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SPD-Stadtrat plädiert für Bürgerhäuserkauf

SPD-Stadtrat plädiert für Bürgerhäuserkauf

Dieses Bild zeigte sich noch am Montagvormittag an der Inneren Lauenstraße: Tagelang war diese aufgrund des Zustandes zweier sanierungsbedürftiger Gebäude unpassierbar. Foto: RK

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Schon einmal mussten in diesem Jahr Handwerker zu den Bürgerhäusern an der Inneren Lauenstraße aufgrund notwendiger Reparaturarbeiten ausrücken – und zwar infolge des Sturmtiefs Friederike. Foto: RK

Die sanierungsbedürftigen Bürgerhäuser entlang der Inneren Lauenstraße in der Bautzener Altstadt erregen einmal mehr die Gemüter. Der Zustand des Gebäudekomplexes sorgte dafür, dass die wichtige Verkehrsader seit dem 25. Oktober nicht befahrbar war. Das stößt so manch einem Stadtrat inzwischen sauer auf.

Bautzen. Zwölf Tage lang herrschte für Autofahrer auf direktem Wege zwischen Kornmarktcenter und Hauptmarkt kein Durchkommen. Einmal mehr haben die sanierungsbedürftigen Bürgerhäuser 8 und 10 dafür gesorgt, dass ein Abschnitt der Inneren Lauenstraße aus Sicherheitsgründen zur Sperrzone erklärt wurde. Zwar rollt seit Wochenbeginn der Verkehr in dem Bereich wieder ohne Einschränkungen, nachdem Handwerker ein mit Netzen versehenes Gerüst montierten. In den Reihen der Stadträte wächst jedoch der Unmut darüber, dass der Eigentümer mit Sitz in Paderborn nach wie vor sein Versprechen nicht eingelöst hat, dem Gebäudekomplex zu einer neuen Blüte zu verhelfen. „Die SPD-Fraktion ist sich der schwierigen rechtlichen Situation bewusst, kritisiert aber die sich über ein Jahrzehnt hinziehenden juristischen Auseinandersetzungen“, sagt Fraktionschef Roland Fleischer. „Nicht nur, dass sich der zunächst positive Ansatz der Sanierung zu einem Schandfleck entwickelt hat. Zwischenzeitlich steigert sich das Ganze zu einer Provinzposse. Hier fehlt immer mehr das Verständnis.“

Im Mai 2006 stürzte kurz nach Baubeginn ein Teil des Gebäudekomplexes ein – die sogenannten Hinterhäuser. Seitdem streiten sich Architekt, Statiker, Baufirma und Eigentümer vor Gericht, wer Schuld daran hat. Ein Ende scheint noch nicht absehbar. Erst kürzlich kam es zu einem weiteren Teileinsturz in dem Bereich. „Die Statik des Dachstuhles ist dabei in Mitleidenschaft gezogen worden“, weiß Stadtsprecher André Wucht. Daraufhin drohten Dachziegel herabzufallen.

Aus Sicht des Rathausmitarbeiters zeigte sich der Eigentümer sehr kooperativ, als es darum ging, die Gefahrenstelle abzusichern. Die Kommune werde weiterhin die beiden Häuser entlang der Inneren Lauenstraße kontrollieren. „Sofern es Sicherungsbedarf gibt, wird der Eigentümer beauflagt“, betont der Sprecher. „Bislang kam er den Forderungen stets fristgerecht nach.“ Doch wie weit soll dieses Spiel getrieben werden? 

Auf mehrmalige Anfrage schweigt der Investor weiterhin beharrlich. André Wucht hingegen meint: „Im Idealfall nimmt der Besitzer die Arbeiten wieder auf und saniert die beiden Häuser.“ Daran allerdings will Roland Fleischer nicht mehr so recht glauben. „Nach meinen bisherigen Informationen sehe ich keine Chance dafür.“ Sein Vorschlag lautet daher: Die Kommune sollte zeitnah über einen Erwerb der Immobilie nachdenken, ohne in diesem Zusammenhang besondere Verpflichtungen einzugehen. „Um selbst handlungsfähig im Sinne der Bürger sein zu können“, begründet er den Vorstoß. „Es kann nicht sein, dass die Auseinandersetzung des vorhandenen Schandflecks die Verwaltung weiterhin dermaßen in Anspruch nimmt und auch wie geschehen den Innenstadtbereich massiv einschränkt.“

Aus Sicht der Liberalen im Stadtrat ist die jetzige Situation keineswegs überraschend eingetreten. „Der Investor hat außer großen Ankündigungen und regelmäßigen Ausreden wie dem Gerichtsstreit nichts für den Erhalt oder gar die Sanierung der Gebäude getan“, beklagt FDP-Stadtrat Mike Hauschild. „Es ist bereits längst überfällig, dass die Stadtverwaltung auflistet, was rechtlich möglich ist, um solche Eigentümer, die ihre Immobilien verfallen lassen, in Verantwortung zu nehmen. Wir müssen es uns nicht gefallen lassen, wenn unsere Kulturgüter solange brachliegen, bis sie nur noch abgerissen werden können.“

Der Fraktionsvorsitzende der Linkspartei, Steffen Grundmann, hegt indes Zweifel daran, dass die Kommune in dem Fall über entsprechenden Handlungsspielraum verfügt. „Eigentum verpflichtet, heißt es ja so schön und so richtig. Rechtlich sind die Möglichkeiten der betroffenen Kommune, tätig zu werden, mit sehr hohen Hürden verbunden.“ Trotz allem bleibt sein Wunsch: „Es wäre schön, wenn dieses Gebäude ebenfalls wie viele andere in der Altstadt endlich saniert wird und in neuem Glanz erstrahlt.“ Damit spricht er sicherlich vielen Bautzenern aus der Seele. 

Ursprünglich sollten an Ort und Stelle 25 exklusive Wohnungen entstehen. So zumindest stand es lange Zeit auf einem Vorhang, der bis zuletzt einen Blick auf die eigentliche Gebäudefassade verhinderte.

Roland Kaiser / 10.11.2018

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