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70 Bienenarten im ehemaligen Lautex-Quartier

70 Bienenarten im ehemaligen Lautex-Quartier

Die Artenvielfalt in Flora und Fauna hat im ehemaligen Lautex-Quartier über die Jahre zugenommen. Foto: privat

Der Lebensträume e.V. in Neugersdorf kümmert sich seit mehreren Jahren um die Flächen im ehemaligen Lautex-Quartier nahe der tschechischen Grenze. Erster Schritt war die Umgestaltung von 4.000 Quadratmetern zu einer „Bienenweide“ mit Saatkugeln, dem Zulassen von Wildnis und gezielten Pflanzungen ging alles los. 

Ebersbach-Neugersdorf. Mittlerweile gibt es auch ein Schaufeld mit Silphien – einer hervorragenden, mehrjährigen, spätblühenden und klimaangepassten Bienenpflanze. Mehr und mehr Flächen kamen im Laufe der Zeit hinzu. So kümmert sich der Verein ebenfalls um die Obstbäume auf den Abrissflächen der ehemaligen „Herrenmode“ und ehemals „Reifen-Kumpf“ und bietet regelmäßig Obstbaumschnittkurse an. Zusammen mit den Stadtwerken Oberland werden die Flächen inzwischen ökologischer gepflegt und das zeigt tatsächlich Wirkung – die blühenden Wegwarten beispielsweise blieben nicht unbemerkt. 

Außerdem hat der Verein einen Waldgarten mit essbaren Früchten angelegt, der einmal Mensch und Tier wertvolle Nahrungsquellen und Lebensräume bieten wird. Zu Geburtstagen oder anderen Anlässen können Bürger dort ihren eigenen Baum pflanzen. Claudia Pohl aus Ebersbach hat diese Idee hier zusammen mit dem Verein umgesetzt. Das grünes Klassenzimmer kann von Gruppen genutzt werden. 

Die Flächenpflege im Quartier wird mit unterschiedlichen Methoden betrieben: zum einen mit Schafen, die für die Verbreitung von Samen und Verbesserung der Bodenstruktur sorgen. Zum anderen durch Sensen: die Sensenkurse werden gern angenommen. Auch Balkenmäher werden genutzt – diese schneiden in maximaler Höhe von circa zehn Zentimeter und sind dadurch schonend für die Flächen und Insekten. Mittlerweile wird in der Jahresmahd das Winterfutter für die Schafe von den Flächen in Kooperation mit einem landwirtschaftlichen Unternehmen aus Dürrhennersdorf partnerschaftlich gewonnen. Der Verein berät auch Menschen, die in ihren Gärten etwas umstellen möchten.

Die Artenvielfalt in Flora und Fauna hat über die Jahre zugenommen und es können wieder Ketten beobachtet werden – mit mehr Insekten kommen mehr Vögel und sogar Eidechsen. Rund um das Kultur- und Bildungszentrum (KuBiZ) an der Ernst-Thälmann-Straße in Neugersdorf entstand eine „Puppenstube für Schmetterlinge“ mit sichtbarem Erfolg – sogar der seltene Schwalbenschwanz ist zurückgekehrt.

Und bei der letzten Artenerfassung wurden 69 Wildbienen gefunden, zusammen mit den Honigbienen sind das 70 Bienenarten auf den Flächen des Quartiers. Dabei wurde noch etwas Besonderes entdeckt – der Gemeine Bienenkäfer. Dieser kam früher recht häufig vor, mittlerweile ist er aber selten geworden. Die Sachverständige für wildlebende Honigbienen, Solitärbienen und Hummeln, Mandy Fritzsche, die die Artenerfassung durchführte, war selbst erstaunt und freute sich, denn sie hatte ihn bisher noch nie im Kescher. Am KuBiZ steht nun eine große Schautafel mit einer Übersicht für alle Interessierten.

Umweltbildung ist dem Verein seit Anfang an ein Herzensanliegen. Mit verschiedenen Aktivitäten wird Wissen weitergegeben und nun plant er eine Bienenerlebniswelt, in der man in Zukunft aktiv Einblick in die Welt der Bienen nehmen kann.

„Wir sind sehr stolz, dass es uns in den zehn Jahren des Vereinsbestehens gelungen ist, hier in Neugersdorf aktiven Artenschutz zu gestalten. Am Anfang mussten wir immer wieder erklären, warum wir die Flächen anders pflegen – Ästhetik ist eben nicht alles. Die Artenvielfalt ist sehr wertvoll, da wollen wir dran bleiben und suchen weitere Mitstreiterinnen und Mitstreiter jeden Alters. Wir freuen uns, dass wir mit den Stadtwerken und der Stadtverwaltung von Ebersbach-Neugersdorf gute Partner haben und viele Menschen sich an blühenden Flächen und den verschiedenen Arten erfreuen. Gemeinsam haben wir also schon bewirkt, die Stadt bienenfreundlicher zu gestalten. Wir laden insbesondere junge Menschen ein, die sich für Klimaschutz einsetzen, die Möglichkeiten zu nutzen, die wir hier bieten“, so der Vereinsvorstand.

Uwe Menschner / 26.01.2022

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