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Straßenbauer haben weiter gut zu tun in der Spreestadt

Straßenbauer haben weiter gut zu tun in der Spreestadt

Eine Unebenheit an die andere reiht sich zum Ärger von Anwohnern auf der Kolping-Straße in der Westvorstadt. Foto: RK

Bautzen. Die geplante Spreequerung zwischen Protschenberg und Ortenburg erhitzt weiter die Gemüter in der Stadt. Was die Befürworter des Bauvorhabens als touristische Bereicherung und zweiten Zugang zum historischen Zentrum betrachten, bezeichnen dessen Kritiker durchaus als Prestigeobjekt. Auch entlang der Kolping-Straße kommt die Idee für das Millionenprojekt bei so manch Anwohner nicht gut an. Denn: Die Fahrbahn vor deren Haustür befindet sich in einem Zustand, der ihrer Ansicht nach zügigen Handlungsbedarf erfordert. Doch nicht einmal ein paar Eimer Asphalt habe man dafür übrig, beschwert sich einer von ihnen. Seine Verärgerung über den Zustand ist groß. Vor allem deshalb, weil bislang das Gefühl aufkam, die Brücke sei wichtiger als die Instandsetzung der Straße.

„Es ist so, dass sich nach einem Regenguss die Schlaglöcher vollgefüllt haben und Autofahrer, sollte der Schliebenkreisel einmal dicht sein, dort durchbrettern – und zwar ohne Rücksicht auf die Leute, die sich vielleicht gerade auf dem Gehweg befinden. Wer solch eine Dusche abbekommt, hat eben Pech gehabt. Ist mir auch schon passiert“, schrieb er zu Wochenbeginn dem Oberlausitzer Kurier. Die Straße sei im Laufe der Zeit dermaßen in Mitleidenschaft gezogen worden, dass sich Radfahrer im ungünstigsten Fall beim Passieren eines der zahlreichen Unebenheiten einen platten Reifen holen, den Einkauf aus dem Korb ihres Drahtesels verlieren oder gar stürzen. Und wie zum Hohn würden die Autos auf der guten und nicht beschädigten Fahrbahn parken. Das wurmt die Menschen, die tagtäglich dort unterwegs sind. Ans Rathaus gerichtet meinte der Bautzener: „In diese Gegend kommen die Herren nicht. Lieber denken sie über neue Projekte nach, um sich in der Stadt zu verewiglichen.“ Eine Passantin kann beim Anblick des ramponierten Asphaltbandes auch nur mit dem Kopf schütteln: „Es ist schon traurig, dass dieses Stück Straße als eines der letzten dran kommen soll.“

Die Verwaltung indes kündigte über deren Sprecherin Laura Ziegler an, die Schlaglöcher flicken zu wollen. Einen Zeitpunkt dafür nannte sie zunächst nicht. Fest steht nur so viel: „Da die Adolph-Kolping-Straße erst in fünf Jahren ausgebaut werden soll, müssen wir an dieser Stelle vorher aktiv werden.“ Im Rathaus sei natürlich bekannt, dass sich die Fahrbahn in keinem guten Zustand befindet. „Aus diesem Grund gehört sie zu einem größeren Straßenausbauprogramm in der Westvorstadt“, bekräftigte die Rathausmitarbeiterin. „Dieses wird im Anschluss an die umfangreichen Arbeiten im Musikerviertel umgesetzt. Noch in diesem Jahr sollen die Planungen für die Gesamtmaßnahme beginnen. Die Adolph-Kolping-Straße ist der vierte Bauabschnitt und planmäßig mit dem grundhaften Ausbau im Jahr 2024 in der Umsetzung.“

Doch nicht nur dort besteht Grund zum Eingreifen. Gleiches trifft beispielsweise auf die Paulistraße zu, auf der erst kürzlich zwischen Liebknecht- und Jordan-Straße ein Flicktrupp gesichtet wurde. Zuvor hatte es ähnlich wie im Fall der Westvorstadt Beschwerden von Anrainern gegeben. „Es werden regelmäßig Winterschäden beseitigt“, erklärte Falko Wendler, der dem Amt für Hoch- und Tiefbau vorsteht. „Dies dient ausschließlich der kurzfristigen Wiederherstellung der Verkehrssicherheit. Eine grundlegende Verbesserung des Fahrbahnzustandes ist nur mit einem grundhaften Ausbau zu erreichen.“

