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Supermarkt-Baupläne entzweien die Gemüter

Supermarkt-Baupläne entzweien die Gemüter

Auf dem Areal eines ehemaligen Gutshofs soll einmal ein Lebensmitteldiscounter aus dem Boden wachsen. Foto: RK

Um ein Sanierungsvorhaben in der Ortsmitte anfassen zu können, verkaufte die Gemeinde Königswartha ein ruinöses Gutsgelände an eine private Immobiliengesellschaft. Die wiederum kann aufgrund eines juristischen Tauziehens auf dem Areal nicht mit ihrem geplanten Bau loslegen. Ausgang ungewiss.

Königswartha. Der Plan klingt vielversprechend: Die Gemeinde will ihren Kirchplatz auf Vordermann bringen. Vor Ort sollen neue Parkmöglichkeiten für Autofahrer entstehen, der Gehweg erfährt eine Verjüngungskur und ausgediente Bausubstanz weicht für mehr Grün in der Ortsmitte. Unabhängig davon gestaltet eine ortsansässige Bäckerei in Eigenregie das Gelände vor ihrer Ladentür um. Eine Terrasse mit Spielplatz werde das gesamte Ensemble bereichern, erzählt Bürgermeister Swen Nowotny. Er freut sich über die Symbiose, die sich am Kirchplatz anzubahnen scheint. Allerdings mussten, wie er im gleichen Atemzug einräumt, aufgrund der Witterung der vergangenen Wochen die Arbeiten, die die Kommune bereits im vergangenen Jahr in Auftrag gab, zwischenzeitlich pausieren.

Ein Teil des Geldes für die Verschönerungskampagne stammt aus dem Förderprogramm Stadtumbau Ost, ein anderer wiederum aus dem Fördertopf der Ortskernsanierung. Die notwendigen Eigenmittel hingegen resultieren unter anderem aus dem Verkauf eines ehemaligen Gutsgeländes an eine Immobiliengesellschaft aus Thüringen. Der weitläufige Dreiseithof an der Bahnhofstraße, an dem der Zahn der Zeit deutlich sichtbare Spuren hinterlassen hat, soll für einen Einkaufsmarkt Platz machen. Mehrere größere Schuttberge zeugen davon, dass erste Abrissarbeiten bereits im Gange waren. Seit Wochen hat sich gegenüber dem Gemeindeamt aber nichts mehr getan.
Hintergrund ist ein juristisches Tauziehen zwischen dem jetzigen Besitzer und der einzig im Gebäude verbliebenen Mieterin. Die rüstige Dame will ihr trautes Heim um keinen Preis für ein privates Bauprojekt opfern. So der Stand im Jahr 2016.

Am kommenden Donnerstag werden die Richter am Landgericht Görlitz in zweiter Instanz über eine von der Immobiliengesellschaft angestrengte Räumungsklage entscheiden. Schon im vergangenen Sommer war das Amtsgericht Bautzen zu dem Urteil gelangt, dass die 85-Jährige das Gebäude vorerst nicht verlassen muss. Die Klage stütze sich auf eine von der Gemeinde ausgesprochene Kündigung des Mietverhältnisses und sei nach dem Eigentümerwechsel ungültig, hieß es damals sinngemäß zur Begründung. Gegen den richterlichen Beschluss war die Immobiliengesellschaft umgehend in Berufung gegangen. Eine vom Unternehmen selbst ausgesprochene Wohnungskündigung blieb von dem gesamten Verfahren unberührt. Somit wäre das Mietverhältnis zum 31. Dezember 2016 beendet gewesen. Auf Nachfrage bei der Mehrheitsfraktion im Gemeinderat hieß es, dass es keine Erkenntnisse darüber gebe, inwieweit die rüstige Dame noch in dem Gutsgebäude wohnt oder nicht. Vielmehr wurde der Ball der Verwaltung zugespielt. Bürgermeister Swen Nowotny: „Wir haben ihr Wohnungsangebote im Ort unterbreitet. Diese wurden von der Mieterin jedoch kategorisch abgelehnt. Fakt ist, der Prozess hält den geplanten Bau auf.

Als Grundzentrum sind wir bestrebt, dass uns ein gewisser Versorgungsgrad erhalten bleibt.“ Die Gemeinde möchte verhindern, dass ein Einkaufsmarkt wie „Netto“ möglicherweise abwandert. Eigenen Vorstellungen zufolge will das Einzelhandelsunternehmen am neuen Standort an der Bahnhofstraße seine künftige Verkaufsphilosophie umsetzen. Das bedeutet unter anderem breitere Gänge für die Kundschaft. Die Pläne stießen bislang auf ein geteiltes Echo im Ort.

Roland Kaiser / 01.03.2017

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