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Weihnachten zwischen Kirche und Familie

Weihnachten zwischen Kirche und Familie

Antje Pech, Pfarrerin in Löbau und Superintendentin für den Evangelisch-Lutherischen Kirchenbezirk Löbau-Zittau, freut sich auf die Weihnachtsfeiertage im Kreise der Familie. Foto: Ev.-Luth. Kirchenbezirk Löbau-Zittau

Jeder verbringt die Advents- und Weihnachtszeit ganz individuell nach seinen eigenen Vorstellungen. Antje Pech, Pfarrerin in Löbau und Superintendentin für den Evangelisch-Lutherischen Kirchenbezirk Löbau-Zittau, genießt die „himmlischen Tage“ zwischen Kirche und Familie.

Löbau. Die ersten Weihnachtsgefühle stellen sich bei ihr  schon zum Johannistag am 24. Juni ein. Dort wird im Kirchenjahr auf das Weihnachtsfest hingewiesen. „Johannes, der Täufer, dessen Geburtstag wir an diesem Tag feiern, sagt: ,Es wird jemand kommen, der bedeutender ist als ich.’“ Und er meint damit Jesus Christus. „Zudem haben wir durch die Corona-Pandemie viel früher als sonst im Jahr darüber nachgedacht, wie wir trotz Kontaktbeschränkungen in unseren Kirchen Weihnachten feiern können“, sagt sie.

Zu Hause entscheidet die Familie Pech zwischen Advents- und Weihnachtszeit. Zur Adventszeit gehören der Herrnhuter Stern, die Schwibbögen in den Fenstern und natürlich Bergmann und Engel. Ihre Eltern kommen aus dem Erzgebirge. „Von klein auf kenne ich diese Traditionen. In der Nacht vor dem ersten Adventssonntag wird geschmückt. Pünktlich um 00.01 Uhr leuchtet der Herrnhuter Stern im Wohnzimmer. Der Weihnachtsbaum hingegen wird am 23. Dezember geschmückt. Inzwischen tun das unsere beiden Töchter“, erzählt sie. Die Familie Pech hat fünf – nun inzwischen schon erwachsene – Kinder. Die Kerzen werden nach den Gottesdiensten an Heiligabend das erste Mal angezündet. „Wir haben viele Adventssachen, teilweise von unseren Eltern und Großeltern. Adventskranz und Adventssträuße, wie auch den Herrnhuter Stern zusammenzubauen, brauchen die meiste Zeit“, sagt sie. Ihr Mann ist der Haupt-Adventsgestalter der Familie, „auch deshalb, weil er sich mit den Wackelkontakten in den Schwibbögen als Sohn einer Elektrikerfamilie gut auskennt. Ich darf am Ende alles bewundern und Korrekturhinweise geben“, fügt sie hinzu.

Früher hat sich die Familie Pech oft erst am 23. Dezember einen der letzten Weihnachtsbäume aus dem Baumarkt gekauft, „weil wir im Vorfeld so viel zu tun hatten. Und außerdem haben uns die übrig gebliebenen Bäumchen leidgetan.“ Und sie fährt fort: „Seit wir in Löbau wohnen, fahren wir in der Adventszeit nach Niedercunnersdorf, suchen uns dort einen Baum aus und freuen uns über die gemütliche Atmosphäre und die leckere Suppe in der adventlich geschmückten Scheune auf dem Tannengut. Ein Tannenbaum ist uns tatsächlich der liebste Baum. Wir staunen jedes Jahr, dass es der schönste Weihnachtsbaum ist, den wir jemals hatten.“

In ihrer großen Familie werden Wunschzettel geschrieben. Anders geht es laut Antje Pech gar nicht: „Wir haben auch unschöne Erfahrungen mit ,Vorbei-Geschenken’ gemacht. Das möchten wir gern vermeiden. Natürlich gibt es aber auch kleine Überraschungen. Da zeigt sich dann, wie gut wir uns einander kennen.“

