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Wird der Bahnhof zum Knotenpunkt?

Wird der Bahnhof zum Knotenpunkt?

Geht es nach dem Willen einzelner Stadträte, soll künftig am Bautzener Bahnhof der öffentliche Nahverkehr konzentriert werden. Auch um Reisenden beschwerliche Wege zu ersparen. Foto: RK

Ein Jahr lang warten die Stadt Bautzen, der Landkreis und der Verkehrsverbund ZVON nun schon auf das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie zur Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs rund um den Bahnhof der Spreestadt. Indes fordern Stadträte fraktionsübergreifend, diesen zu einem Knotenpunkt zu machen.

Bautzen. Der Busbahnhof gehört an den Bahnhof – mit dieser Aussage war Alexander Ahrens während des Wahlkampfes um den Oberbürgermeisterposten auf Stimmenfang gegangen. Drei Jahre später kristallisiert sich immer mehr heraus: Trotz zahlreicher Befürworter könnte daraus vorerst nichts werden. Inzwischen heißt es aus dem Büro von Baubürgermeisterin Juliane Naumann, dass „eine Umverlegung des Busbahnhofes auf den Bahnhofsvorplatz nicht Gegenstand unserer derzeitigen Untersuchungen ist“.

2017 hatte die Stadt Bautzen gemeinsam mit dem Landkreis und dem Verkehrsverbund ZVON eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Anders als gedacht liegen jedoch noch immer keine konkreten Ergebnisse vor. Das soll im Herbst der Fall sein.

Am Donnerstag wollten sich alle Beteiligten einmal mehr zu einem Gespräch treffen, um auszuloten, wie in dieser Angelegenheit weiter verfahren werden soll. Zumindest für Juliane Naumann ist klar: „Wir gehen von der Beibehaltung des Busbahnhofes auf dem innenstadtnahen August-Bebel-Platz aus. Allerdings versuchen wir Lösungen zu finden, wie die Vernetzung zwischen ihm, der Altstadt und dem Bahnhof besser und kundenfreundlicher werden kann. Dazu gehören die Bustaktungen und die Linienführung.“ Es sei durchaus möglich, dass sich daraus bauliche Änderungen ergeben werden, die auch den Rathenauplatz betreffen – diesen aber nicht zu einem Busbahnhof werden lassen.

Jenen am Bahnhof zu etablieren, dafür sind aus Sicht von Grünen-Stadtrat Claus Gruhl alle Chancen verstrichen worden. „Es wäre wünschenswert, wenn sich der Busbahnhof in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs befinden würde“, meint er. „Aus Platzgründen ist das aber nicht mehr möglich. Die Flächen am Bahnhof sind verkauft und die Stadt kann darauf nicht zurückgreifen. Der Rathenauplatz als einzig mögliches Areal ist dafür zu klein. Also wird sich der Busbahnhof auch künftig dort befinden, wo er jetzt ist.“ Für Claus Gruhl ist das Ganze damit aber noch nicht abgehakt.      

„Die Umgestaltung des Rathenauplatzes zu einem Haltepunkt für Überlandlinien und Pendler halte ich für eines der wichtigsten kurz- und mittelfristigen Vorhaben der Stadtentwicklung. Sie sollte daher in der Prioritätenliste ganz oben stehen und die Planung dazu jetzt vorangetrieben werden, damit sich nach der Fertigstellung des Bahnhofes zeitnah deren Umsetzung in Angriff nehmen lässt.“ Der Grünen-Stadtrat misst einer Umgestaltung des Rathenauplatzes eine hohe Bedeutung zu. „Diese würde der langfristigen Belebung des neuen Bahnhofes und der zukünftig darin angesiedelten Einzelhändler dienen.“

Roland Fleischer, Vorsitzender der SPD-Stadtratsfraktion, sieht hingegen noch Möglichkeiten, ein derartiges Projekt auf den Weg zu bringen. „Selbstverständlich ist eine Umverlegung nach wie vor machbar und anzustreben. Miteinbeziehen könnte man die Fläche nach dem Bahnhof gegenüber der Perfecta-Brache. Damit sind kurze Anbindungen in die Stadt sowie ins Umland garantiert. Die Besucher Bautzens müssen nicht ihr Gepäck 400 Meter weit schleppen. So eignen sich der Rathenau- und der Bahnhofsvorplatz besonders.“

Eine konkrete Vorstellung diesbezüglich hat bereits Gerald Lucas, einer der beiden Bahnhofsbauherren: „Kurzfristig sehen wir hier eine Möglichkeit bei der Umgestaltung im Bereich des Rathenauplatzes mit erweiterten Bushaltestellen und geänderter Verkehrsführung. Für eine komplette Umverlegung hingegen würden sich die brachliegenden Flächen der Bahn südlich des Bahnhofsgebäudes anbieten. Im Interesse der Reisenden und Pendler ist ein solches Vorhaben mittelfristig notwendig. Nach Fertigstellung des Empfangsgebäudes gehen wir von einer stärkeren Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel am Bahnhof aus. Gleichzeitig entfallen lange und komplizierte Wege zum derzeitigen Busbahnhof.“ Direkt am Bahnhof entstehen den Angaben zufolge etwa 50 und südöstlich davon noch einmal 120 Parkplätze. Eine Vielzahl davon sei schon jetzt an Dauerparker vermietet, so Gerald Lucas. „Wir denken deshalb über die Erweiterung nach. Insgesamt ließe sich das Angebot auf 280 Stellflächen erweitern.“ Das macht Sinn, denn Bestandteil der Untersuchung ist nach Auskunft des Verkehrsverbundes ZVON auch die Einbeziehung des Pkw- und Fahrradverkehrs. Als möglicher Mitfinanzierer würde er es allerdings schon begrüßen, wenn fortan zwischen dem Busbahnhof am August-Bebel-Platz und dem Bahnhofsareal eine vernünftige Nahverkehrsanbindung existiert. Soll heißen, dass möglichst viele Buslinien am sogenannten „Tor der Stadt“ vorbeiführen und die Fahrzeuge dort einen Zwischenstopp einlegen. Dass der Busbahnhof in seiner jetzigen Ausdehnung beschnitten wird, kann sich der stellvertretende ZVON-Geschäftsführer Christoph Mehnert nicht vorstellen. „Änderungen im Bedienungskonzept Bahnhof/Busbahnhof sind vermutlich aber zu erwarten.“ „Der ZVON unterstützt bereits in verschiedenen Städten und Gemeinden die Gestaltung von Übergangsstellen zwischen Bus und Bahn“, erklärt unterdessen Sprecherin Sandra Trebesius. „Ziel ist es, dass die Bürger attraktive Zugangs- beziehungsweise Umstiegsbedingungen vom und zum Schienenpersonennahverkehr erhalten.“ Unter anderem Bischofswerda hat gezeigt, wie so etwas funktionieren kann.     

Roland Kaiser / 24.09.2018

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