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Ein Luftgewehr für militärische Einsätze

Ein Luftgewehr für militärische Einsätze

Besucher der erweiterten Dauerausstellung „Bidenhänder, Hakenbüchse, Hellebarde – Aus Zittaus Rüstkammer“ im Kulturhistorischen Museum Zittau nehmen die historischen Waffen in Augenschein. Foto: Städtische Museen Zittau

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Das Girandoni-Luftgewehr ist höchstwahrscheinlich die einzige Windbüchse, die als ordonanzmäßiges (offiziell vom Militär ausgegeben) Militärgewehr diente. Foto. Jürgen Matschie

Dieses geschichtsträchtige und äußerst seltene Exponat in der erweiterten Dauerausstellung „Bidenhänder, Hakenbüchse, Hellebarde – Aus Zittaus Rüstkammer“ im Kulturhistorischen Museum Zittau hat einen ganz besonderen Stellenwert. Das Girandoni-Luftgewehr, benannt nach dem Hersteller Girandoni aus Südtirol, ist höchstwahrscheinlich das einzige Gewehr, das einst für militärische Einsätze verwendet wurde.

Zittau. Insgesamt sind rund 300 Exponate in besagter Exposition zu sehen – von Stangen-, Klingen- und Schusswaffen, über Helme, Brustpanzer und Panzerhandschuhe bis hin zu zwei Kanonen. Bei der Präsentation handelt es sich vorerst noch um ein Provisorium. „Dank der finanziellen Unterstützung durch die Hermann Reemtsma Stiftung können wir ab Ende dieses Jahres die Umgestaltung fortführen und den Großteil der Zittauer Rüstkammer dauerhaft und fachgerecht präsentieren“, erklärt Museumsdirektor Dr. Peter Knüvener.

Jenes Girandoni-Luftgewehr ist höchstwahrscheinlich die einzige Windbüchse, die als ordonanzmäßiges (offiziell vom Militär ausgegeben) Militärgewehr diente. Österreichische Scharfschützen setzten es zwischen 1793 und 1801 ein. Es handelt sich dabei nicht um eine Sonderanfertigung, auch wenn das angebrachte Monogramm dies vermuten lässt. Die beiden Buchstaben J und C seien später angebracht worden, so der Museumsdirektor.
Es ist nicht überliefert, wie lange die „Produktion“ eines solchen Luftgewehrs dauerte und welcher Aufwand sich dahinter verbarg. Es handelt sich allerdings um eine sehr exakte Arbeit. Denn es kam auf Genauigkeit an. Die Dichtigkeit des Drucktankes im Kolben war wichtig.

Das Gewehr misst 1,20 Meter, der Lauf 90 Zentimeter. Es ist mit circa 15 Kilogramm auch wesentlich schwerer als der Anblick vermuten lässt, betont er. Die Mündung besteht aus Messing. Auf der Laufoberseite ist der Name „B Girandoni“ graviert und verweist auf den Konstrukteur Bartolomeo Girandoni.

Der Schaft besteht aus Nussbaum, der Kolbenhals aus Messing mit eingraviertem floralen Ornament. Als Luftbehälter diente der mit braunem Leder überzogene Kolben.

Windbüchsen gelten als Vorläufer des heutigen Luftgewehrs. Die großkalibrigen Kugeln wurden mit Pressluft verschossen. Entlang des Laufes befindet sich das Röhrenmagazin für 20 Schüsse.

Die Reichweite von circa 120 Meter und die Durchschlagskraft waren seinerzeit einzigartig, erklärt Dr. Peter Knüvener. Ein Schuss konnte tödlich sein. Im Vergleich zu den mit Schießpulver genutzten Büchsen war diese mit Luftdruck relativ lautlos. Deshalb seien solche Waffen aber frühzeitig geächtet worden, berichtet er.
Das Gewehr könnte aus der städtischen Rüstkammer stammen oder aus der Waffenkammer des 102er-Regiments. Solche Gewehre konnten lange in Funktion sein. Die 1988 restaurierte Windbüchse ist nach weiteren Informationen des Museumsdirektors in einem sehr guten Zustand, weist weder Rostspuren noch sonstige Beschädigungen auf.

Alle Waffen der Sammlung werden laut Dr. Peter Knüvener nur mit Handschuhen bewegt. Denn Berührungen mit der bloßen Hand verursachen Rostschäden. „Wir sorgen für ein konstantes Klima und eine geringe Luftfeuchte. Fachleute kontrollieren regelmäßig diese Exponate, um eventuelle Schäden frühzeitig zu erkennen“, sagt er.
Die Öffnungszeiten der Städtischen Museen Zittau: Dienstag bis Sonntag von 10.00 bis 17.00 Uhr.

Steffen Linke / 28.05.2018

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