Bei der schon angesprochenen Größe ihrer Familie und bei Kindern in der Ausbildung kommt einiges an Geld für die Weihnachtsgeschenke zusammen – auch für das gemeinsame Weihnachtsessen. Zu einer ihrer Traditionen in der Adventszeit ist der Opernbesuch geworden. „Seit meinem dritten Lebensjahr gehört es jedes Jahr dazu, dass wir ,Hänsel und Gretel’ anschauen und anhören. Meine Mutter ist opernbegeistert – und Leipzig, meine Heimatstadt, der ideale Ort für Opern und Konzerte. Mittlerweile fragen unsere Kinder im August nach, ob wir die Karten schon besorgt haben. In diesem Jahr ist das nun leider nicht möglich“, bedauert sie.
Weihnachten feiert die Familie Pech die Geburt von Jesus: „Das ist also erst einmal ein Geburtstagsfest. Zum anderen denke ich an die Lichter, die in dunkler Zeit aufgehen sollen. Weil es eben nicht nur die Erde, sondern auch den Himmel gibt.“ Antje Pech freut sich über die alten Worte der Bibel, die sagen, dass Frieden auf Erden immer wieder möglich ist und Menschen sich über viele Unterschiede hinweg gut verstehen können. „Weihnachten bedeutet aber auch, dass sich unsere Familie, die überall in Deutschland wohnt, trifft und wir uns Zeit füreinander nehmen“, betont sie.

Und wie bringt Antje Pech Weihnachten beruflich und privat unter einen Hut? „Nach 26 Jahren in einer Pfarrfamilie klappen die Abläufe gut. Alle helfen mit und müssen sich natürlich den Anforderungen dieser Tage unterordnen“, antworte sie. So ist die Familie in fast allen Gottesdiensten dabei. Ihre Predigten werden dann von den Kindern zu Hause besprochen. Das sei noch einmal eine ganz eigene Herausforderung. „Und natürlich merke ich, dass jetzt, wo die Kinder groß sind, sich vieles einfacher organisieren lässt“, ergänzt sie.

Antje Pech überarbeitet am Vormittag des Heiligabend noch einmal die Predigten. Ihr Mann gibt dazu noch einmal ein Feedback. Aber auch ihr Handy läuft heiß: „Freunde und Bekannte rufen bei uns an und wünschen uns ein gesegnetes Weihnachtsfest.“ Wenn die Pechs gegen 19.00 Uhr aus den Gottesdiensten zurück sind, gibt es die Bescherung: „Die Kuhglocke, die wir von den Großeltern haben, ruft die Familie ins Wohnzimmer. Wir hören Weihnachtslieder, sehen die Kerzen am Christbaum und packen die Geschenke aus – die Kinder zuerst! Dann speisen wir und singen später am Abend Weihnachtslieder. Ganz so schön wie beim Thomanerchor hört sich das zwar nicht an, dennoch singen wir mit Begeisterung.“

Ihr „schönstes Weihnachtsgeschenk“ erhielt Antje Pech an einem Heiligabend vor sechs oder sieben Jahren: „Mein Mann und ich hatten bis spät am Abend Gottesdienste in unterschiedlichen Gemeinden. Als Familie konnten wir den Tag nicht zusammen erleben. Und am Abend waren wir zu müde für Bescherung und Weihnachtsessen. So haben wir das auf den ersten Christtag gelegt. Für unsere Kinder war das schwer zu verstehen. Wir haben als Familie aber zusammengehalten. Das berührt mich noch heute.“

Zu Weihnachten kocht und brät die Familie Pech selbst. An Heiligabend gibt es Gänsebraten mit Rotkohl und Klößen, danach Obstsalat mit ganz viel Schokolade. Der Gänsebraten ist die Tradition ihrer Eltern. Der Obstsalat kommt aus der Familie ihres Mannes. Dort gab es an Heiligabend auch Kartoffelsalat. „Wir mussten uns bei der Hochzeit einigen. Ich durfte die Hauptspeise bestimmen, mein Mann den Nachtisch. Unsere Kinder dulden inzwischen keine Abweichungen von diesen ,Zutaten’. Uns freut das natürlich“, sagt sie. Am ersten Christtag gibt es dann im Hause Pech die Reste des Weihnachtsessens. Der Speiseplan für den 26. Dezember ist flexibel. Hauptsache kein Fleisch.

„Nach den Weihnachtstagen gehen wir gern wandern oder Skifahren. Natürlich bleiben die Pfefferkuchen und der Punsch nicht ohne Folgen für die Waage. Aber es muss doch auch Tage im Jahr geben, wo gemeinsames und gutes Essen im wahrsten Sinne des Wortes Gewicht bekommt“, sagt sie schmunzelnd.

Antje Pech wünscht jedenfalls „allen Oberlausitzerinnen und Oberlausitzern ein gesegnetes Weihnachtsfest sowie Gesundheit und Friede auf Erden!“

Anmerkung: Viele Weihnachtstraditionen wird es in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie natürlich nur eingeschränkt geben.
 

Steffen Linke / 19.12.2020

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