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Verdienter Lohn: „Danke Schiri“ für den Pfeifenmann

Verdienter Lohn: „Danke Schiri“ für den Pfeifenmann

Pfeifenmann Tobias Weickelt aus Zittau freut sich sehr über die Auszeichnung „Danke Schiri“. Foto: privat

Der Sächsische Fußballverband hat Tobias Weickelt vom VfB Zittau in der Altersklasse unter 50 Jahren mit einer Urkunde „Danke Schiri“ ausgezeichnet und damit generell das Ehrenamt der Pfeifenmänner gestärkt. Dazu erhielt der 34-Jährige auch entsprechende Präsente.

Zittau/Löbau. In seiner Kategorie gab es 13 Kandidaten in Sachsen. Der Fußballverband Oberlausitz musste gegenüber dem Sächsischen Fußballverband seine Nominierungen rechtfertigen, warum gerade diese Pfeifenmänner – also auch Tobias Weickelt – dafür in Frage kommen. Die Leistungen in dieser verantwortungsvollen Funktion spielten dabei unter anderem eine wichtige Rolle. Der geehrte Zittauer Referee empfindet für die Auszeichnung Dank, Anerkennung und Stolz. „Es ist ein Indiz dafür, dass ich auf dem Fußballplatz nicht so viel verkehrt mache“, sagt er.

Tobias Weickelt hat seine Ausbildung zum Schiedsrichter im Jahr 2000 absolviert. Zum einen benötigte der VfB Zittau damals Männer in Schwarz, um den Spielbetrieb aufrechtzuerhalten. „Zum anderen wollte ich mit dem Hobby Fußball verbunden bleiben“, berichtet er. Denn Tobias Weickelt musste seine aktive sportliche Laufbahn als Stürmer aus gesundheitlichen Gründen beenden. In den ersten Jahren war der Zittauer Schiri in den unteren Spielklassen zum Einsatz gekommen. Der damalige Bezirksverband Dresden stufte ihn 2009 höherklassig ein.

Aktuell pfeift Tobias Weickelt in der Fußball-Landesklasse circa 40 bis 45 Spiele im Jahr. „Physisch bereite ich mich auf meine Einsätze mit sportlichen Aktivitäten, wie Joggen und Fahrradfahren, vor. Strategisch setze ich mich mit der Tabellensituation auseinander“, erklärt er. Steht möglicherweise ein Derby mit mehr Zuschauern und mehr Emotionen an? „Darauf stelle ich mich ein“, betont er.

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Der unparteiische Schiedsrichter Tobias Weickelt aus Zittau (links) zückte hier symbolisch gegen seinen Schwager Ronny Haupt die Rote Karte. Foto: privat

Tobias Weickelt hat sich im Laufe der Jahre vom schnellen Kartenzücker zu einem beruhigenden, kommunikativen Schiedsrichter entwickelt. Dies bedurfte bei ihm eines gewissen Reife- bzw. Lernprozesses. „Anfänglich habe ich sozusagen Dienst nach Vorschrift gemacht“, erinnert er sich. Mittlerweile nutzt der Pfeifenmann viel mehr seinen eigenen Spielraum bei Auslegungen. Die Spieler kennen seine Handschrift.

Selbstverständlich muss sich Tobias Weickelt auch vom Publikum am Seitenrand zuweilen Schimpfwörter, wie „Der ist doch blind“ oder „So ein Pfeifenkopf“ anhören. „Das ist normal, solange es nicht ausfällig wird. Als ich noch nicht Schiedsrichter war, habe ich auch ab und zu über strittige Entscheidungen gemeckert“, sagt er.

Einige Anekdoten sind ihm in seiner Funktion als Referee gut in Erinnerung geblieben: „Bei einem Derby in Bad-Muskau musste ich das Spiel dreimal wegen Pyrotechnik unterbrechen.“ Diese Partie habe kurz vor dem Abbruch gestanden. Das Spiel ZSG Jonsdorf gegen TSG Lawalde musste dreimal wegen Gewitters unterbrochen werden. „Wir haben es dann noch irgendwie über die Runden gebracht“, berichtet er. Und beim Spiel VfB Weißwasser gegen den FSV Oderwitz 02 gab es eine schwere Verletzung. Daraufhin reiste der Notarzt inklusive Krankenwagen an. Die Behandlung des angeschlagenen Spielers dauerte solange, dass das Spiel wegen einbrechender Dunkelheit abgebrochen und neu angesetzt werden musste. Nach seinen Einsätzen weiß Tobias Weickelt, „ob ich eine gute oder weniger gute Leistung abgeliefert habe. Nach dem Schlusspfiff bekomme ich sofort entsprechende Rückmeldungen, ob ich gut gepfiffen habe oder nicht meinen besten Tag hatte.“

Nach seinem Einsatz regeneriert der Pfeifenmann ein paar Minuten und löscht seinen Durst. „Dann fülle ich noch den elektronischen Spielberichtsbogen aus. Bei mir geht das recht schnell“, verrät er. Wenn ein betagter Schiri aber mit dem Einfingersystem am Computer schreibt, kann dies bis zu 30 Minuten dauern.

Tobias Weickelt möchte bis 50 Jahre in der Fußball-Landesklasse pfeifen. Vielleicht geht aber sogar noch eine Spielklasse höher in der Fußball-Landesliga etwas, hofft er.

Steffen Linke / 23.09.2018

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