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Training am Tuch mit akrobatischem Chick

Training am Tuch mit akrobatischem Chick

Am blauen Tuch hoch hinauf in luftige Höhen: Janett Hucke bietet für alle Interessenten immer freitags in der Sporthalle Kunnerwitzer Straße Training in der Luftakrobatik an. Foto: fum

In drei, vier Metern Höhe Akrobatik zeigen, sich in – für den Laien – kaum nachvollziehbaren Bewegungen in einem Tuch einschlingen, sich dann fallen lassen und kurz vor dem Boden ganz entspannt zur Ruhe kommen – Janett Hucke kann das. Und sie mag es. So sehr, dass sie ihre Luftakrobatik jetzt auch interessierten Kindern und Jugendlichen beibringen will.

 

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Auch zu Zweit ist Luftakrobatik durchaus machbar. Zusammen mit Lorenzo Cinotti ist Janett Hucke in Aktion. Foto: fum

Görlitz. Am Anfang ist Aufwärmen angesagt. Mit federndem Schritt springt Janett Hucke über das Parkett in der Sporthalle des Görlitzer Turnvereins 1847. Hier in der Kunnerwitzer Straße 26 gibt es auch jenes fünf oder sechs Meter hohe Tuch, an dem sich die 36-Jährige danach hoch zu turnen beginnt. Leicht und locker, ohne sichtbare Anstrengung – so scheint es. Aber ohne Übung ist auch hier nichts drin. „Ein Meister – oder eine Meisterin – fällt schließlich nicht vom Himmel“, lächelt die junge Frau, die während des Studiums in Halle Gefallen an der Luftakrobatik gefunden hat. „Ich habe dort Leute vom Kinderzirkus getroffen. Die brauchten jemanden, der sich damit auskennt.“ Gehört hatte Janett Hucke zwar schon davon, „auskennen“ war aber eindeutig zu hoch gegriffen. „Aber weil es mich interessierte, sagte ich dem Kinderzirkus zu und brachte mir die akrobatischen Bewegungen zuerst selber bei.“ Dazu lieh sie sich ein Buch über Trapezakrobatik aus und sah sich jede Menge Youtube-Videos an.

Mit steigender Trainingsintensität nahm auch ihre Begeisterung zu. Und das Verständnis für die Abläufe, für das Zusammenspiel der verschiedenen Muskelgruppen. „Luftakroba-tik ist verkapptes Krafttraining“, findet sie. „Man bewegt sein eigenes Körpergewicht in die Höhe und merkt gar nicht, wie stark man seine Muskeln anspannt. Wenn dann noch Spaß an der Sache hinzu kommt, ist es ein nahezu perfektes Training, um sich fit zu halten“, schwärmt die junge Frau, die in Halle nicht nur lernte, sich in luftiger Höhe zu bewegen, sondern auch auf Lorenzo Cinotti traf und ihn mit dem Akrobatik-Virus infizierte.

Der 32-jährige Italiener hatte in Florenz Philosophie studiert, war anschließend nach Deutschland gekommen und hatte – wie es der Zufall wollte – ebenfalls beim Hallenser Kinderzirkus eine zwischenzeitliche berufliche Bleibe gefunden. Seitdem ziehen die Beiden gemeinsam durch die Welt – mit akrobatischen Programmen, als Comedy-Duo „Jeanette Flexonette & Lorenzo Cinotti“. Ihre Ausgangsbasis ist seit Dezember 2016 Görlitz geworden.

Erneut kam ihnen in der Neißestadt der Zufall zu Hilfe. „Wir suchten nach einer Wohnung, fuhren mit dem Auto die Kunnerwitzer Straße entlang und sahen das Schild ’Turnverein’. Wir dachten, dass wir hier mal fragen könnten, ob wir in der Sporthalle trainieren dürfen, um unsere Programme einzustudieren und uns fit zu halten“, erinnern sich Janett und Lorenzo. Bei dem Görlitzer Verein rissen sie damit die sprichwörtlichen „offenen Türen“ ein. „Wir waren – und sind noch immer – bemüht , uns breiter aufzustellen, um mehr Kinder und Jugendliche für unsere Sportangebote zu begeistern. Mit der Luftakrobatik, die jetzt immer freitags ab 18.30 Uhr stattfindet, erschließen wir uns völlig neue Alters- und Interessengruppen“, schwärmt Vereinschefin Sophie Reinhold. Zumal die neue Richtung mit dem Turnen optimal korrespondiere. „Dabei wird der ganze Körper trainiert, Jung und Alt können sich gleichermaßen daran versuchen. Richtig Spaß macht es etwa ab 20 Jahren, wenn man die nötige Kraft hat, um sich mit Armen und Händen aus dem Stand heraus am Tuch hoch zu ziehen.“

Was so gefährlich aussieht, ist – richtig geübt – nicht unmöglich nachzumachen. „Man kann natürlich mit verschiedenen Techniken klettern. Am spektakulärsten sind sicherlich Faller über ein paar Meter. Mich reizen aber die Verbindungselemente am meisten, das Ein- und Auswickeln am Tuch, um von Figur zu Figur zu kommen“, erklärt Janett Hucke. Auch Partnerfiguren seien machbar. Schnell bittet sie Lorenzo heran, um sich mit ihr in die Höhe zu schwingen.

Noch immer haben die Beiden viel mit dem Kinderzirkus zu tun, wirken als Pädagogen und bringen den Kleinen manch Trick und körperliche Komik bei. Das nächste Mal treten sie öffentlich bei der Kirmes am 24. September in Mittelherwigsdorf auf. Im nächsten Jahr ist eine kleine Tournee geplant. Der Freitagstermin in der Sporthalle Kunnerwitzer Straße soll darunter allerdings nicht leiden.

Frank-Uwe Michel / 04.09.2017

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