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Kannegießers können auch Porzellan

Kannegießers können auch Porzellan

Sandra Richter entgratet die gegossenen Plakettenrohlinge, bevor sie getrocknet und gebrannt werden können.

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Karolin Schneider von der Handwerkskammer Dresden präsentiert eine fertige Plakette für den Handwerker-Gottesdienst.

Neukirch/Lausitz. Sie sehen unscheinbar aus, und doch steckt eine ganze Menge Arbeit in ihnen: kreisrunde Porzellanplaketten, acht Zentimeter im Durchmesser. 1500 davon stellte die in Neukirch ansässige Kannegießer Keramik-Saxonia Feinsteinzeug Manufaktur OHG für den Handwerker-Gottesdienst in der Dresdner Frauenkirche her. „Die Plaketten wurden als Erinnerungsstück an die Teilnehmer aus ganz Deutschland verteilt“, erklärt Carolin Schneider, Pressereferentin der Handwerkskammer Dresden, die den Gottesdienst gemeinsam mit der evangelisch-lutherischen Landeskirche Sachsen durchführt.

Die Vergabe dieses prestigeträchtigen Auftrags an das Neukircher Unternehmen ist ein Indiz dafür, dass die vor einem Jahr begonnene Erweiterung des Fertigungsportfolios erfolgreich über die Bühne ging. Durch die Übernahme der Neuen Privaten Porzellangesellschaft Meißen, nicht zu verwechseln mit der staatlichen Porzellanmanufaktur, wollte die Saxonia Feinsteinzeug Manufaktur ihr Portfolio um das als höherwertig geltende Produkt aus Kaolin, Feldspat und Ton erweitern.

„Die Integration wurde zum Ende des vergangenen Jahres komplett abgeschlossen, wir sind jetzt in der Lage, Porzellanware nach Kundenwunsch herzustellen“, berichtet Geschäftsführer Andreas Kannegießer. Hinzu kommen die aus Meißen übernommene Produktlinie Bonapart sowie technische Porzellane. Viele der eingesetzten Maschinen können sowohl Porzellan als auch Keramik verarbeiten, „insofern war die Erweiterung nicht so schwierig.“

Und doch beanspruchten die Lieferungen aus Meißen acht Sattelzüge voll mit Ausrüstung und Material. Von den dortigen Mitarbeitern wechselte letztlich niemand nach Neukirch – „die Entfernung zum Pendeln war dann doch zu weit.“ So führte der Weg über die Schulung der eigenen Mitarbeiter – 26 sind es derzeit und können gern noch mehr werden.

Komplett neu hingegen ist eine Technik, die die Saxonia auch für die Gottesdienst-Plaketten anwendet: Das Aufbringen von „Schiebebildern.“ Sie wirken auf den ersten Blick wie klassische Abziehbilder, beinhalten aber keramische Farben, die sich auf einem Lack befinden, der sich beim Brennen auflöst.
Übrig bleiben die aufgedruckten Motive oder Schriftzüge, die sich fest mit dem Untergrund verbinden – auch hier wieder ganz ähnlich wie bei einem „Sticker.“ Dies passiert beim Letzten von insgesamt drei Brennvorgängen, dem Dekorbrand. Zuvor hat die Plakette nach dem Gießen, Entgraten und Polieren bereits den Glüh- und Glattbrand durchlaufen.

„Wir machen von der Rohstoffaufbereitung bis zum fertigen Produkt alles selbst“, betont Andreas Kannegießer. Feldspat, Kaolin und Ton werden als Schüttgutgemisch angeliefert und selbst aufbereitet. Die Neue Private Porzellangesellschaft Meißen existiert noch juristisch, produziert aber nicht mehr selbst. „Der Geschäftsführer kommt oft, um uns zu beraten“, freut sich Andreas Kannegießer.

Nicht nur bei der parallelen Verarbeitung von Keramik und Porzellan ist die Saxonia Feinsteinzeug Manufaktur Vorreiter, sondern auch bei einem weiteren Aspekt, der ganz generell als Fahrkarte in die Zukunft gilt: der Digitalisierung. So erfolgt das Anbringen von Tassenhenkeln in Großserien durch Roboter, und für das Anfertigen der Mutterformen kommt ein 3D-Scanner zum Einsatz.

Uwe Menschner / 26.05.2019

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