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Verdächtig gute Jobs jetzt auch auf Sorbisch

Verdächtig gute Jobs jetzt auch auf Sorbisch

Innenminister Roland Wöller startete in Bautzen die Plakatkampagne zur Gewinnung von sorbischsprachigen Polizisten.

Die Polizei will noch mehr Vertrauen bei der sorbischen Bevölkerung gewinnen. Dafür ist eine Sache besonders wichtig.

Bautzen. Unter den Sorben gibt es den „Running Gag“: Wenn du in eine Polizeikontrolle gerätst, dann verlange, dass du auf sorbisch angesprochen wirst. Eh da ein Polizist erscheint, der dazu in der Lage ist, das kann dauern … „Doch in letzter Zeit funktioniert das so nicht mehr. Denn immer häufiger spricht der Streifenbeamte tatsächlich sorbisch“, sagt David Statnik. Und der Vorsitzende des Domowina Bund Lausitzer Sorben e.V. macht keineswegs den Eindruck, dies zu bedauern. Denn natürlich freut er sich darüber, dass die sorbische Sprache bei der sächsischen Polizei eine immer stärkere Präsenz findet.

Das ist kein Zufall. „Wir gehen bei der Nachwuchsgewinnung gezielt auf die Sorben zu“, erklärt Roland Wöller, der als Innenminister oberster Dienstherr der Polizei ist. Und deshalb hat er jetzt auch in Bautzen eine neue Kampagne für die Nachwuchsgewinnung gestartet: Auf zweisprachigen Plakaten wirbt eine junge Polizistin damit, einen „verdächtig guten Job“ zu haben. Das behauptet auch Dominik Dyrlich von sich. Der junge Oberkommissar ist Sorbe und arbeitet auf dem Polizeirevier Hoyerswerda. „Wir sind im Revierbereich drei Kollegen, die sich auf sorbisch mit den Bürgern unterhalten können“, berichtet er. Zwei weitere verstehen die Sprache zumindest in ihren Grundzügen. „Dass jemand bei der Kontrolle verlangt, auf sorbisch angesprochen zu werden, kommt allerdings eher selten vor“, meint er. „Doch besonders in der Gegend um Wittichenau ernte ich oft ein freundliches Lächeln, wenn ich sorbisch spreche.“ Bei den Kollegen im Revier kommt es schon mal zu Neckereien, wenn er sich mit einem seiner „Sprachgefährten“ auf sorbisch unterhält: „Doch wirklich ablehnende Reaktionen habe ich deswegen noch nie erlebt.“

Im Revierbereich Bautzen gibt es laut dem Leiter der Polizeidirektion Görlitz, Manfred Weißbach, etwa sechs sorbisch sprechende Kollegen, in Kamenz sind es vier. „Das ist wichtig im Umgang mit den Menschen und zeigt, dass wir in der Region verwurzelt sind.“ Eigene Möglichkeiten für die sorbische Sprachvermittlung hat die Polizeidirektion – anders als zum Beispiel hinsichtlich der polnischen Sprache – nicht. „Deshalb ist es wichtig für uns, sorbische Muttersprachler für den Polizeidienst zu gewinnen“, so der oberste Polizist der Oberlausitz.

Für Innenminister Roland Wöller steht die Kampagne noch in einem größeren Zusammenhang: „Die sächsische Polizei baut ja bekanntlich 1000 neue Stellen auf, allein in diesem Jahr verlassen 600 Absolventen als Meister oder Kommissar unsere Schulen. Besonders im ländlichen Raum wollen wir die Präsenz verstärken.“

Darüber freut sich auch der Sprecher des Domowina-Bund Lausitzer Sorben e.V., Marcel Braumann: „Wir finden es immer gut, wenn die sorbische Sprache im öffentlichen Raum in Erscheinung tritt, und drängen auf mehr sorbisch sprechende Polizisten.“

Und auch in einer anderen Hinsicht kann der Domowina-Sprecher eine erfreuliche Entwicklung vermelden: „Es gab ja in der Vergangenheit ganze Serien von sorbenfeindlichen Straftaten, wie die Beschädigung von Kruzifixen oder Übergriffe auf sorbische Jugendliche. Das beobachten wir zur Zeit nicht mehr.“ Zwar gebe es nach wie vor einzelne Vorfälle, aber „das lässt sich nicht vergleichen.“ Auch diesbezüglich habe es eine Sensibilisierung bei der Polizei gegeben.

Uwe Menschner / 02.10.2021

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