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Firmengeburtstag wird mit 
Riesenrad zum Spendenmarathon

Firmengeburtstag wird mit 
Riesenrad zum Spendenmarathon

Einfach nur glücklich und ein bisschen verrückt: Bauprofi Patrick „Patto“ Tschotow aus Oderwitz mit Schausteller Sebastian Lorenz im Riesenrad, das zum 10-jährigen Firmengeburtstag im Oderwitzer Gewerbegebiet aufgebaut wurde. Foto: Sylvia Saul

Oderwitz. Kunden, Mitarbeiter und Geschäftspartner nennen ihn einfach nur Patto. Diesen Namen trägt der 39-jährige Oderwitzer schon seit seiner Schulzeit, und das ist ihm auch am liebsten, denn so entsteht schnell eine entspannte Gesprächsbasis. Eigentlich heißt er Patrick Tschotow und ist Inhaber einer Baufirma für Fliesenarbeiten und Innenausbau in Oderwitz. Seit zehn Jahren ist er selbstständig und beschäftigt mittlerweile mehrere Mitarbeiter. Während andere einen Firmengeburtstag vielleicht mit einem gediegenen Sektfrühstück für die Belegschaft feiern würden, entspricht das ganz und gar nicht dem Temperament des Unternehmers. Stattdessen veranstaltete er zu diesem Anlass ein großes Jahrmarktfest für die ganze Region. 

Auf dem Firmengelände im Oderwitzer Gewerbegebiet entstand ein buntes Treiben mit Imbissständen, Softeis und Getränkeausschank, einer Bühne für Live-Musik, Hüpfburg und einem Karussell. Als besonderes Highlight brachte Patto ein Riesenrad in den Ort. Natürlich steht der Oderwitzer Spitzberg nach wie vor an gewohnter Stelle, doch aus 33 Metern Höhe bot sich den Besuchern ein Wochenende lang eine völlig neue Perspektive auf ihren Hausberg. Selbst Bürgermeister Cornelius Stempel zeigte sich bereits im Vorfeld beeindruckt von den Plänen: „Was zur 700-Jahr-Feier nicht da war, holt Patrick Tschotow nun als private Initiative nach Oderwitz. Es ist natürlich nicht alltäglich, dass ein Unternehmer so etwas in diesem Ausmaß auf die Beine stellt. Als Gemeinde standen wir ihm in allen Bereichen der Vorbereitung, in denen wir unterstützen konnten, voll und ganz zur Seite.“ Am Freitag richtete der Bürgermeister Grußworte zum traditionellen Bieranstich an die ersten Gäste. Doch zu diesem Zeitpunkt ahnte noch niemand, was wirklich geschehen würde. „Ich bin ja kein Eventmanager oder Entertainer. Selbst meine Familie und enge Freunde sahen die Idee während der Vorbereitung sehr skeptisch. Die Organisation stemmten wir neben dem Tagesgeschäft mit einem unglaublichen Team, ganz bewusst ohne Eventagentur“, erklärt Patrick Tschotow bescheiden. „Ich hatte einfach Lust, etwas auszuprobieren, das wirklich verrückt klingt, zu 100 Prozent die Handschrift ,Patto’ trägt und gleichzeitig Gutes bewirkt.“

Eine runde Sache für den guten Zweck

Schausteller Sebastian Lorenz vom Riesenrad „Star of Berlin“ ist normalerweise im August auf den großen Volksfesten des Landes unterwegs. Dass seine Trucks mit dem Riesenrad nun im Gewerbegebiet einer kleineren Firma mit 29 Mitarbeitern Halt machten, in einem beschaulichen Dorf der Oberlausitz, die gerade erst mehrere Volksfeste wie den bekannten Jacobimarkt hinter sich hatte, war zweifellos eine große Geste der Freundschaft. Niemand konnte vorhersagen, ob 50, 500 oder gar 5.000 Menschen in den knapp über 4.600 Einwohner zählenden Ort kommen würden. Entsprechend aufgeregt waren Patrick Tschotow und sein Team vor dem großen Event-Wochenende.

„Wir haben uns für einen Fahrpreis von nur einem Euro entschieden, um ein paar Unkosten zu decken“, erzählt Patto. „Neben der Kasse stellten wir eine Spendenbox für das Kinderheim in Wuischke auf, das von der Kinderarche Sachsen e.V. betrieben wird und auf Unterstützung angewiesen ist.“ Als Vater weiß er, Kinder sind unsere allerbeste Zukunft.
Am Ende blieb vor allem pure Überwältigung. Fast 9.000 Besucher strömten zum Fest, spendeten großzügig, feierten bis in die Nacht und ließen sich von der besonderen Atmosphäre anstecken. Diese entstand nicht zuletzt durch den Gastgeber selbst, der überall präsent war – ob am Mikrofon der Band, am Schlagzeug, an der Kasse des Riesenrads, im Gespräch mit Gästen oder am Zapfhahn. Man spürte deutlich: Dies war sein Fest und es sollte rauschend werden. Zwischendurch hätte er am liebsten mit jedem einzelnen Gast persönliche Worte gewechselt. Die Leuchtschrift im schönen Riesenrad wechselte für das Fest von „Star of Berlin“ zu „Star of Oderwitz“, als Zeichen der besonderen Verbundenheit mit der Heimat. Besonders freute er sich über den Besuch der Kinder aus dem Kinderheim in Wuischke, die am Samstagnachmittag in Zusammenarbeit mit dem Busunternehmen „Komm mit“ nach Oderwitz gekommen waren.

Bald schon wird es ein Wiedersehen geben: In einer Woche findet die traditionelle Kinderheimausfahrt der Motorrad Freunde Oberlausitz e.V. statt. Patrick Tschotow, selbst Mitglied des Vereins, wird am 30. August den Spendenscheck aus seinem Jubiläumsfest überreichen. Die genaue Summe kann noch nicht genannt werden, denn die Spendenaktion läuft diese Woche noch weiter. Wer das Kinderheim in Wuischke noch unterstützen möchte, hat diese Woche noch die Gelegenheit. Die Spendenbox ist noch bis Freitag in den Geschäftsräumen der Firma in Oderwitz zu finden. „Das Erlebte in Worte zu fassen, fällt mir noch immer schwer“, gesteht Patrick Tschotow. „Wir wussten nicht, was uns erwartet, hatten nicht mehr als einen groben Plan und sind jetzt einfach immer noch sprachlos. Ein riesiges Dankeschön an alle, die dabei waren und dieses Jubiläum so einzigartig und unvergesslich gemacht haben, das war pure Lebensfreude. Genau das, was wir wollten.“ 

Nachdem der „Star of Berlin“, für ihn das schönste Riesenrad der Welt, wieder abgebaut wurde, sagte er mit etwas Wehmut, aber auch mit einem vielsagenden Lächeln: „Vielleicht war es nicht das letzte Mal in Oderwitz“. 

Bettina Hennig / 25.08.2025

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