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Letzter Abiturjahrgang des Schulleiters

Letzter Abiturjahrgang des Schulleiters

Der langjährige Schulleiter des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Löbau Dietmar Stephan geht ab 1. August 2019 in den Ruhestand. Foto: privat

Sein letzter Abiturjahrgang befindet sich auf der „Zielgeraden.“ Nach 27 Jahren verabschiedet sich „Gründungsdirektor“ Dr. Dietmar Stephan, Schulleiter des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Löbau, von der altehrwürdigen Bildungseinrichtung in Löbau in den Ruhestand.

Löbau. Die Ausgabe der Abiturzeugnisse am 29. Juni 2019 ist der 27. von ihm zu verantwortende Abschluss, der unwiederbringliche Auftakt zum „Ade“ von seinem geliebten Gymnasium. Als Schulleiter über 27 Jahre hinweg und Lehrer für Deutsch, Geschichte und Französisch über einen Zeitraum von sage und schreibe 40 Jahren geht Dietmar Stephan mit einer Fülle von Erinnerungen, vor allem mit dem Unglauben, dass es bald „vorbei“ ist. Wie wohl jeder Abschied ist auch seiner mit Wehmut und Schmerz verbunden, aber auch mit der Vorfreude auf Neues für ihn selbst und für das Gymnasium.

„Diese 27 Jahre als Schulleiter waren – neben der hohen Verantwortung, der permanenten öffentlichen Wahrnehmung, den vielen Schülergenerationen – für mich ein Glück, denn dank der Unterstützung vieler Eltern, des Schulträgers, der Schulaufsicht, des Kollegiums, der Angestellten und vor allem der Schüler erlebte ich diese Zeit der Gestaltung von gymnasialer Bildung hier in Löbau“, betont er.

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Unter der Leitung des langjährigen Schulleiters Dr. Dietmar Stephan wurde das Geschwister-Scholl-Gymnasium in Löbau fit für die Gegenwart und die Zukunft gemacht – unter anderem auch durch den Bau einer Dreifeldsporthalle. Foto: Archiv/Steffen Linke

Wenige Monate vor Gründung der neuen Schularten begann Dietmar Stephan im Januar 1992 als Lehrer für Französisch und Deutsch an der hiesigen EOS: „Nach den Ausschreibungs- und Bewerbungsverfahren bin ich damals im März als künftiger Schulleiter des Gymnasiums benannt worden und startete gemeinsam mit einem neuen Kollegium und einer zahlenmäßig großen Schülerschaft am 1. August 1992 als ,Geschwister-Scholl-Gymnasium Löbau’. Neben den inhaltlichen Herausforderungen kamen sofort die großen organisatorischen und die sich abzeichnenden baulichen Aufgaben auf uns zu. Wir unterrichteten hier auf dem Campus in der Pestalozzistraße, die Sekundarstufe I in der Mozartstraße und eine gewisse Zeit benötigten wir sogar noch eine Etage in der damaligen Grundschule Löbau-Ost“, erzählt er. Bei Ortskenntnis kann sich wohl jeder den damit verbundenen logistischen, organisatorischen Fußwege-Aufwand zu jener Zeit vorstellen.

Die umfassende Rekonstruktion des Schulkomplexes in der Pestalozzistraße war notwendig und von allen gewünscht. Es war damals kaum vorstellbar, dass das Gebäude A (1876), das Haus B (1908), das Haus C (1924) sowie die Turnhallen, Sportplätze und Außenanlagen bei laufendem Schulbetrieb baulich erneuert werden könnten. Die mehr als sechs Baujahre waren nicht nur die Zeit der Baumaßnahmen vor Ort, sondern erforderten jeweils langfristige Vorüberlegungen. So sind laut weiteren Auskünften des Schulleiters eigentlich alle drei großen Umgestaltungen in den Zeiträumen von 1995 bis 1997, von 2007 bis 2009 und von 2016 bis 2018 „dank intensivster Vorbereitungen, einer hervorragenden Begleitung des Schulträgers, des verantwortlichen Ingenieurbüros und ambitionierter Baufirmen sowie der Geduld und des Verständnisses der Schüler und Lehrer gut bewältigt worden. Wir konnten damit eine Schule für die Gegenwart und Zukunft fit machen.“ Nun, 20 Jahre nach der ersten Erneuerung, stehen Überarbeitungen im Haupthaus und den Außensportplätzen bevor. Die Planungen dazu sind schon gemacht worden.