Auf einen solchen warten in Bautzen gleich mehrere Verkehrswege. So wird momentan im Musikerviertel und auf der Taucherstraße kräftig gewerkelt. Welcher Straßenzug dabei zu welchem Zeitpunkt einer Verjüngungskur unterzogen wird, richte sich nach der Veranschlagung im städtischen Haushalt, so Falko Wendler. Fakt sei, dass die Paulistraße in den Jahren 2020 bis 2023 in Angriff genommen werden soll. Auch verschiedene Medien unterhalb des künftigen neuen Asphalts will die Verwaltung sanieren lassen. Welche Auswirkungen das auf den Verkehr und die Anwohner hat, könne erst beantwortet werden, sobald die konkreten Planungen vorliegen, hieß es zudem. Doch was ist der Grund für die abgewirtschaftete Infrastruktur in der Bautzener Innenstadt? Falko Wendler: „Die Ursachen liegen in dem historisch bedingt für die Verkehrsanforderung ungenügenden Straßenaufbau und dem Alter der Straßen insgesamt.“

Dass die Kommune in den kommenden Jahren mit Nachdruck die Straßensanierung weiter vorantreiben will, hört der eine oder andere indes sicherlich gern, obwohl diese Maßnahmen auf längere Zeit auch mit Einschränkungen verbunden sein werden. Allein in diesem Jahr hält das Land Sachsen nach Auskunft des Verkehrsministeriums mehr als 360 Millionen Euro für den kommunalen Straßen- und Brückenbau bereit. „Wir kommen damit einer zentralen Forderung der kommunalen Ebene entgegen und jede Kommune im Freistaat soll davon profitieren“, betonte Minister Martin Dulig. Allerdings gab er in dem Zusammenhang zu bedenken: „Gelder müssen auch abgerufen und nicht nur beantragt werden.“ Und weiter: „Es gibt keinen Wettbewerb, wer die meisten Baumaßnahmen beantragt. Es geht darum, dass die Gelder tatsächlich verbaut werden.“ Die Stadt Bautzen stellte bereits in Aussicht, zu gegebener Zeit aus diesem Finanztopf schöpfen zu wollen. Auf die Frage, in welchem Umfang dies geschehen werde, antwortete Falko Wendler: „Die Einzelheiten richten sich nach der konkreten Planung und den Rahmenbedingungen des Haushaltes des Freistaates, sodass dazu zum gegenwärtigen Stand keine Aussagen getroffen werden können.“

Ähnliches gilt für die Spreequerung. Laut Baubürgermeisterin Juliane Naumann ist ein Ingenieurbüro damit beauftragt worden, für die Brücke eine Machbarkeitsstudie samt Kostenschätzung und Zeitplan auszuarbeiten. Die Ergebnisse werden im Laufe dieses Monats erwartet.

Momentan richtet die Verwaltung ihr Augenmerk auf die Baustelle rund ums Rathaus. Zwischen Heringstraße und Dom St. Petri lässt der städtische Eigenbetrieb Abwasserbeseitigung beschädigte Teile der Regenwasser- und der Schmutzwasserkanalisation erneuern. Gleichzeitig werden durch die Energie- und Wasserwerke Bautzen Fernwärmeleitungen und Kabelleerrohre erstmalig neu verlegt. Den Informationen zufolge wird das Trinkwassernetz über ein Provisorium umgeleitet. Somit sollten am 11. Juni die ersten Tiefbaumaßnahmen beginnen können. Aller Voraussicht nach werden die Arbeiten bis zum 15. November 2019 abgeschlossen sein. Diese erfolgen in mehreren Bauabschnitten. „Generell werden während der gesamten Bauzeit die Parkflächen Am Hauptmarkt gesperrt sein“, teilte ein Rathaussprecher mit. „Im fünften und sechsten Bauabschnitt entfallen zudem die Bewohnerparkflächen an der Westseite des Fleischmarktes. Beide Märkte werden zur Sackgasse. Eigentümer von Bewohnerparkausweisen für die gesperrten Bereiche können während der gesamten Bauzeit auf dem gebührenpflichtigen Teil des Fleischmarktes parken.“ Die Zufahrt zur beziehungsweise die Abfahrt aus der nordwestlichen Altstadt erfolgt in dieser Zeit über die Heringstraße oder – von der Wendischen Straße kommend – über die Straße An der Petrikirche. Der Poller An den Fleischbänken werde entfernt. „Grundsätzlich kann leider auch nicht davon ausgegangen werden, dass die Achse Hauptmarkt/Fleischmarkt an der Westseite des Rathauses permanent für den Fußgängerverkehr zur Verfügung steht.“

Roland Kaiser / 09.06.2019

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