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Vandalismusschäden am Schlafwagen in Löbau

Vandalismusschäden am Schlafwagen in Löbau

Am historischen Schlafwagen sind erneut schwere Vandalismusschäden zu verzeichnen. Foto: Verein

Löbau. Beim morgendlichen Rundgang über das Gelände der Ostsächsischen Eisenbahnfreunde in Löbau trauten am Montagmorgen zwei Vereinsmitglieder ihren Augen nicht. Am historischen Schlafwagen gab es erneut schwere Vandalismusschäden. Die sofort alarmierte Polizei nahm den auf 15.000 Euro geschätzten Schaden auf. Der Verein erstattete Anzeige gegen unbekannt. Erst nach der polizeilichen Ermittlungsarbeit offenbarte sich den Vereinsmitgliedern vor Ort das ganze Ausmaß des sinnlosen Vandalismus. So schlugen die Täter eine Fensterscheibe heraus und verschafften sich damit unerlaubten Zutritt zum Wagen. Eine weitere Scheibe wurde mit Steinschlag unbrauchbar gemacht. 

Ende Mai stand dieses Fahrzeug bereits schon einmal im Fokus der Vandalen. Damals wurde eine Scheibe eingeschlagen, ohne sie zerstören zu können und eine Türklinke abgebrochen. Den Tätern gelang der Einstieg in das Fahrzeug dennoch. Der funktionsfähige Pulverlöscher wurde ausgelöst und das Löschmittel im gesamten Fahrzeug mutwillig verteilt. Das Pulver lässt sich nach Einschätzung von Experten nur sehr mühsam rückstandslos entfernen. 

Bei dem beschädigten Wagen handelt es sich um ein Unikat des Waggonbau Görlitz. Der Schlafwagen mit der Gattungsbezeichnung WLABme wurde unter der Fabriknummer 054600 im Jahr 1979 hergestellt und an die Deutsche Reichsbahn übergeben. Er verfügt über elf Abteile mit 33 Sitzplätzen. Als Schlafwagen konnte das Fahrzeug als 1. Klasse mit zwei Betten oder 2. Klasse mit drei Betten je Abteil geführt werden. Jedes Abteil verfügt über ein Waschbecken. Die beiden Toiletten waren am Wagenende angeordnet. Neu war auch die Ausstattung mit einer Dusche. Der Prototyp verblieb im Eigentum des Herstellers, wurde 1980 bei der Deutschen Reichsbahn im Binnenverkehr eingesetzt. 1989 erhielt er eine neue Lackierung in verkehrsweiß/blau und wurde 1991 an die Deutsche Reichsbahn verkauft. Diese setzte ihn bei der Versuchsanstalt in Görlitz-Schlauroth als Messbeiwagen ein. 

1999 erwarb der Verein Ostsächsische Eisenbahnfreunde diesen Einzelgänger. Beim Verein fand der Wagen insbesondere Verwendung als Übernachtungsgelegenheit für die weiter entfernt wohnenden Vereinsmitglieder. Bei Einsätzen fern der Basis Löbau wurde er als Übernachtungswagen für Vereinsmitglieder genutzt. Bei starker Nachfrage konnte er bis zu seinem Fristablauf auch zur Verstärkung weitere 33 Sitzplätze für Sonderfahrten generieren. 

Die Ostsächsischen Eisenbahnfreunde wollen das Unikat unbedingt erhalten. An erster Stelle steht die Konservierung des Fahrzeuges vor Nässeschäden und Korrosion. Erste Arbeiten wurden bereits in Angriff genommen. Der Verein rechnet kaum mit der Ergreifung der Täter und bittet um Spenden für die Beseitigung der Vandalismusschäden. Vor dem Hintergrund der Schließung der ehemaligen WUMAG in Görlitz Anfang 2026 bekommt die Bewahrung verkehrshistorischer Zeitzeugnisse aus der Industriegeschichte des DDR-Schienenfahrzeugbaus eine völlig neue Bedeutung.

Ralph Gruner / 27.07.2025

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