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Was passiert mit dem „gelben“ Abfall?

Was passiert mit dem „gelben“ Abfall?

So übersichtlich wie hier sieht es auf dem Sortierband nicht immer aus; nicht selten sind die Mitarbeiterinnen auch mit höchst unappetitlichen Dingen konfrontiert.

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Tobias von Loh bedient die Presse in der Abfallsortieranlage Droben und muss dabei ständig den Monitor im Blick haben.

Aus den Augen, aus dem Sinn – wohl kaum für irgendetwas Anderes gilt dieses Sprichwort so uneingeschränkt wie für den Abfall, den wir alle tagtäglich produzieren. Oder doch nicht?

Droben. Dass für diese Thematik doch ein gewisses Interesse besteht, legt der rege besuchte Informationstag der Naturschutzstation (NSZ) Neschwitz in der Abfallsortieranlage der Veolia Umweltservice Ost GmbH & Co. KG Droben (Gemeinde Radibor) nahe. „Wir wollen den Besuchern zeigen, was mit ihrem recyclingfähigen Verpackungsabfall passiert, nachdem sie ihn in die gelben Tonnen oder Säcke eingeworfen haben“, so Angelika Schröter von der NSZ. Und weiter: „Wir wollen sie auch dafür sensibilisieren, den Abfall richtig zu trennen.“ Denn der Umstand, dass vieles, was in den gelben Behältern landet, nicht dort hineingehört, verursacht einen großen Teil des Sortieraufwandes.

Ralf Burghardt kann ein Lied davon singen. „Von den 33 Kilogramm Abfall, die jeder Einwohner im Schnitt jährlich in die gelbe Tonne wirft, sind nur etwa 20 Kilogramm für den grünen Punkt lizensiert“, erklärt der Verantwortliche für das Mengenstrommanagement in der Drobener Anlage. Die Veolia bearbeitet derzeit 98 Prozent des in den Landkreisen Bautzen und Görlitz anfallenden „gelben“ Abfalls, der Rest geht in das erzgebirgische Langenau. Dies ist das Ergebnis der letzten Ausschreibung und kann sich im nächsten Jahr schon wieder ändern. Insgesamt handelt es sich um 24 000 Tonnen im Jahr. Dass ein großer Teil der über das duale System eingesammelten Verpackungen letztendlich nicht recycelt, sondern verbrannt (oder „thermisch verwertet“) wird, bestätigt Ralf Burghardt: „Etwa 40 Prozent gehen zu diesem Zweck vor allem in Zementwerke, wo sie als Ersatz für fossile Brennstoffe dienen.“ Doch wie geht die Sortierung des zur Wiederverwertung vorgesehenen Abfalls vonstatten, und wie „fühlt“ sie sich an? „Als unsere Anlage 1998 eröffnet wurde, war sie eine der modernsten in Deutschland, und auch heute sind wir noch gut aufgestellt“, versichert Ralf Burghardt. Die erste Station, in der die Müllsäcke aufgeschnitten werden, wirkt jedoch wie aus einem Film über die Industrialisierung im 19. Jahrhundert. 

Nur der Gabelstapler, der flink durch die Halle huscht, passt nicht in diesen Vergleich. Und: Es riecht zwar recht streng, aber nicht so schlimm, wie man es als Laie hätte befürchten können. 
Auf seinem weiteren Weg durchläuft der Abfall verschiedene Stationen, in denen er teils maschinell, teils aber auch von Hand sortiert wird. Weißblech, aus dem die allermeisten Lebensmitteldosen oder -tuben bestehen, wird durch Magneten aus dem Abfallgemisch herausgelöst, das leichtere, aber unmagnetische Aluminium durch einen Luftstrom. An den Sortierbändern stehen Frauen mit Mundschutz und separieren, was nicht maschinell getrennt werden kann: Kunststoffe, die nicht als Verpackung gedient haben und daher eigentlich in den Restmüll gehört hätten. Verfilzte und verdreckte Textilien und – besonders belastend – längst verdorbene Lebensmittelreste, tote Tiere oder gebrauchte Windeln landen ebenfalls regelmäßig auf den Bändern und müssen von Hand – freilich mit Handschuhen geschützt – aussortiert werden. „Für Reste, die sich noch in jeder Tube befinden, haben wir eine spezielle Presse“, erklärt Ralf Burghardt. Von Hand könne eine Tube nie komplett entleert werden – „wir können das.“ 

Am Ende wird das Metall zu Ballen gepresst, der Kunststoff endet als Granulat, das für die Herstellung von Eimern oder Kisten dient. „Lebensmittelbehälter entstehen daraus nicht mehr“, versichert der Mengenstrommanager. Insgesamt beschäftigt Veolia in Droben 33 Mitarbeiter, davon arbeiten 20 dreischichtig in der Recyclinganlage. Darüber hinaus betreibt das Entsorgungsunternehmen am Standort eine Kompostieranlage für Bioabfall. 
Das in den letzten Jahren oft beklagte Fliegenproblem in den umliegenden Dörfern will Veolia auf natürliche Weise bekämpfen: „Wir haben Nisthilfen für Fledermäuse und Vögel aufgebaut. Der Einsatz von Chemie kommt bei der Kompostierung nicht in Frage“, so Ralf Burghardt.

Uwe Menschner / 11.11.2017

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Kommentare zum Artikel "Was passiert mit dem „gelben“ Abfall?"

Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.

  1. Sandra K. schrieb am

    Vielleicht spricht man in Zukunft bei solchen Beiträgen auch die grenzwertigen Arbeitsbedingungen der Veolia-Mitarbeiter an.

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