspitze in so kurzer Zeit zu erreichen, ist natürlich toll“, lobte er das Abschneiden der Oberlausitzerin. „Ein Stützpunkt wie der in Sohland spielt dabei eine entscheidende Rolle. Dort wird die Grundlage für den Leistungssport gelegt“, erklärte der 55-Jährige im Gespräch mit dem Oberlausitzer Kurier. „Deshalb benötigt es eine Unterstützung aus Politik und Wirtschaft, damit das Ganze dauerhaft Bestand hat. Ich hoffe sehr darauf, dass aus Sohland auch künftig Nachwuchssportler kommen, die einen erfolgreichen Weg gehen, und dass der Enthusiasmus der älteren Generation auf die Jungen noch mehr überspringt. Die begeistern sich zwar für den Wintersport. Aber sie sind nicht in der Menge vorhanden wie die Alten.“ Jens Weißflog war eigenen Angaben zufolge schon oft auf den Tännicht gestiegen – sowohl vor dem Schanzenumbau als auch danach. „Das gesamte Areal hat eine enorme Entwicklung genommen“, schickte er hinterher. Für einen vergleichsweise kleinen Skiclub wie den in Sohland sei das beachtenswert. Dennoch findet er, dass eine Fortentwicklung angebracht ist. „Damit es auch weiterhin Nachwuchskräfte bis nach Klingenthal schaffen.“ Dort im schönen Vogtland existiert ein Bundesstützpunkt. Schüler ab zwölf Jahren können vor Ort unter der Anleitung erfahrener Trainer ihre Leistungen intensivieren. 

Zurück ins Oberland in den Tännicht. Dort hatten in den zurückliegenden Wochen nicht nur die Schneekanonen nichts zu verrichten, sondern auch ein Pistenbully, der noch im Jahr zuvor von einem Bautzener Bauunternehmen zur Verfügung gestellt wurde und im Übrigen auch zum Präparieren der über 30 Kilometer langen touristischen Loipenstrecken dient. Das Hauptaugenmerk liege jedoch auf der Ausbildung der Kinder und Jugendlichen im Skispringen, verlautete aus den Vereinsreihen. Momentan funktioniere aber selbst die nicht. Der Aufsprunghang und der Auslauf müssen aus Sicherheitsaspekten während der kälteren Jahreszeit mit Schnee bedeckt sein. Doch damit könne niemand in dieser Saison dienen. Bange vor weiteren schneearmen Wintern ist den Verantwortlichen beim Skiclub deshalb nicht unbedingt. Sie gehen davon aus, dass durch weitere technische Entwicklungen es in der Zukunft möglich sein wird, auch unter solchen Bedingungen, wie sie in der gerade zu Ende gehenden Wintersaison vorzufinden waren, die Schanzenausläufe zu nutzen. Die Matten, mit denen die drei Schanzen auf dem Tännicht ausstaffiert sind, ermöglichen schon jetzt den Gebrauch im Sommer. Über die vor wenigen Monaten montierten Spezialvorrichtungen an den Schanzentischen lassen sich wiederum die Absprungwinkel anpassen. Für den Lausitzer Talentstützpunkt im nordischen Skisport ist das ganz klar ein Fortschritt. 

Von diesem profitieren mittlerweile bis zu 30 Nachwuchssportler, die in den Reihen des Sohlander Vereins trainieren. 2015, als das Skiareal unter anderem aufgrund seiner damals desolaten sportlichen Anlagen kurz vor dem Aus stand, zählte der Skiclub gerade einmal eine Hand voll Kinder und Jugendliche. Dank der großzügigen Unterstützung zahlreicher Geldgeber ist es dem Verein möglich, den Großteil der notwendigen und wertintensiven Sportausrüstung kostenlos zur Verfügung zu stellen. Das findet unter den Mitgliedern des Skiclubs entsprechend Anerkennung, insbesondere auch bei den Übungsleitern. Wobei hier das ehrenamtliche Engagement nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Wohl auch aus diesem Grund erfuhr der Verein einen Zuwachs im Nachwuchsbereich. 

Seit Kurzem kann der Übungskader sogar auf eine Skaterbahn zurückgreifen, deren Bau wie so viele andere Dinge auch durch die Unterstützung von Sponsoren verwirklicht wurde. Selbst die Öffentlichkeit darf zu bestimmten Zeiten auf dem Oval ihre Runden drehen. Was jetzt noch fehlt, ist den Verantwortlichen zufolge ein Domizil für Vereinszwecke, das der heutigen Zeit entspricht und unter anderem Umkleiden für die Sportler sowie sanitäre Einrichtungen auch für Besucher beherbergt. Außerdem träumt der Skiclub sowohl von einem Trainings- und Fitnessraum als auch von einem Sportgerätelager am Tännichthang. Bevor dieser Wunsch jedoch in Erfüllung geht, ist es wahrscheinlicher, dass es Schnee in 450 Metern Höhe gibt – und das möglichst im nächsten Winter. Davor begeht der Verein noch sein 92. Jubiläum.

Roland Kaiser / 15.03.2020

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