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Prêt-à-porter: Mode aus Görlitz in die Welt

Prêt-à-porter: Mode aus Görlitz in die Welt

Claudia Fuchs auf Dienstreise in China. Die Görlitzer Designerin begutachtet die von den chinesischen Partnern nach ihren Vorgaben hergestellten Modelle und nimmt letzte Änderungen vor. | Foto: Fuchs Moden

Die Wege der Mode sind manchmal verzwickt. Von Görlitz über China nach Deutschland, Österreich und Belgien zum Beispiel. Designerin Claudia Fuchs entwirft in der Neißestadt Abend- und Brautmoden für ihr eigenes Label, lässt in China fertigen und bringt die schicken Kleider dann in Europa an die Frau.

Görlitz. Claudia Fuchs ist gelernte Schneiderin und Festbekleidung ihre Leidenschaft. Eine eigene Modelinie aufzubauen, war schon lange ihr Traum. Irgendwann stieß sie beim Surfen im Internet auf Produktionsstandorte in China. In jenem Land, das seit mehr als 30 Jahren führend in der Herstellung dieses Modesegments gilt. „Die Chinesen haben einen unschätzbaren Erfahrungsvorsprung, der anderswo ganz einfach fehlt. Zudem gibt es dort Ware von bester Qualität. Ein billiger Produktionsstandort ist China schon längst nicht mehr“, räumt die Designerin mit Vorurteilen auf.

In ihrem Atelier in der Hospitalstraße entwirft Claudia Fuchs ihre Kreationen. Trotz aller Schönheit, die die Kleider  besitzen sollen, hat sie im Hinterkopf stets zwei Prämissen, die unbedingt zu erfüllen sind: „Die Modelle müssen tragbar sein und auch in größeren Konfektionsgrößen an der Frau vorteilhaft aussehen“, erklärt sie. Welche Schnitte gewählt und mit welchen Accessoires die Kleider verziert werden, hängt nicht unerheblich von der Reaktion der Fachhändler ab, die Fuchs-Moden in ihrem Sortiment führen. „Ist die Nachfrage gut, bestimmen auch wir den aktuellen Trend mit“, sagt die Modeschöpferin, will sich aber nicht auf einen bestimmten Stil festlegen lassen. Gute Verarbeitung und Tragbarkeit seien ihr wichtiger. „Natürlich sollten die Kleider auch interessant fürs Auge sein.“ So sind zum Beispiel bei Brautmoden momentan hochgeschlossene Spitzenkleider aktuell. Dies bedeute allerdings wieder einen höheren Materialeinsatz, was die Modelle nicht unbedingt günstiger mache.

Der Weg von der Idee zur fertigen Mode für den Fachhandel ist lang. Im Moment arbeitet Claudia Fuchs bereits an der Kollektion für das Jahr 2018, um aufgrund der mehrmonatigen Entwurfs-, Bestell- und Lieferzeit genügend Vorlauf zu haben. Parallel zu ihren eigenen Entwürfen bekommt sie Zuarbeiten aus den Designabteilungen ihrer chinesischen Lieferanten.

Details werden ausgetauscht, Spitzen und Perlenstickereien platziert. „In dieser Phase führen wir einen regen E-Mail-Verkehr.“ Anschließend wird der erste Schnitt in preiswertem Futterstoff hergestellt. „Davon bekomme ich Fotos zu sehen und kann bei Bedarf eingreifen. Anschließend werden von den Kleidern richtige Muster gemacht.“ Da die Görlitzer Modeschöpferin mit „einer Handvoll“ chinesischen Produzenten zusammenarbeitet, muss die Terminkette optimal koordiniert werden, um sämtliche Muster zur gleichen Zeit fertig zu bekommen.
Denn erst dann überzeugt sich Claudia Fuchs vor Ort im „Reich der Mitte“ von der Qualität und legt fest, was im Detail noch geändert werden muss. „Die Kleider kommen dann auf Büsten, werden teilweise auch angezogen.“

Zudem besucht die Designerin dann zusammen mit ihrem Mann die örtlichen Stoffmärkte. Beim Erzählen kommen beide ins Schwärmen: „Zuletzt waren wir in einem Gebäude von der Größe eines riesigen Einkaufszentrums. 20 Etagen, voll mit Stoffen. Hier findet man Dinge, die zuweilen sehr ungewöhnlich sind.“ Sind Claudia und Walter Fuchs wieder in der Heimat, trudeln per Post dann die geänderten Muster ein. Was jetzt dem gestrengen Urteil der Designerin nicht stand hält, wandert als weltweites Einzelstück in ihr Görlitzer Geschäft.

Mit den anderen besucht sie Facheinzelhändler in Deutschland, Österreich und Belgien. Denn: „Wir sprechen hier von einem Qualitätsniveau, das nicht übers Internet vertrieben werden sollte. Dazu gehört Beratung – der Ware und dem Thema angemessen.“ Deshalb seien Kleider aus dem Görlitzer Hause „Fuchs Moden“ auch auf keiner Bestellseite im Computer erhältlich.

Claudia Fuchs agiert von Görlitz aus in alle Welt. Mit ihrem eigenen Label hat sie sich ihren Traum erfüllt. An der Entstehungskette ihrer Kreationen ändern will sie vorerst nichts. „Die Chinesen sind und werden absehbar die Nr. 1 in der Herstellung von Braut- und Abendmoden bleiben“, stellt sie klar. Dies habe kürzlich auch ihr Besuch auf der weltgrößten Messe zu diesem Thema in Hongkong gezeigt. „Unsere Partner sind mittelständische Betriebe mit 100 bis 400 Beschäftigten.

Die Arbeitsbedingungen haben sich im Laufe der Zeit stetig verbessert.“ So seien betriebseigene Kindergärten und zwei Stunden währende Mittagspausen längst keine Seltenheit mehr. „Außerdem sind Facharbeiter auf diesem Gebiet knapp. Deshalb werben sich die Firmen untereinander ihre Leute ab. Die Folge sind Preissteigerungen, die wir natürlich zu spüren bekommen“, erläutert die Görlitzer Geschäftsfrau. Sie fühlt sich durchaus gut dabei, mit ihrer Mode in der ganzen Welt aktiv zu sein: „Ich muss schon sagen, es hat bisher alles wunderbar geklappt.“

Frank-Uwe Michel / 11.09.2016

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