Für Dietmar Stephan selbst bedeuten 27 Abiturjahrgänge mit fast 3.000 Abiturienten in den Abiturverfahren natürlich Anspannung pur, niemals Routine, sondern hohe Konzentration auf jedes Verfahren: „Dank der Anstrengungen aller, unserer Abiturienten, der Fachlehrer und Tutoren gelangen stets sehr gute Abiturergebnisse.“

Der scheidende Schulleiter möchte nicht einzelne Jahrgänge hervorheben, sondern erinnert sich an Besonderheiten in den verschiedenen Bereichen, an Abiturienten, an Abituraufgaben, letzte Schultage, Zeugnisausgaben und Abibälle: „Für mich sind das immer unwiederbringliche und einzigartige Momente. Zum Nachdenken und Innehalten komme ich natürlich schon, wenn ich Abiturienten beglückwünsche, deren Eltern schon von mir die Abiturzeugnisse auf der Bühne des Veranstaltungsortes bekamen.“ In seiner Arbeit hat sich Dietmar Stephan vor allem um ruhiges und bedachtes Herangehen bemüht, um Entscheidungen mit dem Blick auf das Kommende abzuwägen und um Lösungen in schwierigen Situationen zu finden: „Dabei habe ich immer versucht, Optimismus und Freude zu vermitteln, denn beides trug mich selbst. Ich war glücklich, hier mitgestalten zu dürfen.“ Die Aufgaben des Schulleiters sind sehr umfassend. Vertreter von Schulaufsicht und Schulträger zu sein, erfordert Personaleinsatz und Klassenplanung gemeinsam mit dem stellvertretenden Schulleiter, räumliche Planungen, Absprachen zu Schulwegen und Schülerbeförderung, Klassen- und Kursfahrten, Dienstberatungen, Elternarbeit, Gremienarbeit, Schullaufbahnberatungen (auch an den Grundschulen), Kooperationsvereinbarungen, der eigene Unterricht und vieles andere mehr sowie die täglich ungeplanten und kurzfristig zu entscheidenden Dinge.
Ein Vergleich der Arbeit in den frühen 90er Jahren und heute ist laut Dietmar Stephan schwer möglich: „1992 starteten wir mit 967 Schülerinnen und Schülern. Heute haben wir mit 965 eine fast identische Zahl. 1993 lernten 1.073 Schüler an unserm Gymnasium, noch drei weitere Mal überschritten wir die 1.000. Die Schülerzahl war mit einem Durchschnitt von 950 über die Jahre stabil, die Lehrerzahl nicht.“

Der langjährige Pädagoge erinnert sich noch an einige Bedingungen, wie sie heute kaum mehr vorstellbar sind – an den ersten Kopierer, an Stundentafeln, die auf einem Brett gesteckt waren, Aushänge statt „Info-Point“ oder die Kohleheizung in der Pestalozzistraße… Die größer gewordene Komplexität der Arbeit, der fehlende Lehrernachwuchs, die Altersstruktur der Kollegien und die Herausforderungen der Digitalisierung zählen unter anderem zu den zu lösenden Problemen der Zeit.

Die Förderung von deklarativem Wissen, prozeduralem Können und analytischem Verstehen entsteht nicht zwangsläufig durch eine schnelle Verfügbarkeit von Informationen; die Erfordernis, mit Geduld und Anstrengungsbereitschaft zu lernen, ist geblieben. „Unsere in den letzten Jahrzehnten entwickelten inhaltlichen Linien, die uns tragenden Traditionen und der ,Geist’ dieser Einrichtung werden gewährleisten, dass das das Geschwister-Scholl-Gymnasium Löbau auch in Zukunft eine Schlüsselstelle gymnasialer Bildung in Ostsachsen bleibt“, betont er. Natürlich hofft Dietmar Stephan bei Sommerfesten, Schuljubiläen und kulturellen Veranstaltungen ehemalige Weggefährten wiederzutreffen. Und: „Die weitere Entwicklung am Gymnasium werde ich natürlich aufmerksam verfolgen.“ Die Ausschreibung der Schulleiterstelle ist bereits erfolgt. „Meiner Nachfolgerin bzw. meinem Nachfolger wünsche ich das Glück der Gestaltung, eine erfolgreiche und ergebnisorientierte Arbeit“, sagt er.

Dietmar Stephan möchte allen Dank sagen, „die mich in der Vergangenheit unterstützt haben und heute unterstützen, besonders dem Landkreis Görlitz, der Stadt Löbau, den Kirchen, den Grundschulen, die die Kinder gut für die weiterführenden Schulen vorbereiteten, den Eltern und allen Kolleginnen und Kollegen, meinem Leitungsteam, den engagierten Bürgern Löbaus und der Region sowie meiner Frau.“

Am 1. August 2019 beginnt sein Ruhestand, eine für seine Frau und ihn neue Situation, „die wir hoffentlich gut bewältigen. So soll dann auch mehr Zeit für unsere vier Enkel möglich sein. Hinzu kommt die Nähe Dresdens zu unserem Wohnort in Fischbach/Arnsdorf. Diese ,Startposition’ können wir für künftige Vorhaben nutzen.“

Steffen Linke / 28.01.2019

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