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Urgestein tritt neue Amtszeit an

Urgestein tritt neue Amtszeit an

Thomas Martolock hat in Cunewalde jüngst seine vierte Amtszeit angetreten. Bis zur Eingliederung von Weigsdorf-Köblitz am 1. Januar 1999 war der gelernte Elektromeister auch schon dort Gemeindeoberhaupt. Foto: privat

Cunewalde. Cunewaldes bisheriger und künftiger Bürgermeister, Thomas Martolock, hat im Rahmen seiner jüngst erfolgten Vereidigung den Gemeinderat in einer Antrittsrede auf die kommenden sieben Amtsjahre eingestimmt. Demnach gehört zu einem der Ziele des Gemeindeoberhaupts, die 4.600 Seelen zählende Kommune weiterhin attraktiv für zuzugswillige Familien zu machen. Im gleichen Atemzug kritisierte er die Sonntagsproteste an der B 96 im Ortsteil Weigsdorf-Köblitz. Unter Verweis auf das Schwenken von Reichkriegsflaggen und das offene Zuschaustellen von rechtem Gedankengut sagte er, dass dies keinesfalls förderlich sei für den weiteren Ansiedlungsprozess. Vielmehr müsse die Gemeinde auch in der Zukunft eine Strategie verfolgen, wonach Brachflächen belebt und Menschen, die ihren Traum vom eigenen Zuhause verwirklichen möchten, darauf oder auch auf neuen Bauplätzen angesiedelt werden. Zuvor habe die Kommune in mehreren Fällen ungenutzte Gebäude beseitigen lassen.

Um das entsprechende Baurecht zu erlangen, soll der Flächennutzungsplan fortgeschrieben werden. Dass sich Cunewalde keinesfalls vor einer Kleinstadt verstecken muss, zeige die Vielzahl von Angeboten. Als Beispiele nannte der 54-Jährige die Schulen, das Kulturhaus, die vier Allgemeinmediziner- und drei Zahnarztpraxen, die Physiotherapien, die Einkaufsmöglichkeiten sowie die Pflegeeinrichtung für Senioren. Das alles gelte es zu erhalten. Darüber hinaus zeigt sich der Bürgermeister bestrebt, die in der Albert-Schweitzer-Siedlung befindliche Krippe zu reaktivieren. Diese war vor Jahren im Zuge der demografischen Entwicklung dicht gemacht worden. Außerdem will er gemeinsam mit den Bürgervertretern konkrete Projekte im Zusammenhang mit dem bevorstehenden Strukturwandel formulieren und auf den Weg bringen sowie personell und technisch die Feuerwehrstruktur anpassen.

Zu einem weiteren Vorhaben, das Cunewalde infrastrukturell besser an sein Umland anbinden würde, zählt nach Auskunft von Thomas Martolock die Realisierung des Plus-Bus-Netzes. „Damit wäre es möglich, sogar in den Ferien und an den Wochenenden im Stundentakt nach Löbau und Bautzen sowie ins Oberland zu gelangen“, sagte er. Und noch eine Herausforderung sieht der langjährige CDU-Kommunalpolitiker, der im Übrigen bei einer überdurchschnittlich hohen Wahlbeteiligung mit 82,9 Prozent im Amt bestätigt wurde, auf sich zukommen. „In sechs bis zehn Jahren werden Mitarbeiter von Kommunalverwaltungen rudelweise in den Ruhestand gehen. Bis dahin möchte ich die nächsten Führungskader aufbauen.“ Das scheint nicht gerade einfach zu sein. Selbst der Landkreis suche händeringend nach geeignetem Personal. Vor dem Hintergrund betrachtete er die 2008 erfolgte Gebietsreform als wenig geglückt. Diese sei damals in erster Linie aufgrund möglicher Einsparpotenziale realisiert worden. „Jahre danach lässt sich sagen, dass diese Funktionalreform nicht den erwarteten Effekt nach sich zog. Inzwischen wird beispielsweise im Forstwesen und in der Straßenbauverwaltung wegen der verschiedenen Zuständigkeiten mehr Personal benötigt als zuvor“, erklärte Thomas Martolock, der nicht nur im Kreistag als Bürgervertreter ein Ehrenamt wahrnimmt, sondern in anderen wichtigen Gremien ebenfalls.

Dazu gehört beispielsweise der Sitz im Vorstand des Sächsischen Städte- und Gemeindetages. Aus der Position heraus verfolgte er die Entwicklung der Staatsfinanzen und die Verteilung der Gelder an die Kommunen aufmerksam. „Hätte die neue Koalition im Herbst 2019 finanztechnisch anders gehandelt, wären wir in Sachsen jetzt besser aufgestellt“, räumte der bekennende Gegner der „Kahlschlagpolitik“ des früheren Finanzministers Milbradt im Gespräch mit dem Oberlausitzer Kurier ein. „So empfahl eine Expertengruppe, Förderprogramme zu entbürokratisieren. Das hätte für die Städte und Gemeinden weniger finanzielle Aufwendungen zur Folge. Allerdings bleibt es nun offenbar bei einer bloßen Empfehlung. Auch aus der Kurortpauschale wird vorerst nichts. Die vielleicht 10.000 Euro jährlich hätten uns jedoch beim Wirtschaften geholfen.“ Unabhängig davon befürchtet er, dass eine Gemeinde wie Cunewalde mit zahlreichen Gewässern fortan wieder zum größten Teil auf sich allein gestellt sein könnte. „Die Gewässerunterhaltungspauschale war ein guter Ansatz. Wenn diese jedoch wieder verringert wird, fällt das auf uns und die Gemeindehaushalte zurück.“ Noch aber sei der Doppeletat des Freistaates keine beschlossene Sache. Deshalb möchte Thomas Martolock in Dresden weiter Druck machen und dazu sucht er nach Verbündeten. Gleichzeitig warf er die Frage auf, ob in der Landeshauptstadt der Mut fehlt, gegenzusteuern. Um Lösungsvorschläge drückt er sich dabei nicht. Die habe er stets mit im Gepäck.

Roland Kaiser / 30.11.2020

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