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Keine Angst um die Nasenbären

Keine Angst um die Nasenbären

Nur keine Panik: Die Bischofswerdaer Nasenbären müssen nicht befürchten, demnächst der EU-Regelungswut zum Opfer zu fallen.

Der Bischofswerdaer Tierpark sieht kurzfristig keine Gefahr für seine Kleinbärenhaltung durch die EU-Verordnung zu invasiven Arten.

Bischofswerda. „Die Tiere, die auf der entsprechenden Liste stehen, dürfen nicht mehr gezüchtet werden“, erklärt Tierparkleiterin Silvia Berger, die selbst durch eine Mitteilung der Tierparkgesellschaft von der Regelung erfahren hat. „Davon betroffen sind unter anderem der südamerikanische Nasenbär und der Waschbär, die als invasive Arten gelten.“ Invasive Arten sind Tierarten, die ursprünglich auf anderen Kontinenten heimisch sind, sich in der Natur schnell ausbreiten und dabei einheimische Arten verdrängen.

„Wir haben in unserem Tierpark nur kastrierte Männchen, eine Nachzucht war von vornherein nicht vorgesehen“, nennt Silvia Berger den Grund, warum sie die EU-Verordnung relativ gelassen sieht. Bereits vorhandene Tiere müssen demnach nicht getötet oder anderweitig „abgeschafft“ werden.
„Nasenbären werden bis zu 15 Jahre alt. Unser jüngstes Tier zählt derzeit sechs Jahre. Man kann sich also ausrechnen, bis wann unser Bestand ’weggestorben’ sein wird. Eine Neubeschaffung ist dann nicht mehr erlaubt“, so Silvia Berger.

Gleichwohl hofft die Tierparkchefin, dass die Verordnung noch etwas gelockert wird: „Wir Tierparks sind sicher nicht das Problem, wenn es um die Ausbreitung von invasiven Arten geht.“

Beispielsweise steht der Nutria auf der EU-Liste, der größtenteils aus Pelzfarmen stammen dürfte. Die Chinesische Wollhandkrabbe wurde mit dem Ballastwasser chinesischer Handelsschiffe eingeschleppt.
Der zum Bestand des Bischofswerdaer Tierparks zählende Waschbär gilt mancherorts tatsächlich schon als Plage, da er Abfalltonnen durchwühlt und sich über Vogelnester hermacht.

Von negativen Auswirkungen durch Nasenbären hat man hingegen noch nichts gehört. Gegenwärtig leben im Tierpark neun Wasch- und sechs Nasenbären.

Silvia Berger hofft auf ein Schlupfloch, dass die Haltung des Nasenbären, der ja immerhin das Wappentier ihrer Einrichtung ist, auch in fernerer Zukunft ermöglicht. Eine Möglichkeit könnte der „Umstieg“ auf eine vom Aussterben bedrohte, nicht auf der EU-Liste stehende Art sein. Denn schließlich steht nur eine von drei Nasenbärenarten darauf.

Die „großen“ Bären hingegen werden, wenn Balu und Jane gestorben sind, im Bischofswerdaer Tierpark der Vergangenheit angehören. Doch auch bis dahin können noch viele Jahre vergehen.

Die Deutsche Tierpark-Gesellschaft setzt sich allerdings wesentlich kritischer mit der EU-Verordnung auseinander. So erklärt deren Geschäftsführer Jan Bauer unter anderem: „Jeder Nasenbär im Zoobestand ist individuell erfasst und markiert. Die Tierbestände werden täglich auf Vollständigkeit kontrolliert und die Bestände regelmäßig gemeldet. Und wir haben doch überhaupt kein Interesse an einem Entweichen eines Nasenbären! Im Gegenteil, unser Geschäftsmodell beruht doch gerade darauf, dass wir unsere Tiere in Menschenhand halten. Dies wird uns ja von extremen Tierrechtlern sogar vereinzelt zum Vorwurf gemacht.“ Um die Ausbreitung des Waschbären zu verhindern, seien hingegen viel drastischere Maßnahmen als von der EU vorgesehen nötig. Und weiter:  „Nur weil ein paar Waschbären in deutschen Zoos in Zukunft womöglich nicht mehr vorhanden sind, vermehren sich die mehreren hunderttausend Waschbären in Deutschland natürlich trotzdem weiter!“
 

Uwe Menschner / 21.06.2017

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